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Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich erstmals über den (damals noch jungen) Uhrenhersteller DEKLA aus Stuttgart berichtet. Trotz der geographischen Nähe (ich komme ebenfalls aus dem Raum Stuttgart), haben DEKLA-Gründer Yuriy Shapiro und ich uns erst kürzlich getroffen. Aber wie sagt man so schön: Besser spät als nie!

Yuriy und seine Frau haben mich überaus freundlich empfangen und direkt losgelegt, um mir einige Produktionsschritte live zu demonstrieren. Und ich rede hier nicht etwa vom Zusammenbau von Komponenten bzw. dem Einschalen an Uhrmacher-Arbeitsplätzen – die gibt es zwar natürlich auch, aber der eigentliche Clou ist, dass DEKLA Uhrengehäuse, Zifferblätter und Zeiger komplett im eigenen Hause, an zwei Standorten in Stuttgart, fertigt. Insbesondere die Gehäusefertigung ist arbeitsintensiv: Vier Mitarbeiter sind am Standort vertreten, die sich um die Bedienung der CNC-Maschinen für das Fräsen und dergleichen kümmern.

Der große Vorteil: Dadurch, dass DEKLA quasi alle Komponenten im eigenen Hause herstellt, sind die Stuttgarter deutlich flexibler und unabhängiger von externen Lieferanten. Dass Yuriy umfangreich selbst produziert, ist sicher auch schlicht und ergreifend Ehrensache: Der ruhig und schüchtern wirkende gebürtige Ukrainer ist ausgebildeter Maschinenbau-Ingenieur.

Die überdurchschnittlich hohe Fertigungstiefe, also der hohe Anteil Eigenfertigung bei den Komponenten, kommt im Bereich Zeitmesser heutzutage nur noch höchstselten vor, da insbesondere viele kleinere Uhrenmarken Teile wie Gehäuse, Zeiger etc. in aller Regel international, häufig in Fernost, beschaffen – aus Kostengründen, denn schließlich erfordert alleine die Investition in die ganzen Maschinen eine beachtliche Summe. Und irgendjemand muss diese ganzen Maschinen ja auch bedienen. Kurzum: Eine eigene Produktion ist, insbesondere bei kleineren Marken wie DEKLA, eine echte Besonderheit, die ich als Uhrennerd persönlich sehr schätze. Die hauseigene Produktion ermöglicht darüber hinaus auch vielzählige Individualisierungsmöglichkeiten für den Kunden, darunter beispielsweise verschiedene Zeigersatz-Varianten.

Hier zunächst einige Eindrücke aus der Gehäusefertigung, in der das Werkstück seine Gehäuseform bekommt. Zunächst erfolgt das Drehen, bei dem u.a. auch das Gewinde für den verschraubten Gehäuseboden eingearbeitet wird. Anschließend werden die Teile mit Draht geschnitten (Drahterodiermaschine, EDM Cutting) bevor es zum Fräsen geht, um die Oberfläche zu optimieren und den Gehäuseboden zu gravieren. Zu guter Letzt erfolgt das Erstellen der Bohrlöcher für die Federstege und eine händische Feinbearbeitung.

Schauen wir mal genauer hin: Im hauseigenen, automatischen Tampondruckverfahren wird beispielsweise mit einem weichen Gummiballon (der sogenannte Tampon, der als eine Art Stempel fungiert) die Farbe von einer Druckplatte (sog. Klischee) aufgenommen und anschließend auf die Zifferblattoberfläche gedruckt – und zwar stets mehrfach, um einen hochwertigeren, plastischen Effekt, zum Beispiel durch dezent erhabene Indizes oder Ziffern, zu erzielen. Yuriy merkte dabei an, dass das Finden der optimalen Viskosität der Farben (vom Schweizer Speziallackhersteller Berlac) und der perfekte Druck schon mal mehrere Stunden Arbeit in Anspruch nehmen kann.

Bemerkenswert: Sogar die Klischees stellt DEKLA mittlerweile selbst her, und zwar mit einem Laser, der die gewünschten Zifferblattdrucke in einen Keramik-Block eingraviert.

Unter einem Mikroskop konnte ich die beeindruckend präzise und knackscharf gedruckten Zifferblätter selbst begutachten. Vor allem aber hat man in Yuriys Augen gesehen wie stolz er auf diese Perfektion ist.

Nach dem Bedrucken kommen die Zifferblätter in einen Ofen, um die Farbe einzubrennen und durch die hohen Temperaturen dauerhaft zu fixieren. Dies trägt auch dazu bei, dass die Drucke widerstandsfähiger gegenüber Abrieb, Chemikalien oder anderen Umwelteinflüssen sind.

Besonders spannend war auch ein Prototyp eines Guilloche-Zifferblattes, das Yuriy mir stolz zeigte – hergestellt auf einer Maschine der Marke Eigenbau (ein Foto von der Maschine durfte ich entsprechend leider nicht machen). Gut zu wissen: Die Guillochierung von Zifferblättern geht Überlieferungen zufolge auf einen Franzosen, Monsieur Guillot, und den Deutschen Hans Schwanhardt zurück und bezeichnet das Gravieren von geometrischen, aus feinen Linien bestehenden Figuren in dichtem, immer gleichem Abstand. 

Hier sehen wir eine kleine Stanzmaschine, die dazu dient Bleche aus beispielsweise Weißgold, Gelbgold, Bronze oder Edelstahl zu perforieren und so Zeiger in einer bestimmten Form zu produzieren. Nach dem Stanzen werden die feinen Zeiger auf einer Platte fixiert und weiter bearbeitet, zum Beispiel poliert oder satiniert.

Auch das Bläuen von Zeigern auf einer Heizplatte demonstrierte mir Yuriy – unten gut zu sehen in einem Zeitraffer-Video, in dem sich die Zeiger erst gelblich verfärbten. Dann kippte die Farbe ins Rötliche und Violette bevor exakt der gewünschte, intensive Blauton herauskam. Bewusst lies Yuriy die Zeiger aber weiter auf der Platte, um zu demonstrieren, dass der Blauton wieder abnimmt und ins gräuliche kippt.

Thermisches Bläuen ist vielleicht keine Raketenwissenschaft, aber definitiv aufwändiger als eine einfache Lackierung – der Ausschuss beträgt bei diesem Verfahren laut Yuriy immerhin rund 30%. Man beachte dabei, dass das Blau nur in bestimmten Lichtverhältnissen hervorsticht. Teilweise wirken die Zeiger fast schwarz und bei direktem Licht intensiv blau.

Am Ende hatte ich natürlich noch die Gelegenheit einige fertige Uhren aus der Produktion von DEKLA zu begutachten. Dabei hat man gemerkt, dass Yuriy vor allem die von ihm wiederbelebte Marke Buser Frères pushen will, die er vor allem mit dressigeren und Retro-Modellen positioniert (mehr zu Buser Frères gibt’s bald hier im Blog). Auch mit Buser bewegt sich DEKLA in der Preisklasse von unter 1000€ – und auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, aber das ist mit Blick auf die Eigenfertigung und die sehr hohe Qualität einfach erstaunlich erschwinglich.

Zu Besuch bei Dekla Stuttgart 03951

Dabei fragte ich Yuriy, warum er eigentlich keine einzige echte Taucheruhr im Sortiment hat, denn ein Diver ist eigentlich ein “Nobrainer”, da diese Uhrenkategorie die mit Abstand beliebteste ist. Seine trockene Antwort war, dass Diver nicht so sein Ding sind und er sich vollständig mit den Uhren identifizieren will, die er herstellt. Sympathisch! Dennoch kitzelte ich Entwürfe einer Taucheruhr aus ihm heraus, die er vor einiger Zeit mal erstellt hatte – und der sieht meiner Meinung nach schon richtig gut aus (denkt ihr auch so wie ich? Dann ab in die Kommentare!).

Dekla Taucheruhr CAD 2

Übrigens: DEKLA setzt durchgängig auf bewährte Schweizer Standardkaliber aus dem Hause Sellita. Aber auch in der Hinsicht dürfen sich Uhrenfreunde bald auf was Neues aus dem Hause DEKLA freuen – Yuriy zeigte mir die Eintragungsurkunde über ein Gebrauchsmuster, das eine extrem spannende Innovation umfasst, die insbesondere Uhrenfreunde mit großen Ansprüchen an eine hohe Ganggenauigkeit freuen dürfte (Uhrenhersteller benutzen ja gerne inflationär den Begriff Innovation – im Falle von DEKLA kann man hier aber wirklich von einer echten Innovation reden). Mehr dazu voraussichtlich im Jahre 2025!

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7 Kommentare
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Watchworldart
3 Monate zurück

Vielen Dank für den Bericht Mario!

Ich bin seit 2019 ein glücklicher Träger einer Dekla Beobachtungsuhr A-Muster 42mm und muss gestehen, dass sie meine längste “Wrist-Time” an diversen Armbändern von meiner Uhrensammlung bekommt. Ich kann Dekla inklusive ihren Service uneingeschränkt weiterempfehlen, da steckt ehrliche Wertarbeit dahinter!

Die neuen Projekte für 2025 sehen extrem vielversprechend aus.
Der abgebildete Diver wäre im Produktportfolio als erschwinglicheren Alternative zur Sinn U1 / U50 oder Damasko DSub aus U-Boot-Stahl sehr sehr wünschenswert!

Michael Piesbergen
3 Monate zurück

Der DEKLA-Diver ist ein Zuckerstück. MACHEN!!! 😉

Frank T. aus MZ
4 Monate zurück

Ich verfolge die Entwicklung von DEKLA bereits seit einigen Jahren, eine sehr sympathische Firma! Die Konkurrenz in der Preisklasse um EUR 1k ist jedoch sehr groß. Die DEKLA Basismodelle sind noch immer recht günstig, aber bucht man die optionalen Leckerlis dazu, kommt man preislich in Konkurrenz zu Herstellern mit langer Historie wie LACO (oder teilweise auch STOWA). Da wird die Luft für DEKLA schon dünn. Ich drücke Yuriy für seine Firma und seine Heimat die Daumen. Liebe Grüße, Frank

Michael
4 Monate zurück

Der Diver wäre in der clean gehaltenen Version bestimmt ein Top-Seller. Bei den Fliegern tue ich mir immer etwas schwer. Ich denke da halt eher an Hamilton, Laco und Co.
Eigentlich egal aber das ist so mit dem Flieger-Thema verbunden bei mir. Hab über das Uhrforum fast mal eine Dekla gekauft mit Edelstahl-gebürsteten Wunsch-Zeigern und Handaufzug. Sie war mir in 40mm nur leider zu groß wegen dem leeren A-Baumuster Zifferblatt.
Aber sehr interessant wie viel Arbeit hier drin steckt. Preis/Leistung stimmen hier absolut.

Harald Buch
4 Monate zurück

Ich kann es verstehen, dass Yuriy sich mit den von ihm hergestellten Uhren zu 100% identifizieren können will. Auf der anderen Seite: der Köder muss bekanntlich dem Fisch schmecken, nicht dem Angler! Also bitte den Diver produzieren! Die Entwürfe sehen schon mal gut aus, besonders das schwarze ZB mit der roten Beschriftung.

Heli
4 Monate zurück

Der im Artikel gezeigte Diver-Entwurf würde mir live wohl gefallen – sehr schön!

Ralf Behrend
4 Monate zurück

Sehr interessante Einblicke in die Fertigung und das Engagement des Eigners und dessen Philosophie. Die Diver Entwürfe sollte er unbedingt auf den Weg bringen. Sie wären in dieser Preisklasse ein Selbstläufer.