Nachdem ich in meinem ersten Artikel über die Geschichte und die Hintergründe zur neuen Margenpolitik von Cattin & Cie SA bzw. CATOREX berichtet habe, habe ich für diesen zweiten Beitrag den Geschäftsführer Guy Albert Cattin um ein Interview gebeten. Guy leitet das im Schweizer Kanton Jura ansässige, 1858 gegründete Familienunternehmen in der 6. Generation und er hat einige Pläne für die Zukunft in der Schublade – darunter eine neue, fast 100% Swiss Made Kollektion. Nach dem Interview schaue ich mir außerdem noch zwei weitere Modelle von CATOREX an, das sportlich-funktionale Modell GMT Voyager sowie die “Dresswatch” Flag 44 …
INHALT
Interview mit Guy Albert Cattin, Geschäftsführer der Cattin & Cie SA in 6. Generation
Warm-up: Über Guy Albert Cattin persönlich
Angenommen Sie hätten eine Zeitmaschine – in welches Jahr würden Sie reisen und warum?
Da kommen mir zugleich zwei Daten in den Sinn. Einerseits habe ich immer davon geträumt, meinen Ururgroßvater Constant Cattin kennen zu lernen und ins Jahr 1858 in seinen Bauernhof zurückzureisen. Ich habe während meiner Kindheit und als Erwachsener immer wieder versucht, mir vorzustellen, wie sein Uhrmacheratelier ausgesehen haben mag und unter welchen Konditionen des kargen Lebens der Jurassischen Freiberge er produzierte, geprägt von Authentizität und unverfälschter Wahrheit. Wir haben versucht, diese Visionen in unserem Film einzufangen. Andererseits würde ich gern 200 Jahre in die Zukunft reisen, um festzustellen ob und wie das heute wachsende ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bewusstsein sich entwickelt hat und umgesetzt wurde, ob wir es geschafft haben uns in ein realeres, naturverbundenes Leben, gezeichnet von gesellschaftlicher Wertschätzung zurückzukehren.
Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hätte – für was würden Sie die zusätzliche Zeit nutzen?
Gerne würde ich den Atlantik überqueren, um die Dauer des Tages zu verlängern… Denn der Tag kann nie lang genug sein, um in einer Ruhe-Oase zu Gelassenheit und innerem Frieden zu finden. Um die Geschehnisse zu beobachten aus einer gewissen Distanz und die Herausforderungen des Alltags aus dieser Perspektive zu meistern. Um die Nähe zur Natur und zur puren Existenz zu finden…
Angenommen Sie haben eine Teleporter-Maschine – wo stellen Sie diese auf und warum?
Auf einem anderen Planeten. Da, wo der Mensch noch keine Spur hinterlassen hat und die Natur und die Fauna unberührt sind. Eine paradiesische Vorstellung für mich. Inmitten einer märchenhaften Umgebung mit unbekannten Tieren und einer atemberaubenden, intakten Vegetation, die mich zum Träumen bringen.
Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit werden Sie nie vergessen?
Da gibt es mehrere Momente… Zunächst einmal der Moment, als ich vor rund 25 Jahren eine kleine Flasche Champagner im Kühlschrank entdeckte, mit der mir meine Frau Catherine eröffnen wollte, dass sie schwanger zu unserem ersten Kind Cyril war. Ich habe die Bedeutung des Fläschchens sofort erraten. Dann der Maturastress meiner Tochter Estelle, der damit endete, dass sie mit einem Durchschnitt von 5.5 (6 ist die beste Note) bestanden hatte und ausgezeichnet wurde. Ein stolzer Vater ohne Ende… Stolzer Vater auch, als ein Kollege, mein Sohn Cyril und ich am Doubs fischen gingen und Cyril zwei Stunden, nachdem er seinen Angelschein erhalten hatte, einen riesigen Hecht aus dem Fluss zog. Ich könnte noch einige außergewöhnliche Erlebnisse mehr aufzählen, aber das würde einige Seiten füllen… 😉
Was war Ihre allererste Armbanduhr? Zu welchem Anlass haben Sie diese gekauft/geschenkt bekommen?
Wie es die Tradition meiner Generation wollte, erhielt ich meine erste Armbanduhr anlässlich meiner Erstkommunion im Jahr 1970. Eine – logischerweise – mechanische CATOREX. Ich trage auch immer wieder andere Marken, Marken meiner Kunden, die ich als Handelsmarke produziert hatte.
Über die Cattin & Cie SA, CATOREX und den Uhrenmarkt
Im Rahmen der Neuausrichtung der Cattin & Cie SA soll noch im Jahre 2019 eine neue, (fast) 100% Swiss Made Kollektion kommen. Allerdings unter einem neuen Namen – warum bleibt man nicht bei der Marke CATOREX?
Dass sich das Unternehmen Cattin & Cie SA neu ausrichtet, ist richtig. Jedoch tut es dies auf der Basis seiner Grundwerte, Beweggründe, Produktionsansprüche und die damit verbundene Kompetenz sind unveränderte Kerninhalte des Unternehmens. Unsere Rückbesinnung auf die ursprünglichen Motive und Wurzeln unserer Gründerzeit stellt aber in der Tat ein neues Element unserer DNA dar und gründet hauptsächlich in einem persönlichen Wandel. Die Konsequenz daraus: Eine Revision der im Zuge der Marktentwicklung übernommenen Wert/Preis-Verhältnisse (auf neu 1:2 bis maximal 1:3), Transparenz sowie die Einbindung des Endkunden.
Die Cattin & Cie SA realisiert seit 1858 unterschiedlichste Uhrenkonzepte – sowohl im Kundenauftrag wie auch aus eigener Initiative und Inspiration heraus sowie mit eigenen Visionen. Von Taschen-, Anhänger- und Armbanduhr-Modellen über die Entwicklung der weltweit kleinsten Skelettuhr oder der kleinsten Anhängeruhr. Und ebenfalls traditionell setzt das Unternehmen im Auftrag Markenkonzepte um oder realisiert eigene Konzepte, zum Teil gemeinsam mit Investoren – stets mit Qualitätsgarantie.
Die Marke CATOREX hat sich mit ihrer eigenen DNA als Nischenmarke über die Jahre hinweg auf eigenen Märkten und in eigenen Kundensegmenten etabliert. Dies soll auch so beibehalten werden. Unter CATOREX wird die Werthaltung der Cattin & Cie SA transparent ausgewiesen und dieser entsprechend, eine Maximierung des Swiss Made-Anteils umgesetzt werden. Allerdings – und hier ist die Differenzierung zur neuen Kollektion zu erwähnen – wird mit CATOREX auch künftig das Einstiegssegment von Luxusuhren in einem Preissegment zwischen CHF 400 und 1‘200 bedient. In dieser Preisspanne lässt sich unser Anspruch an eine hohe Personalisierung und Individualisierung sowie die Annäherung an 100% Swiss Made angesichts der Schweizer Kostenstrukturen heute nicht realisieren. Die neue Kollektion hingegen wird in drei unterschiedlich ausgestattete Produktreihen gegliedert. Die Durchschnittspreise werden bei den Einsteiger-Segment bei CHF 1‘150 liegen, beim mittleren Segment bei CHF 3‘500 und im Premiumsegment bei CHF 9‘900. Das definierte Wert/Preis-Verhältnis der beiden unteren Segmente wird bei rund 1:3, in der Premiumkategorie bei etwa 1:2 liegen. Diese Differenzierung spiegelt sich denn auch in differenzierten Kollektionsnamen wider.
Ich darf aus einer Pressemitteilung von Ihnen zitieren: “Die [neuen] Kollektionen werden personalisiert, zertifiziert und rückverfolgbar sein”. Was heißt das konkret?
Jede Uhr der Modelle aus der neuen Kollektion wird ein Unikat sein. Die einzelnen Serien werden limitiert und nummeriert sein, die Personalisierung auf den Inhaber wird integrierter Bestandteil im Innern der Uhr und die Produzenten der verschiedenen Komponenten werden transparent ausgewiesen. Zumindest in der Premiumkategorie sogar bis hin zum eigenen Uhrwerk, bei welchem der Besitzer Produktionsdatum und Uhrwerksnummer direkt beim Hersteller einsehen und über die dortige Registrierung auch seine Echtheitsgarantie belegen kann. Wir wollen nicht nur (fast) 100% Swiss Made versprechen, sondern diese Tatsache auch transparent dokumentieren.
Transparenz ist eine weitere Überschrift für die neuen 100% Swiss Made-Modelle aus Ihrem Hause. Ist das auch eine Reaktion auf den Kalkulations-Irrsinn von Swiss Made?
Exakt. Der Endkunden, dem die Bedingungen und Auslegungs-Gepflogenheiten von Swiss Made nicht geläufig sind, versteht, dass der Begriff Swiss Made bedeutet, dass das Gesamtprodukt aus der Schweiz stammt. Die Vorschriften unseres Bundesrates zu Swiss Made sind dem breiten Publikum unbekannt. Wer dessen Richtlinien nachträglich erfährt, fühlt sich betrogen. Aus unserer Sicht zu Recht. Wo Swiss Made steht, werden wir die von unserer Regierung vorgegebenen Richtlinien einhalten. Dass Swiss Made nicht konsequent bei (fast) 100% liegen kann, wird verstanden und akzeptiert, insofern der Sachverhalt offen dargelegt und erklärt wird. Die Schweiz ist kein Rohstoffland, allein daher ist ein 100% Swiss Made gar nicht realisierbar. Bei CATOREX werden wir kontinuierlich den Prozentsatz optimieren und haben uns eine Zieldimension von durchschnittlich 80% Swiss Made gesetzt. Bei der neuen Kollektion werden wir, wie erwähnt und dargelegt, uns an der (fast) 100%-Marke orientieren.
Konzern-Uhrenmarken wie Omega, TAG Heuer oder IWC (Swatch-Gruppe, LVMH, Richemont) sind echte Hausnummern. Nischen-Player und Underdogs werden zwar als charmant und sympathisch wahrgenommen, sind aber nicht automatisch wettbewerbsfähig bzw. den Branchenriesen gewachsen (siehe Fortis-Insolvenz). Hinzu kommt ein stetig wachsender Wettbewerb an Micro-Brands, die sich über Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter finanzieren. Der Online-Direktvertrieb ist dabei für die Micro-Brands naturgemäß ein wichtiger Baustein, um preis-leistungs-mäßig mit den Großen mithalten zu können. Was will die Cattin & Cie SA anders machen, um in diesem Haifischbecken nachhaltig bestehen zu können?
Im Rahmen der neuen Kollektion und voraussichtlich auch mit anderen Kollektionen aus dem Hause Cattin & Cie SA, werden wir einen Distributionsweg beschreiten, der auf der einen Seite im direkten Dialog mit dem Endkunden erfolgt. Auf der anderen Seite bringt unser Distributionskonzept aber auch dem traditionellen Uhrmacherhandwerk Wertschätzung entgegen und integriert deren Kompetenz und physische Präsenz als nachhaltigen Bestandteil in unsere Philosophie der Kundenbeziehung. Wir schaffen hier eine bisher kaum etablierte Synergie, welche sich auf den emotionalen Bezug zwischen dem Hersteller, dem Zeitmesser und seinem Besitzer übertragen wird. Sie werden verstehen, dass wir hier zurzeit nicht weiter ins Detail gehen können 😉
Sogenannte „Grauhändler“ sind nach wie vor mit ihren Online-Angeboten auf dem Vormarsch. Auch viele traditionelle Hersteller fassen den Online-Direktvertrieb mittlerweile verstärkt ins Auge. Manch klassischer Juwelier gerät in Anbetracht der Online-Konkurrenz ins Straucheln. Sogar vom „Juweliersterben“ ist hier und da zu lesen. Auch die Cattin & Cie SA scheint dem Trend Richtung Direktvertrieb über einen eigenen Online-Shop zu folgen. Provokant gefragt: Brauchen wir überhaupt noch Juweliere?
Wir sind überzeugt, dass Juweliere sich mit ihrer Expertise mit Fokus auf den Uhrenbereich, auch künftig behaupten werden können. Die im Markt historisch gewachsene Verknüpfung zwischen Juwelier und Uhrmacher sehen wir auf Dauer in der Breite als nicht mehr marktfähig an. Sicherlich wird diese Kombination auch weiterhin existieren, wo sie bei größeren Anbietern auch wirklich sinnvoll ist, aber die ersichtliche Marktbereinigung wird anhalten. Mechanische Uhren erfordern unserer Auffassung nach Uhrmacherkompetenz und weniger Juwelierkompetenz. Ist beides in der Tiefe bei einem Anbieter vorhanden, ist die Voraussetzung für ein Sortiment (mechanischer!) Uhren gegeben und die Koexistenz ebenso sinnvoll wie im Markt durchsetzbar.
Warum ist das „Swiss Made“-Label aus Ihrer Sicht überhaupt noch wert, um darauf zu setzen? Die aktuelle Kalkulations-Methode untergräbt doch den Gedanken, der hinter Swiss Made eigentlich stecken sollte (Stichwort „60% anfallende Herstellungskosten“ vs. „Lohnkosten in Fernost“). Diverse Uhrenmarken nutzen dies aus und treten sehr preisaggressiv auf (beispielsweise die deutsche Marke Steinhart). Ist „Swiss Made“ heute überhaupt noch ein gutes Verkaufsargument?
Swiss Made ist aus unserer Sicht ein auf Historie und Werte gebautes Asset mit starker emotionaler Komponente. Viele Nationen sind in der heute globalisierten Produktionswelt grundsätzlich durchaus in der Lage, hohe Qualität und Präzision zu liefern. Das international verankerte Wissen über Sicherheits-, Kontroll- und Qualitätsstandards unseres Landes liefern hier aber Vertrauen und somit auch die emotionale Sicherheit, dass diese Lieferversprechen auch mit externer Überprüfung eingehalten und eingelöst werden. Die weltweit renommierte exzellente Schweizer Uhrenkompetenz ist und bleibt verankert. Unsere Ausrichtung auf Schweizer Werte, auf Uhrmacherhandwerk und den geschichtlichen wie geografischen Ursprung der Entwicklung der Uhrmacherkunst im Kanton Jura trägt dem Rechnung und über diese Aspekte liefert Swiss Made unseren Kunden die emotionale Sicherheit, sich richtig zu entscheiden.
In den letzten Jahrzehnten war die Cattin & Cie SA insbesondere für andere Uhrenmarken tätig, das heißt als Produzent für sogenannte Handelsmarken (Private Label). Gibt es wegen der Neuausrichtung schon Gegenwind aus der Branche? Schließlich werden Sie verstärkt als Konkurrent zu Ihren Partnern auftreten – in einem Markt, der ohnehin sehr hart umkämpft ist…
Bislang spüren wir keinen Gegenwind, keine «feindlichen Aktionen». Wir konkurrieren unseres Erachtens nach ja auch nicht direkt mit unseren Partnern, sondern verstehen unsere Wertehaltung und Geschäftsmodellansatz vielmehr als komplementär zu ihnen. Quasi als Antwort auf eine spezifische Ausprägung bestimmter Kundenbedürfnisse und -ansprüche, welche zumindest heute zudem noch kein breites Massenphänomen repräsentieren. Zudem ist CATOREX, wie erwähnt, ein Nischenprodukt und strebt keine Massenproduktion an. Und: nennen Sie uns irgendeinen Markt, der heute nicht hart umkämpft ist. Wettbewerb belebt den Markt, schafft Innovation und bewirkt, dass die Angebote kontinuierlich auf die wirklich relevanten Kundennutzen hin optimiert werden.
Smartwatches: Ernstzunehmende Konkurrenz oder belebender Faktor im Uhrenmarkt?
Unserer Überzeugung nach ein komplementäres Produktangebot, welches höchst attraktive Kundennutzen bietet, jedoch aufgrund der atemberaubenden Dynamik der technologischen Entwicklung aus Sicht der Produktlebensdauer und der integrierten Bauteile weder die Nachhaltigkeit noch die Wertbeständigkeit einer mechanischen Uhr erreichen kann. Insofern sicherlich belebend und inspirierend und für uns ein gern gesehener Marktbegleiter.
Hat sich der Status der Uhr in den vergangenen Jahrzehnten nach Ihrem Empfinden verändert?
Der Status der Uhr hat sich insofern drastisch verändert, da die Grund- und Kernfunktion einer Uhr, die Anzeige der Zeit, durch die omnipräsenten Zeitangaben ausgehebelt ist. Auch ist die portable Verfügbarkeit der Zeitanzeige am Handgelenkt heute über Massenquarzuhren zur Convenience für wenige Cents geworden. Zudem hat im gehobenen und Luxusuhrensegment die überdimensionierte Marketingpower der großen Uhrenmarken die Wertempfindung verändert. Die Marken-Identifikation erfolgt primär über Testimonials und emotionale Markenwelten, zu welchen man sich als Statement bekennt und erst sekundär über die tatsächlichen Eigenschaften und Merkmale des gewählten Produkts.
Warum gibt es auch in Zukunft noch mechanische Uhren?
Nebst dem Aspekt der zuvor ausgeführten Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit erfährt als Gegentrend zur Uhr als Convenience Good aber auch die Faszination über das höchst präzise Zusammenspiel mechanischer Bauteile eine ungebremste Begeisterung. Weniger im Massenmarkt, als vielmehr innerhalb einer mit dem Produkt und dessen Geschichte auseinandergesetzten, anspruchsvollen Käuferschaft. Und mit steigender Kaufkraft in vielen geografischen Gebieten, mit zunehmendem Lebensstandard und Wohlstand wird diese Gruppe auch nicht kleiner, sondern eher grösser werden. Mechanische Uhren werden Bestand haben.
Ihr Sohn Cyril wird jetzt schon an das Tagesgeschäft herangeführt und voraussichtlich irgendwann in Ihre Fußstapfen treten, um das Familienunternehmen in der 7. Generation fortzuführen. Kann man auf solch eine Verantwortung überhaupt vorbereitet werden?
Cyril ist mit der Uhrenindustrie und dem Familienunternehmen aufgewachsen und hat mich auf vielen Messen und internationalen Kundenreisen begleitet. Auch hat er in den vergangenen Monaten bedeutend zur Neuausrichtung der Firma beigetragen. Zurzeit ist er noch stark absorbiert mit seinem Studium, verfolgt jedoch die Entwicklung unserer Projekte weiterhin und bringt sich ein, wann immer es ihm möglich ist.
Vielen Dank für das Interview, Herr Cattin!
Hands-On: CATOREX Flag 44 und GMT
Nach meinem Test des CATOREX Krono Classic möchte ich euch im Folgenden möchte noch zwei weitere CATOREX-Modelle vorstellen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Zum einen wäre da die CATOREX GMT, eine funktionale Tool-Watch am Nato-Band, zum anderen die CATOREX Flag 44 Old Silver, eine Dresswatch mit vielen kleinen Details…
Die Funktionale: CATOREX GMT Voyager 42 Black
GMT-Uhren sind seit einiger Zeit ziemlich beliebt – unter anderem wegen des Hypes rund um Rolex GMT Master und Tudor Black Bay GMT. GMT-Uhren bieten durch einen zusätzlichen GMT-Zeiger die Möglichkeit, eine zweite Zeitzone einzustellen. Das kann beispielsweise für Vielflieger einen großen Nutzen bieten. Das Funktionsprinzip dahinter ist ganz einfach: Den „normalen“ Minuten- und Stundenzeiger stellt man typischerweise auf die Lokalzeit/Ortszeit ein, während der rote GMT Zeiger die Uhrzeit in der Heimat anzeigt. Dadurch kann man z.B. checken, ob Frau/Freundin/Chef/Mutter etc. vielleicht schon im Bett sind und man den Telefonhörer lieber wieder weglegen sollte. Aus diesem Grund haben GMT-Uhren in aller Regel auch 24-Stunden-Indizes (wie auch die Catorex Voyager GMT auf dem Rehaut), um zwischen Nacht- und Tag-Stunden in der Heimat unterscheiden zu können.
Auffälliges optisches Merkmal von GMT-Uhren ist häufig eine zweifarbige Lünette (zum Beispiel rot-blaue “Pepsi”-Lünette” oder schwarz-blaue “Batman”-Lünette). Der Zweck solcher Lünetten ist ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Tag- und Nachtzeit zu bieten. CATOREX zeigt mit der GMT Voyager 42 aber, dass eine GMT-Uhr auch ohne die fast schon allgegenwärtige zweifarbige GMT-Lünette richtig gut aussehen kann 😉
Insbesondere die gebürstete Verarbeitung der GMT-Lünette mit eingelassenen, schwarzen Ziffern macht einen “tooligen” und hervorragenden optischen und haptischen Eindruck. Die Lünette ist drehbar und rastet sehr satt und knackig. Der 12-Uhr-Marker ist mit einer “Leuchtperle” besetzt, um auch im Dunkeln eine Orientierung zu bieten.
Die Lünette ergänzt sich wunderbar mit dem helleren Mittelteil des Zifferblattes, der mit einem dezenten Sonnenschliff bearbeitet wurde. Die Ziffern und Indizes sind – ganz im Sinne einer funktionalen Toolwatch – gedruckt.
Die CATOREX Voyager GMT kommt standardmäßig an einem rot-schwarzen Nato-Band mit massiver Hardware. Das Band passt zwar optisch hervorragend, leider ist es für meinen Handgelenkumfang (rund 19 cm) etwas zu kurz, weshalb das Bandende etwas ungünstig heraussteht…
Als bekennender Uhrenband-Messi habe ich daher mal in meiner großen Box gewühlt und noch ein Zulu-Band von Miro’s Time gefunden und montiert – passt auch ziemlich gut, oder? 😉
Alternativ passt auch ein “Bond Nato” ziemlich gut zur Voyager GMT (hier: Premium Nato von Watchbandit)…
… oder ein Perlon-Band, zum Beispiel vom deutschen Hersteller Eulit:
Auch ein Lederband kann ich mir an der Voyager GMT sehr gut vorstellen. Kurzum: Den Titel “Strap-Queen” hat sich das Ührchen absolut verdient 😉
Angetrieben wird die CATOREX Voyager GMT 42 von einem bewährten und zuverlässigen Schweizer ETA-Kaliber, dem ETA 2893-2 mit GMT-Komplikation. Mit +2 Sekunden pro Tag läuft das Werk in der mir vorliegenden Test-Uhr in einem quasi perfekten Ganggenauigkeitsbereich. Durch den Saphirglas-Sichtboden kann das Kaliber außerdem bei der Arbeit begutachtet werden – man beachte insbesondere den skelettierten Rotor mit CATOREX-Logo und die Finissierung in Form dekorativer Schliffe, die sogenannte Perlage (kleine, dicht aneinanderliegende Kreise) – sehr schick!
Eckdaten der CATOREX Voyager GMT in der Übersicht:
- Durchmesser 42 mm
- Automatikwerk ETA 2893-2, Ausführung rhodiniert, Brücke dekoriert-kreisförmig gemasertes Muster, 21 Steine, Incabloc, Rotor skelettiert mit Genfer Schliff und CATOREX-Logo
- Gehäuse aus Edelstahl
- Krone verschraubt
- Leuchtmasse: SuperLuminova
- Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter (Uhr darf zum Duschen anbehalten werden)
- Flaches Saphirglas mit Antireflexbehandlung
- Gehäuseboden mit Saphirglas
- Nato-Band, rot-schwarz, Bandanstoß 20 mm
- Preis: 714,28 CHF (umgerechnet rund 770€ inklusive Zoll / Einfuhrumsatzsteuer), direkt im CATOREX-Online-Shop
Die Dresswatch: CATOREX Flag 44 Old Silver
Aus der Attitude-Kollektion von CATOREX stammt das Modell Flag 44 Old Silver, eine klassische Dreizeigeruhr, welche mit vielen kleinen Details daherkommt. Augenscheinlich ist insbesondere das detaillierte, tief gravierte Muster auf dem Zifferblatt. Es handelt sich bei genauerem Hinblick um viele kleine CATOREX-Logos, sprich: kleine Krönchen. Durch das Muster wirkt das Modell deutlich verspielter als die oben beschriebene CATOREX GMT.
Alles in allem ist die Ablesbarkeit des Modells dank der applizierten, schlichten Indizes und Zeiger gut – trotz des Musters. Insbesondere die verschiedenen Nuancen, die das Zifferblatt und die polierten Zeiger/Indizes in Abhängigkeit des Lichteinfalls zeigen, sind schön anzusehen.
Das Kronen-Muster findet sich in Form einer Gravur auch auf den Gehäuse-Seiten wieder. Solche Seiten-Gravuren spalten oft die Gemüter von Uhrenfreunden. Da das Gehäuse-Muster im Alltag aber kaum auffällt, konnte ich mich persönlich beim Testtragen gut damit anfreunden.
Der Tragekomfort ist, trotz der durchaus beachtlichen Größe von 44 mm und der recht großen Krone, dank eines flachen Profils gut. Das schnörkellose und weiche Lederband mit Faltschließe trägt zum guten Tragekomfort bei. Trotzdem ist die Uhr nichts für Spargelärmchen – im Zweifel checkt am besten meinen Artikel über Uhrengrößen. Als Anhaltspunkt kann ich euch aber schon mal mitgeben, dass mein Handgelenkumfang rund 19 cm beträgt …
Auch an einem schwarzen Cordura-Band macht die CATOREX Flag 44 eine gute Figur:
Beim Werk gibt’s eine kleine Besonderheit: CATOREX hält offen, ob das ETA 2824-2 oder das Sellita SW200-1 verbaut wird. Das ist nicht unüblich bei Uhrenherstellern und wird beispielsweise auch so von TAG Heuer bei den Einstiegsmodellen gehandhabt. Der Grund: Die Swatch-Gruppe, der Konzern hinter ETA, setzt auf künstliche Verknappung gegenüber externen Firmen, um im Sinne eines Wettbewerbsvorteils nur noch die eigenen Marken mit den beliebten Kalibern zu beliefern (unter anderem Tissot, Certina, Hamilton).
Zum Glück gibt es aber einige technisch ebenbürtige Alternativen zum ETA 2824-2, da das Werk schon lange aus dem Patentschutz gelaufen ist – das Schweizer Sellita SW200-1 ist im Wesentlichen baugleich mit dem ETA 2824 und gilt als zuverlässig und robust. Mühle-Glashütte beispielsweise setzt ausschließlich auf Sellita-Kaliber.
Aber egal welche Variante ihr erwischt: Bei beiden Varianten wird das Muster des Zifferblattes in Form einer feinen Rotor-Gravur aufgegriffen. Schick!
Eckdaten der CATOREX Flag 44 in der Übersicht:
- Durchmesser 44 mm
- Automatikwerk ETA 2824-2 oder Sellita SW 200-1, 26 Steine, Rotor vernickelt mit graviertem Muster
- Gehäuse aus Edelstahl, graviert
- Zifferblatt mit tiefer Musterung bzw. Gravur
- Applizierte Indizes
- Leuchtmasse: SuperLuminova (Zeiger und Leuchtpunkte oberhalb der Strichindizes)
- Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter (Uhr darf zum Duschen anbehalten werden)
- Flaches Saphirglas mit innenliegender Antireflexbehandlung
- Gehäuseboden mit Saphirglas
- Kalbslederband
- Preis: 497,41 CHF (umgerechnet rund 540€ inklusive Zoll / Einfuhrumsatzsteuer), direkt im CATOREX-Online-Shop
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Hi Mario, die Flag 44 old silver finde ich schon grenzwertig mit der Ablesbarkeit. Oder sind meine Augen noch leicht vernebelt von deinem vorletzten Bericht :-). 100% Swiss made und transparent. Ich denke die Preise und die Kalkulationen sind ganz fair. Danke für den Artikel. Überlege wo ich gerne sein würde, wenn ich einen Zeitsprung machen könnte. Schwer