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Nach einigen turbulenten Jahren bei Fortis รผbernahm 2018 der Unternehmer Jupp Philipp den Steuerknรผppel in Grenchen. Eine ganze Weile war es trotzdem – zumindest von AuรŸen betrachtet – recht still um den Schweizer Uhrenhersteller (was schon eher ungewรถhnlich ist, wenn ein neuer Geschรคftsfรผhrer รผbernimmt). Mittlerweile legen Jupp und seine Mitarbeiter aber ein strammes Tempo vor: Die neue Fortis Flieger-Familie hat nach der Lancierung des F-43 Bicompax Chronographen und den kompakteren Dreizeiger-Modellen F-41 und F-39 Automatik weiter Zuwachs mit dem dem Titan-Modell F-43 Triple GMT (mit Kenissi/Tudor-Kaliber) bekommen. Ein guter Grund fรผr eine Momentaufnahme: Wie schlagen sich die neuen Eckpfeiler des Fortis-Sortiments?

Der Weg zur Fortis Flieger – Takeoff mit Jupp Philipp?

Funktionale Fliegeruhren gehรถrten ab den 1930er Jahren verstรคrkt zum Sortiment des Schweizer Herstellers. Die Modellreihe mit dem schlichten Namen “Flieger” wiederum ist nunmehr seit รผber 30 Jahren fester Bestandteil des Fortis-Sortiments – seit 1987, um genau zu sein. Die Optik der Flieger hat sich รผber die Jahrzehnte allerdings stark gewandelt: Zunรคchst zeigte sich das Modell designtechnisch im Dunstkreis klassischer B-Muster Beobachtungsuhren.

Evolution der Fortis Flieger

Auch wegen dieses nicht grade vor innovativen Ideen sprรผhenden Designs, standen die Fortis Flieger-Modelle (bisher zumindest) im Schatten des ziemlich beliebten Fortis B-42 Cosmonauts Chronographen, der in Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtbehรถrde ROSKOSMOS entstanden ist und seit 1994 zur offiziellen Standardausrรผstung der russischen Kosmonauten gehรถrt.

Fortis-Reklame-1953

Seit Ende 2018 hat Fortis einen neuen Ersten Offizier: der Unternehmer Jupp Philipp ist zwar branchenfremd (er stammt aus einem seit รผber 100 Jahren tรคtigen Familienunternehmen im Bereich Fruchtsaftkonzentrate), eine Leidenschaft fรผr Uhren kann man dem gebรผrtigen Deutschen mit Blick auf seine beachtliche Uhrensammlung (Fortis inklusive) aber keineswegs absprechen.

Allerdings war es – trotz des frischen Windes – eine ganze Weile recht ruhig um Fortis. Man fragte sich als AuรŸenstehender fast: Wann kommt denn da endlich mal was Neues aus Grenchen? (vor allem im Vergleich mit dem grade mal 3 Autominuten entfernten Konkurrenten Breitling, der seit 2017 unter Georges Kern ein neues Modell nach dem anderen raushaut).

Wie mir im persรถnlichen Gesprรคch mit dem Fortis Marketing Director aber bestรคtigt wurde, haben sich die Schweizer zunรคchst vor allem auf die Optimierung interner Prozesse konzentriert, Investitionen getรคtigt (z.B. in eine neue, moderne Website) und renoviert. Auch in den sozialen Medien hat sich eine Menge getan: Insbesondere mit dem Youtube-Kanal will Fortis ein neues Publikum ansprechen. “Hangar-Talk” heiรŸt beispielsweise eine auf dem Grenchner Flughafen gedrehte Serie, in der waschechte Piloten zu Wort kommen – nicht mit Marketing-Blabla, sondern mit der Erlรคuterung von Erlebnissen im Pilotenalltag.

Das alles spricht schon dafรผr, dass Jupp Philipp mit seinem Einstieg bei Fortis nicht einfach nur den schnellen Franken machen will, sondern mit Bedacht Fortis zu alter Stรคrke zurรผckfรผhren und am Ende des Tages auch ein nachhaltig gesundes Unternehmen aufbauen will (dazu mehr im Fazit).

Ende 2020 war es dann auch endlich produktseitig soweit: die innerhalb der Sky-Kollektion lancierte, brandneue Fortis Flieger hat ein deutlich frischeres, modernes Gesicht bekommen und zeigt unter dem Motto “Toolwatch. Redefined.” in welche Richtung sich Fortis entwickeln will…

Fortis Flieger: Gemeinsamkeiten von F-43 Bicompax Chronograph, F-39 und F-41 Automatic und Triple GMT

Innerhalb der Flieger-Modellreihe gibt es mittlerweile drei Varianten: Den F-43 Bicompax Chronograph, eine Dreizeiger-Variante mit 39 und 41 mm Durchmesser (F-39 and F-41 Automatic) und die F-43 Triple GMT. Alle Varianten sprechen dieselbe Designsprache, die auf Funktionalitรคt, gute Ablesbarkeit und Schnรถrkellosigkeit ausgerichtet ist.

Von links: F-43 Triple GMT, F-41 Automatic, F-43 Bicompax Chronograph, F-39 Automatic

Gleichzeitig bringen die Fortis Flieger-Modelle einige durchaus eigenstรคndige und sehr moderne Designelemente mit – dafรผr sprechen beispielsweise viele liebevolle Details auf dem matt-schwarzen Zifferblatt wie die kontrastreichen, plastischen Stunden-Indizes aus Super-Luminova X1, die auf einer leicht erhobenen, รคuรŸeren “Schiene” aufgebracht sind. Fortis hat dieses Designmerkmal, welches die Ablesbarkeit unterstรผtzen soll, “Brixtrack” getauft (abgeleitet von den englischen Wรถrtern “Bricks” fรผr “Ziegelstein” und “Track” fรผr “Schiene”).

Ins Auge stechen insbesondere auch die orangen Akzente, die dank Effektlack vom Schweizer Spezialisten Berlac richtig knallen (“Berlac Fluor Orange”). Und wenn ich knallen schreibe, dann meine ich auch knallen: Die Sรคttigung des Orange-Farbtons ist extrem hoch, die Farbe wirkt fast schon neonartig.

Die neon-orangen Highlights kommen einheitlich bei der Datumsfeld-Umrandung, bei den Sekundenzeigern, (teilweise) bei den Schriftzรผgen sowie bei der “Synchroline Calibrating Unity” zum Einsatz. Bei letzterem handelt es sich um eine Kreation von Fortis, die sich optisch in einem orangefarbenen Akzent an der Oberseite zwischen 11 Uhr und 01 Uhr ausdrรผckt.

Fortis Synchroline

Funktional soll das Synchroline-Feature Piloten bei Formationsflรผgen durch einen einfachen visuellen Indikator dabei unterstรผtzen ihre Uhren untereinander zu synchronisieren (wรคre ja auch irgendwie ungeschickt, wenn ein Pilot mehrere Sekunden vor dem nรคchsten scharf zur Seite zieht ๐Ÿ˜‰ ). Da sich meine Aeronautik-Kenntnisse allerdings auf Netflix-Abende mit Leonardo DiCaprio (Aviator, Catch Me If You Can), Tom Cruise (Top Gun) & Co. beschrรคnken, kann ich nicht wirklich beurteilen wie hoch die praktische Relevanz tatsรคchlich ist. Schรคtzungsweise hat diese Funktion aber fรผr wahrscheinlich 99,9% der Uhrenfreunde keine echten Alltags-Nutzen (genauso wenig wie eine Taucheruhr mit 60 bar Wasserdichtigkeit ๐Ÿ˜‰ ). Ein echter Blickfang ist die Synchroline aber allemal und durch das phรคnomenal beidseitig entspiegelte Saphirglas kommen Details wie diese auch richtig genial zur Geltung (es wirkt fast so als sei gar kein Glas verbaut – eine so tolle Entspiegelung kriegen nur wenige Hersteller hin, darunter Breitling).

รœbrigens: Bei allen Flieger-Modellen hat Fortis auch die Zahl “13” im Datumsfeld in der Farbe orange umgesetzt (alle anderen Ziffern sind weiรŸ). Fortis nennt die Zahl 13, mit der man typischerweise eigentlich eher Unglรผck assoziiert, “Lucky Number” und will mit diesem kleinen “Easter Egg” an verschiedene Zeitpunkte in der Geschichte von Fortis anspielen: So verstarb beispielsweise Walter Vogt am Freitag, den 13. September 1957, woraufhin seine beiden Sรถhne die Geschรคfte รผbernahmen. Und noch eine 13 aus der jรผngeren Vergangenheit: Jupp Philipp hat Fortis an einem Freitag mit 13 Mitarbeitern รผbernommen. Neuerscheinungen kรผndigt Fortis auรŸerdem nur noch am 13. Tag eines Monats an. Aberglรคubisch darf man als Fortis-Mitarbeiter definitiv nicht sein! ๐Ÿ˜‰

Auch das dreireihige, von Fortis “Block Bracelet” getaufte Stahlband ist ein gemeinsames Merkmal aller Modelle. Die Bandglieder sind sauber aufeinander abgestimmt und verschraubt. Das Band ist รผberaus massiv und trรคgt damit zur hochwertig wirkenden Haptik der Fortis Flieger bei.

Der BandanstoรŸ ist bei allen (!) Flieger-Modellen 21 mm breit, was die Suche nach Bรคndern von Drittanbietern bzw. “von der Stange” etwas erschwert (typische GrรถรŸen sind 20 und 22 mm). Praktisch ist aber auf jeden Fall, dass die Hรถrner durchbohrt sind und das Stahlband somit mit einem einfachen Schraubendreher entfernt werden kann – so spart man sich das nervige “Herumpopeln” an den Federstegen an der Unterseite, was erfahrungsgemรครŸ schnell auch mal fรผr unschรถne Kratzer sorgen kann.

Praktisch: Bei allen Flieger-Modellen ist eine Schnelljustierung in die SchlieรŸe integriert, mit der man die Bandlรคnge รผber einen “Push”-Knopf in 1 mm-Schritten fรผr insgesamt 10 mm anpassen kann. Das funktioniert im Alltag ganz hervorragend und ist insbesondere im Sommer ein sinnvolles Feature, wenn der Handgelenkumfang mit steigenden Temperaturen รผber den Tag sukzessive zunimmt. Leider sind solche Mechanismen heutzutage noch lรคngst nicht Standard – Breitling beispielsweise weigert sich vehement ein solches System bei den Stahlbรคndern einzusetzen (warum auch immer).

Die Oberflรคchenbearbeitung des Gehรคuses ist bei allen Modellen im Wesentlichen identisch: Durchgรคngig satiniert und ohne Schnickschnack. Nicht mehr und nicht weniger. Das passt zweifellos zu einer massiven Toolwatch wie der Fortis Flieger. Die Wasserdichtigkeit des Gehรคuses ist mit 20 bar (zumindest fรผr eine Fliegeruhr) beachtlich – die Fortis Flieger-Modelle dรผrfen damit bedenkenlos bei Tauchsportaktivitรคten am Arm bleiben. Der verschraubte Gehรคuseboden beinhaltet neben der Gravur eines stilisierten Propellers auรŸerdem einen eingravierten, bedeutungsschwangeren Spruch… ๐Ÿ˜‰

Ein weiteres gemeinsames Merkmal aller Flieger-Modelle ist die Lรผnette, die sich optisch durch einen schmalen schwarzen Ring vom Gehรคuse abhebt und das Saphirglas durch ihre nach innen gewรถlbte (konkave) Form zusรคtzlich schรผtzt. Die konkave Lรผnettenform verleiht den Fortis Flieger-Modellen auf jeden Fall eine nette Besonderheit. Man beachte aber: Durch die unรผbliche Form werden die Flieger-Modelle von der Seite optisch deutlich erhรถht – beim Fortis Flieger F-43 Bicompax Chronographen beispielsweise wird das 11 mm hohe “Grundgehรคuse” (ohne Lรผnette) um zusรคtzliche 5 mm erhรถht.

Was mir besonders positiv an den bidirektional drehbaren Flieger-Lรผnetten bzw. der GMT-Lรผnette aufgefallen ist, ist zum einen die Griffigkeit dank einer feinen Riffelung der Lรผnette und, zum anderen, ein perfekter Rast-Mechanismus. Das Rasten der Lรผnette fรผhlt sich zwar zunรคchst etwas ungewohnt an, funktioniert aber (dank Kugellagerung) mit perfekt-sattem Widerstand. Die Klicks sitzen auรŸerdem hochprรคzise mit Null Komma Null Spiel. Ich kann an dieser Stelle jedem nur empfehlen die Mechanik selbst mal auszuprobieren, damit ihr versteht was ich meine. Ich bin auf jeden Fall ziemlich begeistert.

Fortis Flieger F-43 Bicompax Chronograph

Das Modell Fortis Flieger F-43 Bicompax markierte Ende 2020 den Startschuss fรผr die neue Flieger-Kollektion. Das charakteristischste Merkmal des Modells ist das sogenannte Bicompax-Design, sprich: Die Umsetzung typischer Chronographen-Funktionen mit zwei Totalisatoren (30 Minuten-Zรคhler rechts und kleine Sekunde links) anstelle der typischen drei. Das erlaubt – auch dank des Datums auf “6 Uhr” – eine perfekte Zifferblatt-Symmetrie.

Im Fortis Flieger F-43 Bicompax Chronographen tickt das Kaliber UW-51, welches auf dem bewรคhrten und robusten Sellita-Standardkaliber SW510 mit 28.800 bph und 48 Stunden Gangreserve beruht. Fortis pimpt das Kaliber mit einem eigenen Rotor und einer hauseigenen Feinregulierung. Praktisch lรคuft die mir zum Test รผberlassene Fortis Flieger F-43 Bicompax mit +2,1 Sekunden pro Tag im Chronometer-Bereich (wenngleich Fortis bei den Flieger-Modellen auf eine offizielle COSC-Zertifizierung verzichtet – mit Ausnahme der Triple GMT, dazu gleich mehr).

Mit 43 mm Durchmesser und 54 mm Horn-zu-Horn wirkt der F-43 Bicompax Chronograph definitiv sehr prรคsent am Handgelenk. Das liegt auch am Kaliber: Das Sellita SW510 ist, wie auch das baugleiche ETA 7750, vergleichsweise hoch konstruiert, weshalb logischerweise auch der Fortis Flieger F-43 Bicompax Chronograph alles andere als eine flache Uhr ist (Hรถhe = 15,5 mm).

Die konkave Lรผnette leistet ebenfalls ihren Beitrag dazu, dass der Fortis Flieger Chronograph von der Seite ziemlich wuchtig wirkt. Mal eben unter’m Hemd verschwinden lassen ist bei dem Modell also eher nicht drin (wer solch eine Uhr sucht, ist beim Fortis Flieger Chronographen aber eh falsch ๐Ÿ˜‰ ). Die Proportionen (Durchmesser vs. Hรถhe) sind aber auf jeden Fall stimmig. Und: Durch die stark nach unten gezogenen Hรถrner braucht man nicht unbedingt Arme wie Schwarzenegger zu haben.

Eckdaten Fortis Flieger F-43 Bicompax (F4240004 und F4240005):

  • Kaliber UW-51 (Basis: Sellita SW510 Automatik)
  • Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
  • Beidseitig drehbare 12 Std. Lรผnette mit 24 Klicks
  • Saphirglas mit beidseitiger Entspiegelung
  • Verschraubte Sicherheitskrone
  • Super-Luminova X1 mit grรผnem Nachleuchten
  • Durchmesser 43 mm, Hรถhe 15,5 mm
  • Horn-zu-Horn 54 mm
  • SchlieรŸe aus Edelstahl mit Schnelljustierung
  • Gewicht am Stahlband (eingestellt auf ca. 18,5 cm Handgelenkumfang): 224 Gramm
  • Listenpreis 3800โ‚ฌ (am Stahlband) bzw. 34500โ‚ฌ (am Lederband)
  • 5 Jahre Herstellergarantie (nur via Online-Bestellung direkt bei Fortis)

Fortis Flieger F-39 Automatic und F-41 Automatic

Die Modelle Fortis Flieger F-39 und F-41 Automatic sind die Dreizeiger-Pendants zum Fortis Flieger F-43 Bicompax. Das Zifferblatt-Design der beiden Modelle ist, bis auf die fehlenden Totalisatoren, im Wesentlichen identisch mit dem des Chronographen (Berlac Fluor Orange-Akzente, Brixtrack, Fliegerdreieck mit zwei Punkten auf “12 Uhr” etc.).

Mit der F-39 Automatic hat Fortis eine Variante lanciert, die auch fรผr etwas schmalere Handgelenke geeignet ist – allzu zarte ร„rmchen sollte man aber auch bei diesem Modell nicht haben (Horn-zu-Horn-MaรŸ = 49 mm). Hinzu kommt: Durch die konkave Lรผnette wirken auch die auf dem Papier deutlich verschlankten Flieger Automatic-Modelle ziemlich sportlich (Hรถhe ca. 12 mm). Oder kurz gesagt: Sowohl die Fortis F-39, als auch die F-41 Automatic sind ganz sicher eines nicht: Dresswatches ๐Ÿ˜‰ .

Am Ende des Tages kam mir sogar die F-39 an meinem Handgelenk mit rund 19 cm Umfang recht passend vor (und ich trage ziemlich selten Uhren unter 40 mm), die F-41 wirkte in der Summe aber noch etwas stimmiger an meinem Arm.

Von oben: Flieger F-43 Bicompax Chronograph, Flieger F-39 und Flieger F-41

Eckdaten Fortis Flieger F-39 (F4220005 und F4220006) und F-41 Automatic (F4220008 und F4220009):

  • Durchmesser 39 mm bzw. 41 mm
  • Hรถhe ca. 12 mm (beide Varianten)
  • Horn-zu-Horn 49 mm bzw. 52 mm
  • Beidseitig drehbare 12 Std. Lรผnette mit 24 Klicks
  • Saphirglas mit beidseitiger Entspiegelung
  • Super-Luminova X1 mit grรผnem Nachleuchten
  • Kaliber UW-30 (Basis: Sellita SW200-1)
  • Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
  • Gewicht am Stahlband (eingestellt auf ca. 18,5 cm Handgelenkumfang): 191 Gramm (F-41) bzw. 185 Gramm (F-39)
  • Listenpreis 2400โ‚ฌ (am Stahlband) bzw. 2050โ‚ฌ (am Lederband)
  • 5 Jahre Herstellergarantie (nur via Online-Bestellung direkt bei Fortis)

Fortis Flieger F-43 Triple GMT

Auch eine GMT-Variante ergรคnzt mittlerweile die Flieger-Kollektion. Und diese kommt zum Glรผck nicht mit einer Lรผnette im ausgelutschten Pepsi-Design. Ganz im Gegenteil: Die Lรผnette ist – wie auch bei den anderen beiden Flieger-Modellen – ein vergleichsweise dezenter und zurรผckhaltender Teil der F-43 Triple GMT.

Der Beiname “Triple” kommt nicht von ungefรคhr: Neben der lokalen Uhrzeit (die sich รผber die “normalen” Stunden-/Minuten-Zeiger einstellen lรคsst), kann man natรผrlich auch eine zweite Zeit (z.B. Heimatzeit, via orangen GMT-Zeiger mit Bezug zur innenliegenden 24-Stunden-Skala) auch noch eine dritte Zeitzone einstellen (mit Bezug zur bidirektionalen Lรผnette).

Die Oberflรคchenbearbeitung des Triple GMT-Zifferblattes unterscheidet sich durch einen feinen, vertikalen Streifenschliff von dem der Automatic-Modelle und des Bicompax-Chrongraphen. Ein weiterer Unterschied betrifft die Leuchtmasse (weiรŸ statt grรผn im Hellen) und das Nachleuchten: Die Super-Luminova der Triple GMT strahlt im Dunkeln blau statt grรผn und es liegt in der Natur der Sache, dass das blรคuliche Nachleuchten die Ablesbarkeit nicht ganz so gut unterstรผtzt wie das grรผne.

Das Gehรคuse der Fortis Flieger GMT ist aus Titan Grade 2. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Alpha-Reintitan, welches zwar nicht ganz so kratzfest wie Titan Grade 5 ist, dafรผr aber besonders korrosionsbestรคndig ist. Im industriellen Kontext wird Titan Grade 2 typischerweise in Bereichen eingesetzt, in denen es darauf ankommt, dass das Material eine Passivschicht (Oxidschicht) ausbildet und dadurch Korrosion verhindert wird (zum Beispiel in der der chemischen und der Offshore-Industrie sowie in der Luftfahrtkonstruktion).

Titan wirkt optisch naturgemรครŸ deutlich grรคulicher als Edelstahl, was den Toolwatch-Charakter der Flieger Triple GMT noch weiter unterstreicht. Titan ist auรŸerdem amagnetisch und nickelfrei. Wegen letzterer Eigenschaft ist die Fortis Flieger F-43 Triple GMT auch eine Option fรผr Uhrenfreunde, die Probleme mit Kontaktallergien haben.

Am Ende des Tages ist aber natรผrlich das deutlich geringere Gewicht (und damit ein deutlich verbesserter Tragekomfort) der Hauptvorteil von Titan: Das Gewicht der Flieger Triple GMT am Titanband (eingestellt auf einen Handgelenkumfang von ca. 18,5 mm) betrรคgt schlappe 151 Gramm. Zum Vergleich: Der fast gleich groรŸe Fortis Flieger F-43 Bicompax Chronograph bringt 224 Gramm auf die Waage, die (ebenfalls mit Kenissi-Kaliber ausgestattete) Tudor Black Bay GMT kommt auf immerhin 184 Gramm – ein Unterschied, der sich im Alltag bei mehreren Stunden Tragezeit definitiv bemerkbar machen kann.

Fortis Werk 13

Hinter dem mysteriรถsen Kaliber-Namen “Werk 13”, welches in der Fortis Flieger F-43 Triple GMT tickt, verbirgt sich dieses mal kein Sellita-Standardkaliber, sondern ein Kaliber aus der Schmiede der Tudor-Tochter Kenissi. Tudor bzw. Kenissi zielt durch Kooperationen mit Chanel, Cartier, der Jung-Marke Norquain und eben auch mit Fortis darauf ab die Werkeproduktion in Schwung zu bringen und einen Gegenpol zu den mรคchtigen Marktakteuren Sellita und ETA aufzubauen.

Das Werk 13, welches natรผrlich nicht zufรคllig die Zahl “13” beinhaltet (siehe oben), bringt auf jeden Fall einige gute Argumente mit, mit denen sich Fortis von der Konkurrenz abheben kann – darunter eine Chronometer-Zertifizierung von der COSC, mehr als ordentliche 70 Stunden Gangreserve und eine “echte”, vollwertige GMT-Funktion, die dafรผr sorgt, dass der Stundenzeiger knackig und prรคzise von Stunde zu Stunde springt, ohne dass die Uhrzeit stoppt. Man kann die Uhrzeit also, z.B. nach der Landung in einer Stadt in einer anderen Zeitzone, ratz fatz umstellen. Die Unruh oszilliert auรŸerdem unter einer Art Brรผcke mit Zwei-Punkt-Fixierung – das soll die StoรŸfestigkeit erhรถhen.

Die Unruh-Brรผcke des Werk 13

Eckdaten Fortis Flieger F-43 Triple GMT (F4260000):

  • Kenissi-Kaliber “Werk 13” mit Automatikaufzug
  • Gehรคuse aus Titan Grade 2
  • Durchmesser 43 mm, Hรถhe 15 mm
  • Horn-zu-Horn 54 mm
  • Gewicht am Titanband (eingestellt auf ca. 18,5 cm Handgelenkumfang): 151 Gramm
  • 12 Std. GMT-Lรผnette (24 Klicks)
  • Saphirglas mit beidseitiger Entspiegelung
  • Wasserdichtigkeit 200 Meter / 20 bar
  • Verschraubte Sicherheitskrone
  • Super-Luminova X1 mit blauem Nachleuchten
  • Listenpreis 4600โ‚ฌ (am Titanband) bzw. 4150โ‚ฌ (am Lederband)
  • 5 Jahre Herstellergarantie (nur via Online-Bestellung direkt bei Fortis)

Fazit zur Fortis Flieger

Die strategische StoรŸrichtung von Fortis zeigt sich deutlich in der Flieger-Modellreihe: Nachhaltigkeit und ein klarer Markenkern statt der schnelle Franken lautete ganz offensichtlich die Devise bei der Entwicklung der neuen Modelle. Das zeigt sich insbesondere darin, dass Jupp Philipp darauf verzichtet hat sich sofort nach Amtsantritt auf die (eigentlich beliebtere) B-42 Cosmonauts zu stรผrzen, um diese auf Teufel komm raus und hastig mit Limited Editions auszuschlachten. Stattdessen hat sich der Fortis-Chef zusammen mit seinem Team vergleichsweise viel Zeit fรผr die ersten komplett neuen, modernen und von einer guten Portion Eigenstรคndigkeit geprรคgten Toolwatches genommen (ein neuer Fortis Cosmonaut Chronograph steht trotzdem auf meiner persรถnlichen Wunschliste ๐Ÿ˜‰ ).

In einschlรคgigen Uhrforen liest man hin und wieder Kommentare, dass die neue Fortis Flieger zu teuer sei. Sowas ist natรผrlich schnell “rausgehauen”. Der eine oder andere schwelgt anscheinend noch in den Erinnerungen an frรผhere Rabattschlachten (dazu gleich mehr).

Nun, dass die neuen Flieger-Modelle selbstbewusst bepreist sind, wird selbst Fortis sicherlich nicht abstreiten. Zum Vergleich: Die Black Bay GMT der Rolex-Tochter Tudor kostet 3770โ‚ฌ, die Norqain Freedom 60 GMT liegt bei 3530โ‚ฌ (beide Modelle ebenfalls mit Kenissi GMT-Kaliber, aber “nur” mit Stahlgehรคuse und Stahlband).

Vor der namhaften Schweizer Konkurrenz braucht sich Fortis aber keineswegs zu verstecken: Qualitativ stehen die neuen Flieger-Modelle meiner Meinung nach auf jeden Fall in einem guten Verhรคltnis zum Preis (siehe beispielsweise das gut abgestimmte Stahl- bzw. Titan-Band mit Feinjustierung, die genialen Zifferblatt-Akzente, die perfekte Lรผnetten-Rastung etc.) – wenngleich man sicher nicht von einem Schnรคppchen sprechen kann.

Fortis hat aber am Ende des Tages gar keine andere Wahl als sich im deutlich hรถherwertigeren Segment zu positionieren und damit Marken wie Breitling oder Tudor herauszufordern: Zum einen zeigen Markt-Analysen, dass in der ohnehin schon krรคnkelnden Uhrenindustrie insbesondere Unternehmen leiden, die auf erschwingliche Preise setzen. Strategisch wรคre es also schlichtweg sinnlos die Preisschraube nach unten zu drehen und das “Massengeschรคft” zu forcieren. Das wรผrde auch gar nicht zur UnternehmensgrรถรŸe passen: Fortis ist mit knapp 30 Mitarbeitern ein eher kleiner Uhrenhersteller – mir fehlt absolut die Fantasie, warum man in Grenchen die Produktion extrem hochfahren sollte, um gรผnstige Modelle in groรŸen Mengen zu produzieren. Das wรผrde so gar nicht mit dem Ziel zusammen passen, Fortis nach vielen turbulenten Jahren nunmehr als gesunden Schweizer Uhrenhersteller zu etablieren.

AbschlieรŸend sei noch gesagt, dass die neuen Fortis Flieger-Modelle nicht mal ansatzweise mit den (teilweise absurden) Rabatten zu finden sind, die in der Vergangenheit von diversen Hรคndlern gewรคhrt wurden. Und auch, wenn sich der Wahl-Schwabe in mir ein klein wenig ziert, sage ich: Verdammt gut so! Denn kaum nachvollziehbare XXL-Rabatte sind am Ende des Tages fรผr den Schnรคppchenjรคger zwar schรถn und gut, fรผr viele Uhrenliebhaber aber schlicht nicht nachvollziehbar und daher langfristig definitiv auch schรคdigend fรผr das Image eines Unternehmens.

Kurzum: Ich denke Fortis ist auf einem goldrichtigen Weg und ich bin gespannt, wo die Reise noch hingeht…

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6 Kommentare
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Michael
7 Monate zurรผck

Danke fรผr die tollen Reviews.

Eine Frage :

Ist in der F 39 jetzt das Performance Uhrwerk aus der M 40 verbaut ? Laut Fortis Webseite ist das so.

Michael M. aus W. an der W. in NRW/BRD
11 Monate zurรผck

Schon seit sehr langer Zeit hat mich keine Uhr so scharf gemacht wie die F-43 Bicompax. Immer wieder รคhnliches Design oder ganz schrottig wie die Breitling Modeรผhrchen, nur noch Diver, das wurde auf Dauer schwer langweilig. Und jetzt kommt da so ein Teil, was mich mรคchtig anmacht. Genau so muรŸ eine richtig gute Uhr aussehen. Die anderen Versionen auf der Fortis-Heimseite ohne die prรคgnanten Farbakzente finde ich relativ langweilig, aber diese Kombination aus der komplett matten Uhr und diesen Farben ist einfach schwer aufregend und macht mich mรคchtig an. Der einzige Hinderungsgrund, sofort loszurennen und mir eine neue Uhr zu kaufen, ist der doch nicht geringe Preis. 3800โ‚ฌ habe ich nicht gerade so rumliegen. Aber Du hast in dem ganz feinen Artikel sehr genau die Preispolitik beschrieben und das ist auch nachvollziehbar. Trotzdem ist der Preis schon eine Hausnummer. DaรŸ, Deinen Angaben nach, die Uhr am Lederband 34500โ‚ฌ kosten soll, halte ich dann doch fรผr etwas รผbertrieben.

Jedenfalls ganz herzlichen Dank fรผr den Artikel und diesen Hinweis auf eine wunderschรถne und sehr aufregende Uhr. Und jetzt wird das gute alte Sparschwein wieder reaktiviert.

Markus K.
2 Jahre zurรผck

Wenn das so weiter geht, dann breitet sich Rolex richtig aus. Jetzt hat man auf Umwegen also auch bei Fortis die Finger im Spiel. Aber das sehe ich nicht negativ. Das Herz der GMT sieht von hinten genauso aus wie das MT5602โ€ฆ offenbar Baukastensystem. Wenn das Werk in der GMT-Version auch so zuverlรคssig und hochprรคzise tickt wie meine Black Bay, dann ist das eine Win-Win-Situation. Wobei ich 800 Euro Mehrpreis gegenรผber der Tudor GMT schon sportlich sehe. Aber noch im Rahmen.
รœbrigens: Fortis beweist besonderen Humor: Die Uhren zeigen auf Fotos das branchenรผbliche 10-nach-10โ€ฆ aber bei Modellen mit Wochentagsanzeige Freitag, den 13. Das ist abgefahren!

Michael
3 Jahre zurรผck

Auf fast allen Produktfotos auf der Fortis-Seite ist die 13 beim Datum weiรŸ, nicht orange (nur auf einem kann man, wenn auch unscharf, ein oranges Datum sehen). Hast Du eine Idee, warum?

Mario
3 Jahre zurรผck

Hallo Mario!!!
Super Bericht, wie immer ein Genuss zu lesen!!!
Ps.Hab schon etwas gelesen รผber die neuen Fortis Flieger!!!
Interessante Uhr!!!
Bei deinem Bericht kommen die Features besser raus als bei diversen Zeitschriften, muss man auch Sagen!!!
Lg aus ร–sterreich