Die Designvorlage für die neue Taucheruhr Super Marine von Aquatico ist ein nicht allzu bekanntes Relikt aus vergangenen Uhrzeiten: Die im Jahre 1971 erstmalig vorgestellte Omega Seamaster 1000 Ref. 166.0093 mit einem patentierten, mächtigen Monobloc-Gehäuse. Doch was „taucht“ die aktuelle Hommage von Aquatico, die nunmehr bemerkenswerterweise in einem Gehäuse aus Titan Grad 5 kommt? Schauen wir’s uns an…


Eckdaten Aquatico Super Marine:
- Japanisches Automatik-Kaliber Miyota 9015
- Saphirglas mit Antireflex-Beschichtung auf der Innenseite
- Heliumventil bei „2 Uhr“
- Wasserdichtigkeit 300 bar / 300 Meter
- Durchmesser: 44mm
- Höhe: 15.5mm
- Horn-zu-Horn: 50 bis 55 mm (siehe unten)
- Bandanstoß: 24mm
- Gehäuse aus Titan Grad 5
- Lünetten-Inlay aus matter Keramik
- Dichtungen aus Viton und Tefzel
- Kautschukband und Lederband
- Super-LumiNova
- ca. 420€ inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer, direkt über Aquatico

Aquatico Super Marine: Hintergründe zur Designvorlage Omega Seamaster 1000
Als Omega Mitte der 60er Jahre beschloss, eine Taucheruhr für Profis zu entwerfen, haben die Schweizer darauf verzichtet einfach nur die 1957 eingeführte Omega Seamaster 300 weiterzuentwickeln: Die Omega-Entwickler starteten ganz frisch am Reißbrett und tüftelten dabei zwei „Ploprof“-Modelle aus (abgeleitet von Plongeur Professionnel = frz. für „Berufstaucher“). Die Ploprof-Familie bestand aus der Seamaster 600 (Ref. 166.077) und einem Prototyp der Seamaster 1000 (Ref. 166.093). Der Name „Ploprof“ blieb jedoch nur bei der Seamaster 600 bestehen, die Seamaster 1000 wurde unter Omega-Sammlern als „Le Grand“ bekannt.
Omega selbst hat Stand Mitte 2025 kein einziges Modell mehr im Designdunstkreis der Omega Seamaster 1000 im Sortiment – den Schweizern ist es vielleicht einfach zu riskant, um das eigenwillige Design am heutigen Markt zu testen. Umso beliebter waren in den letzten Jahren entsprechende Hommagen von Microbrands wie Helson mit der Sharkmaster 1000 oder Crepas mit der Decomaster oder der Le Grand, die jeweils ratzfatz ausverkauft waren.
Insofern trifft Aquatico – auch mit Blick auf diverse Foren – offenbar einen Nerv: die erste Charge der Super Marine war ziemlich schnell ausverkauft. Auf der Grundlage dieses Erfolgs hat Aquatico nun 2025 für Nachschub im originalgetreuen Design, aber mit modernen Materialien (Keramik, Titan) gesorgt.

Aquatico Super Marine im Test
Eine linksseitige Krone, auch bekannt als “Destro” (abgeleitet von dem häufig von Panerai-Fans für Linkshänder-Modelle verwendeten, italienischen Begriff für “Rechts”) ist an sich erst mal nichts Neues.
Spannend ist aber der historische Nutzen einer linksseitigen Kronen-Anordnung: Früher wurden Taucheruhren wie beispielsweise von Panerai in den Anfangstagen des professionellen militärischen Tauchens tatsächlich häufig rechts getragen, da das linke Handgelenk für anderes Equipment wie beispielsweise Tiefenmesser belegt war. So bestellte beispielsweise auch die französische Marine ab 1970 die „Snowflake“ Tudor-Ref. 9401-Uhren in einer Destro-Konfiguration.
Später wurde die linksseitige Krone-/Drücker-Anordnung von Einsatzkräften als praktisches Feature entdeckt, da sich Drücker/Krone beim Bewegen des Handgelenks nicht in die Handaußenseite bohren können – und das empfinde ich auch in meinem „langweiligen“ Alltag, der so rein gar nichts mit professionellem Tauchen oder sonstigen Einsätzen zu tun hat, als Vorteil, zum Beispiel, wenn ich meine Tochter auf den Arm nehme.
Ich empfinde es gleichzeitig auch nicht als Nachteil, dass man bei einer Linkshänderuhr die Krone nicht einstellen kann, während die Uhr am Handgelenk ist – und das sollte man auch sowieso tunlichst vermeiden: Das Stellen der Uhr am Handgelenk führt immer zu einer hebelnden Wirkung an der Krone. Das kann dazu führen, dass die Krone bzw. Aufzugwelle verbogen wird und die Krone anfängt zu „eiern“. Und wenn die Krone leicht zu eiern beginnt, ist das immer eine Gefahr für die Wasserdichtigkeit, weil die Dichtung nicht mehr vollständig am Tubus anliegt.
Wer trotz meiner Lobeshymnen auf linksseitige Kronen dennoch lieber eine rechtsseitige Krone haben will: Die aktuelle Super Marine gibt es in beiden Varianten.

Das charakteristischste Merkmal der Aquatico Super Marine ist zweifellos das bullige Gehäuse, das im Wesentlichen dem der Omega Seamaster 1000 166.0093 entspricht. Während die erste Super Marine aus 2022 ein richtig fetter, massiver Klotz Stahl mit einem Durchmesser von 44 und einem Kampfgewicht von 177 Gramm (am Kautschukband) war, so ist das Modellgewicht nun dank leichtem Titan immerhin auf 124 Gramm reduziert worden – und das kann sich im Alltag, vor allem im Sommer, absolut bemerkbar machen.
Bemerkenswerterweise handelt es sich um Titan vom Grad 5. Das muss man insofern hervorheben, da die Produktion deutlich anspruchsvoller ist als bei Titan Grad 2 (weswegen günstigere Uhren normalerweise eben in Titan Grad 2 kommen): Die Kombination aus hoher Festigkeit, geringer Wärmeleitfähigkeit und Tendenz zur Kaltverfestigung führt bei der Verarbeitung von Titan Grad 5 zu einem schnelleren Werkzeugverschleiß und erfordert spezielle Werkzeuge und Kühlmittel sowie eine präzise Steuerung der Bearbeitungsparameter.
Edelstahl, Titan Grad 2 und Grad 5 können hinsichtlich ihrer Kratzfestigkeit gut verglichen werden – und zwar in Form der Härte nach Vickers (HV). Titan Grad 2 und Edelstahl liegen in etwa bei 200 HV, während Titan Grad 5 typischerweise bei 330 bis 370 HV liegt. Titan Grad 5 zieht im Alltag daher erfahrungsgemäß deutlich weniger Kratzer.
Aber zurück zur Wirkung der Uhr am Handgelenk: Auch wegen der stattlichen Höhe von 15,5 mm wirkt die Super Marine sehr mächtig und präsent am Arm. Vor dem Hintergrund braucht man sich gar nicht erst der Illusion hingeben, dass man die Super Marine mit Spargelärmchen sinnvoll tragen oder gar unter dem Hemdärmel verschwinden lassen kann. Auf der anderen Seite beträgt das Horn-zu-Horn-Maß wegen der speziellen Gehäuseform sehr humane 50 mm, zumindest an den äußeren Anstößen (d.h. Wölbung nicht mitgerechnet), wodurch die Super Marine dennoch recht gut tragbar ist (zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt ca. 18,5 cm). Auch das leichte Titan und die linksseitige Krone zahlen, wie beschrieben, natürlich auf den Tragekomfort ein.


Die Oberflächenbearbeitung des Gehäuses ist weitgehend einfach und „asketisch“ gehalten – so wie bei der Vorlage von Omega. Ins Auge sticht aber der markante, radiale Schliff. Das Lünetten-Inlay ist aus kratzfester Keramik und passenderweise matt-gebürstet. Die Wasserdichtigkeit des Gehäuses ist mit 30 bar bzw. 300 Meter nicht mehr ganz so beeindruckend wie die 100 bar bzw. 1000 Meter der ersten Super Marine aus 2022, aber natürlich immer noch locker für Profi-Tauchgänge mit Ausrüstung geeignet (99,99999% der Uhrenfreunde benötigen vermutlich ohnehin niemals in ihrem Leben mehr Wasserdichtigkeit). Darüber hinaus hat Aquatico dem Gehäuse ein Heliumventil spendiert, das unscheinbar an der Gehäuseseite auf der Höhe von „2 Uhr“ untergebracht ist.





Ein Heliumventil funktioniert wie ein Schnellkochtopf: Es sorgt durch automatisches Entweichen von Helium klassischerweise bei der Dekompression beim Auftauchen oder in der Dekompressionskammer für einen Druckausgleich im Inneren der Uhr, damit das Glas nicht abspringt. Euch sagen Begriffe wie Caisson-Krankheit, Chokes, DCS und Heliox so rein gar nichts? Nicht schlimm, dann bringt aber auch das Heliumventil nüchtern betrachtet keinerlei Nutzen. Da das Ventil aber unscheinbar ist und kein „Knubbel“ wie bei der Omega Seamaster 300m ist, stört es auch nicht (das wäre bei der deutlich wuchtigeren Aquatico Super Marine auch a bissl too much gewesen).
Auch das Zifferblatt entstammt im Wesentlichen der Omega Seamaster 1000: Charakteristisch sind vor allem die zusätzlichen Stundenindizes in Verlängerung zur außen liegenden Minuterie und der besonders große Index auf „12 Uhr“. Das matte Blatt hat außerdem eine feine Körnung spendiert bekommen.



Die allererste Super Marine aus 2022 kam noch mit einem Datum – das wirkte allerdings etwas mickrig mit Blick auf die wuchtige Erscheinung der Uhr. Damals habe ich angemerkt, dass der Verzicht auf ein Datumsfenster die geschicktere Lösung gewesen wäre – und hier wurde ich erhört: Die neue Super Marine kommt ohne Datumsfenster und sieht so meiner Meinung nach deutlich stimmiger aus. Kein Beinbruch, aber erwähnenswert ist dabei, dass die Kronenposition (Ghost Position) für das Datum allerdings vorhanden ist.



Aquatico liefert die Super Marine in einem dicken und dabei trotzdem flexiblen, gut verarbeiteten Kautschukband im ISOfrane-Stil aus. Der Bandanstoß beträgt 22 mm. Das Band verjüngt sich nicht und wirkt dadurch – passend zur Uhr – ziemlich mächtig.
Gut zu wissen: ISOfrane Straps mit ihrer dicken Machart und charakteristischen, schmalen Schließenlöchern, waren die Standard-Bänder bei vielen Taucheruhren der 60er und 70er Jahre und ersetzten die für Risse und Bläschenbildung anfälligen, damals gängigen Bänder aus Naturgummi. Wie bereits geschrieben handelt es sich „nur“ um ein Kautschuk im ISOfrane-Stil, also nicht um ein original ISOfrane, deren Markenrechte heute von der Synchron Uhren Manufaktur aus Wien gehalten werden, deren Kopf wiederum Rick Marei ist.
Ich habe mir vor einigen Jahren ein original ISOfrane gegönnt und kann daher im direkten Vergleich sagen, dass man qualitativ den Unterschied gegenüber dem Original natürlich schon bemerkt – das ist aber auch zu erwarten, denn das Original kostet alleine deutlich über 100 Flocken). Gegenüber dem Original hat das Aquatico-Lookalike aber sogar einen Vorteil: Es riecht nicht penetrant nach Vanille (das Aquatico-Band ist völlig geruchlos).
So oder so passt das Kautschuk im ISOfrane-Stil sehr gut zur Super Marine. Zusätzlich liegt in der Holzbox der Aquatico Super Marine auch noch ein Lederband, allerdings passt das Kautschuk naturgemäß deutlich besser. Ein optionales Titan-Mesh wäre natürlich noch der Hit gewesen. Vielleicht ja bei der nächsten Charge? 😉

Miyota 9015 statt PT5000 oder Seiko NH35
In der ersten Auflage der Super Marine tickte noch ein Kaliber PT5000, das 2015 erstmalig auf den Markt gebracht wurde und im Großen und Ganzen auf der Konstruktion des Schweizer ETA 2824-2 basiert. Verantwortlich für die Produktion ist die Firma Hong Kong Precision Technology. Insbesondere bei auf Hommagen spezialisierten China-Marken wie San Martin wird das Kaliber gerne genutzt.
Die Erfahrungsberichte in diversen Foren zum PT5000 stimmten erst mal grundsätzlich positiv: Man findet einige Stimmen über hohe Zuverlässigkeit und eine ordentliche Ganggenauigkeit. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit fehlen mir persönlich allerdings die Langzeiterfahrungen mit dem Kaliber. Am Ende des Tages steht und fällt die langfristige Zuverlässigkeit des Kalibers aber auf jeden Fall mit der Qualitätskontrolle.
Alles in allem erschien mir damals das PT5000 keine schlechte Wahl in der Preisklasse der Aquatico Super Marine zu sein – anno 2022 habe ich aber schon angemerkt, dass mit ein Miyota aus der 9000er Reihe lieber gewesen wäre. Und ich wurde erhört! Die neue Super Marine kommt, genau wie die Sea Dragon von Anfang 2025, nunmehr mit dem Miyota 9015 eine so ziemlich optimale Wahl in der Preisklasse der Sea Dragon. Als i-Tüpfelchen sagt Aquatico auch erstmals eine Ganggenauigkeit zu, und zwar im Rahmen von +/- 8 Sekunden pro Tag, dank zusätzlicher Aquatico-Reglage – eine gute Entscheidung, denn, wenn man etwas am Miyota 9015 kritisieren möchten, dann, dass die Ganggenauigkeit ab Werk mit -10 bis +30 Sekunden pro Tag nicht allzu rosig ist. Leider ist das Kaliber völlig undekoriert, weshalb ich – trotz der Freude über die Kaliberwahl – einen geschlossenen Boden mit Gravur (wie bei der ersten Super Marine aus 2022) bevorzugt hätte.



Fazit zur Aquatico Super Marine
Anno 2022 war die erste Charge der Aquatico Super Marine innerhalb weniger Tage ausverkauft. Die Beliebtheit des Modells (siehe auch Uhrforum) wundert mich jedenfalls nicht, da kaum ein Uhrenhersteller eine qualitiativ gut gemacht Uhr im historischen Design der Seamaster 1000 anbietet. Auch für mich persönlich ist die Super Marine die bisher beste Aquatico. Toll: Gegenüber 2022 hat sich der damalige Preis von umgerechnet 375€ gegenüber nunmehr rund 420€ (jeweils inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer) kaum erhöht – mit Titan Grad 5 (gegenüber Edelstahl) und dem Miyota 9015 (gegenüber dem PT5000) bringt die aktuelle Super Marine aber definitiv zwei sehr gute Argumente mit, die diesen Aufpreis mehr als rechtfertigen (und da reden wir noch gar nicht über die marktseitig bzw. im Allgemeinen stark angezogenen Preise der letzten Jahre).

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Moin Mario,
Es ist schon der helle Wahnsinn, was für EUR 420 inkl. 19% Einführumsatzsteuer (stimmt das wirklich?) möglich ist:
– Titan Grade 5
– matte, voll illuminierte Keramiklünette
– vernünftiges Miyota 9015 Werk mit Gangzusage (das Werk finde ich gar nicht mal hässlich mit seinen 3 Schrauben an der Rotorachse)
– Saphirglas entspiegelt (vermutlich ist auch der Glasboden aus Saphirglas)
– Heliumventil …
Da sieht man mal, wie manche Luxushersteller einen abzocken!
Zwei Fehlerchen sind mir im Text aufgefallen: Es finden sich unterschiedliche Angaben zur Bandanstossbreite (22 und 24mm). Und das Heliumventil scheint sich bei 3 und nicht bei 2 Uhr zu befinden.
PS: Bei Original ISOFRANE Kutschukbändern ist imo nicht nur der hohe Preis ärgerlich, sondern auch der meist erforderliche, nervige Import. Ich hatte mir mal eines für meine SQUALE 2002A gegönnt. Das kam am Ende sehr teuer. Als gute Alternative wird häufig BOREALIS genannt. Leider habe ich hierzu noch keine Erfahrung. Das AQUATICO Band scheint sogar aus FKM zu bestehen, es ist auf deren Webseite auch einzeln erhältlich. Klingt nicht so übel!
Schönen Gruß,
Frank
Preis/Leistung geht in Ordnung!
Als „Hommage“kann man nicht meckern,obwohl ich die“Monster-Variante“
schon mehr mag,weil Sie irgendwie vom Design eigenständig und
„Fallout-Charakter“aufweist! 😉
LG
THOR
Können wir das mit dem Zoll bitte beerdigen?
Der EU Zolltarif beträgt 0.80 Euro für eine mechanische Armbanduhr.
Die Umsatzsteuer ist dieselbe wie bei einem Kauf in der EU.
Problematisch ist höchstens die Zollabfertigungsgebühr von DHL und Konsorten. Die ist Wucher.
Nein können wir nicht 🙂
Ich finde 19% Einfuhrumsatzsteuer nicht unerheblich, von daher weise ich auch in Zukunft drauf hin 😉