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Anno 2020 stellte die Schweizer Marke traser, die seit je her auf professionelle Einsatzuhren spezialisiert ist, die bis satte 50 bar wasserdichte, quarzbetriebene P67 Diver Super-Sub vor. Rund ein Jahr später folgte die mechanische Variante, die P67 Diver Automatic, die seitdem fester Bestandteil des Sortiments ist. Allein schon wegen des stattlichen Durchmessers von 46 mm sticht die P67 Diver Automatic heraus – und natürlich wegen der Tritium-Leuchtröhrchen von trasers Mutterkonzern mb-microtec AG, die das Zifferblatt (selbstleuchtend) zum Strahlen bringen…

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Eckdaten traser P67 Diver Automatic:

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Es werde Licht: traser P67 Diver Automatic im Test

Die quarzbetriebene traser P67 SuperSub (T25) habe ich bereits vor einigen Jahren hier auf diesem Blog ausführlich vorgestellt. Wenig überraschend teilen sich die Quarz-Variante und die Automatik-Variante das gleiche Gehäuse – und das hat es in sich: Allein der schiere Durchmesser von 46 mm (Horn-zu-Horn 53 mm) ist ein echtes Statement am Handgelenk. Die Höhe ist gegenüber der Quarzvariante sogar noch etwas angewachsen, auf 14,9 mm. Die Wasserdichtigkeit ist im Einklang mit den Abmessungen und mit 50 bar bzw. 500 Meter mehr als üppig. Alles in allem hat man, wenn man die Uhr das erste mal in die Hand nimmt, sofort das Gefühl einen extrem massiven Brocken Stahl in der Hand zu halten.

Hinzu kommt ein Heliumventil, das dazu dient überschüssiges Heliumgas sicher aus der Uhr zu entlassen, beispielsweise bei technisch-professionellen Tauchgängen von Mitarbeitern von Ölkonzernen. Bei solchen Tauchgängen in 300 Metern Tiefe (oder noch tiefer, meistens über Sättigungstauchen) dringt Heliumgas aufgrund seines kleinen Molekulargewichts in die Uhr ein. Das Heliumgas bleibt in der Uhr eingeschlossen bzw. dort “gefangen”, was zu Druckunterschieden führen kann. Das Heliumventil ist, ähnlich wie ein Schnellkochtopf, eine spezielle Vorrichtung, die sich automatisch öffnet, wenn der Druck in der Uhr einen bestimmten Punkt erreicht. Dies ermöglicht, dass das Heliumgas kontrolliert und sicher aus der Uhr entweicht. Denn: Ohne das Heliumventil könnten diese Druckunterschiede dazu führen, dass das Uhrglas oder andere Teile der Uhr unter Druck stehen und beschädigt werden.

Natürlich muss man dazu sagen, dass die allermeisten Otto Normal-Uhrenfreunde wohl nie im Leben ein Heliumventil brauchen werden. Dadurch aber, dass sich das Ventil in Form einer zusätzlichen Krone oben links darstellt, wird die toolige Optik des Modells unterstrichen. Und natürlich untermauert traser mit eher seltener anzutreffenden Eigenschaften wie diesen das Selbstverständnis im professionellen Bereich unterwegs zu sein.

Das extrem massive und weit überdurchschnittlich wasserdichte Gehäuse macht sich natürlich auch im Gewicht bemerkbar: Am Kautschukband kommt die Uhr bereits auf 175 Gramm Kampfgewicht – in etwa so viel wie eine Tudor Black Bay GMT Pepsi mit Stahlband. Am Stahlband ist es mehr als ein Päckchen Butter. Die P67 Diver Automatic ist ein echtes Biest, so viel muss klar sein. Und das Biest lässt sich naturgemäß am besten mit dem angenehm flexiblen Kautschukband bändigen, das löblicherweise voll in den Anstoß integriert ist (optisch sehr lecker und keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse).

Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt ca. 19 cm und damit trägt sich die P67 Automatic am Kautschuk sehr ordentlich, auch über den ganzen Tag hinweg – aber, um es klar zu sagen: Ein deutlich geringerer Handgelenkumfang darf es dann auch nicht sein, um das Modell sinnvoll tragen zu können.

Aber auch Stahlbandfreunde können der P67 Diver Automatic, trotz des naturgemäß höheren Gewichtes, eine Chance geben, denn das Band kommt mit einer werkzeugfreien Feinjustierung über zusätzliche, seitliche Drücker an der Schließe, um dem Handgelenk jederzeit etwas Luft zu verschaffen (insbesondere im Sommer) – leider allerdings mit einem Mechanismus, bei dem sich ein wenig attraktives Stück Stahl aus der Schließe herausschiebt (das hat beispielsweise HEINRICH bei der Edelstein-Helicoprion optisch ansprechender hinbekommen). Dennoch bin ich, grade mit Blick auf die wuchtigen Dimensionen der Uhr, sehr froh um diesen Mechanismus bei der P67. Ferner will der polierte Mittelteil des Bandes meiner Meinung nach optisch nicht so recht zum brachial-tooligen Auftritt der P67 passen – Geschmackssache. Übrigens: Uhrenfreunde können auch beide Bänder in einem Special Set in einer schweren, richtig genialen Box im Stile wasserdichter Tauchkoffer bzw. Dry-Boxen bekommen, deren Innenleben man Entfernen kann, um diese beispielsweise als Bänderaufbewahrung zu nutzen.

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traser, trigalight und die Einsatzkräfte

Der Zifferblattaufbau der Automatikvariante unterscheidet sich merkbar von der Quarzvariante: Auf große arabische Stundenziffern verzichten die Schweizer und stattdessen kommen große, applizierte, trapezförmige Indizes mit Super-LumiNova-Füllung zu jeder Stunde zum Einsatz. traser wäre aber nicht traser, wenn bei der P67 Diver Automatic nicht auch die hauseigene trigalight-Technologie zum Einsatz kommen würde: Im Jahr 1989 führte die Erfindung der weltweit ersten selbstleuchtenden Armbanduhr zur Gründung von traser swiss H3 watches durch das Mutterhaus mb-microtec AG. Die Uhr wurde damals auf Anforderung der US Army entwickelt und erfüllte die strengen Spezifikationen der MIL-W-46374F. Seither stattete die Berner Uhrenmarke Tausende weitere Einsatzkräfte weltweit mit ihren funktionalen Zeitmessern aus, unter anderem auch die Schweizer Luftwaffe.

Erwähnenswert in dem Zusammenhang ist die aktuelle „Proud to Serve“-Kampagne von traser, die den Schwerpunkt der Schweizer auf echte, ernstzunehmende Einsatzuhren unterstreichen soll. In der Kampagne melden sich Mitglieder von Rettungskräften, Sicherheitsbehörden und Spezialeinheiten zu Wort, darunter Mitglieder der Feuerwehr Baden (Schweiz) oder der SGNOR (Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin): Letztere wird im Rahmen einer dreijährigen Kooperation von traser mit Toolwatches ausgerüstet und finanziell unterstützt. Außerdem profitieren die fast 500 Mitglieder und Mitarbeitenden der SGNOR von Sonderkonditionen.

Aber zurück zum Zifferblatt und die traser-Spezialität: die trigalight-Technologie. Es handelt sich dabei um feine Glasröhrchen, die mit Tritiumgas gefüllt sind und gemäß der Halbwertszeit von Tritium 12,3 Jahre (und darüber hinaus, nur eben langsam abnehmend) konstant leuchten, ohne dass es einer externen Lichtquelle zur Aufladung (wie bei Super-LumiNova) oder einer Batterie bedarf.

Die selbstleuchtenden trigalights befinden sich bei der P67 Diver Automatic oberhalb von den trapezförmigen Super-LumiNova-Indizes, und zwar längs angeordnet zu diesen – eine coole Idee wie ich finde, die beide Welten sinnvoll vereint und den Platz des großzügig dimensionierten Blattes besser ausnutzt. Der Hintergrund: Aufgrund der Rechtslage darf eine Uhr nur eine bestimmte Menge an Tritiumgas beinhalten. Die (wie die Schweizer zu sagen pflegen) Tritiumgas-“Röhrli”, dürfen in Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern daher eine bestimmte Größe bzw. Füllkapazität nicht überschreiten (das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verweist auf eine im Strahlenschutzgesetz festgelegte Obergrenze von 1 Gigabecquerel (GBq) – das ist bei traser-Uhren beispielsweise auch auf dem Gehäuseboden vermerkt). Das ist auch der Grund dafür, dass die graue Variante der P67 Diver Automatic mit Wellenmuster auf dem Zifferblatt aufgrund der viel größeren trigalights auf den Stundenindizes leider nicht in Deutschland vertrieben werden darf (nur offizielle Einsatzkräfte mit Sondergenehmigung dürfen diese erwerben).

Natürlich sind auch alle drei charakteristisch gebürsteten Zeiger mit Tritiumgas-Röhrli versehen (der Sekundenzeiger in der Farbe Orange zwecks besserer Unterscheidbarkeit). Und als wäre das nicht schon genug Feuerwerk, spendiert traser der P67 Diver Automatic auch noch einen nachleuchtenden Glasdichtungsring und zwei trigalight-Röhrli, die das traser H3-Schriftlogo unterstreichen. Mehr Leuchtspektakel geht nicht – genial!

Fun Fact am Rande: Das Tritiumgas, das mb-microtec für die trigalights verwendet, stammt aus Kanada, wo es im Betrieb bestimmter Atomkraftwerke (Schwerwasserreaktoren) als “Nebenprodukt” anfällt. Atomkraftwerke? Bundesamt für Strahlenschutz? Das klingt alles ziemlich gefährlich. Tatsächlich aber ist die Tritiummenge in der P67 Diver Automatic so gering und so schnell verflüchtigend, dass selbst im extrem unwahrscheinlichen Falle, dass alle Glasröhrchen gleichzeitig zerbrechen, keine Gesundheitsgefahr besteht (und solange das Tritiumgas in den Glasrörchen hermertisch versiegelt ist, sowieso nicht).

Zum Vergleich: Bei einer TransatlantikFlugreise (z.B. von Europa nach Nordamerika) besteht eine Strahlungsdosis von ca. 0,03–0,1 mSv (je nach Flugroute und Höhe) – die erhöhte Strahlung in der Atmosphäre auf höheren Flughöhen resultiert aus kosmischer Strahlung. Auch viele Lebensmittel enthalten natürliche Strahlung, so wie Spinat oder Karotten (genauer: Kalium-40, ein radioaktives Isotop).

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Das fein satinierte und mit einer polierten Fase abgerundete Gehäuse wird ergänzt von einer klassischen, außenliegenden 60-Minuten-Diver-Lünette, die angenehm satt rastet und mit einer Einlage aus kratzfester, toolig-matt satinierter Keramik kommt. Dabei kommen (im Falle der grünen Variante) die ersten 20 Minuten der Lünetteneinteilung mit einer farblich auf Minutenzeiger und Sekundenzeigerspitze abgestimmten Gelblackierung in den eingefrästen bzw. vertieften Indizes, die sich somit optisch abheben. Sinn und Zweck dahinter ist es dem Taucher zu signalisieren, wann es langsam Zeit für den Rückweg zur Wasseroberfläche ist: Man markiert mit der zentralen Lünettenmarkierung (im Falle der P67 die zentrale Super-LumiNova-Leuchtperle) zunächst den aktuellen Stand des Minutenzeigers und damit den Beginn des Tauchgangs. Hat der Minutenzeiger den gelb abgesetzten Bereich passiert, so ist es – ausgehend von einem durchschnittlichen Tauchgang von rund 30 bis 50 Minuten – langsam Zeit wieder aufzutauchen. Oder kurz gesagt: der farblich abgesetzte Lünetten-Teil bei Taucheruhren (meistens von 0 bis 15 oder 0 bis 20 Minuten) ist ein zusätzliches analoges, visuelles Hilfsmittel für Taucher.

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Das Maskottchen der traser P67 Diver Automatic

Angetrieben wird die traser P67 Diver Automatic vom zuverlässigen und robusten Schweizer Standardkaliber SW200-1 mit rund 41 Stunden Gangreserve. In der Preisklasse des Modells ist die Kaliberwahl von der Sellita SA, die weniger als eine Autostunde von trasers Mutterhaus mb-microtec operiert, absolut naheliegend. Nur eine etwas bessere Reglage hätte es gerne sein dürfen: In der Position Zifferblatt oben kommt die Testuhr auf der Zeitwaage auf +11 s/d (das liegt innerhalb der mittleren Ganggenauigkeit von 12 ±12 s/d in der Qualitätsstufe Standard).

Genau wie bei der Quarzvariante versteckt sich das Werk hinter einem massiven, verschraubten Gehäuseboden mit tiefem Relief in Form eines Tiefsee-Anglerfisches. Der Tiefsee-Anglerfisch ist eines der faszinierendsten und zugleich bizarrsten Geschöpfe der Tiefsee, das in den finsteren Tiefen der Ozeane lebt, oft in Tiefen von über 1.000 Metern, wo kein Sonnenlicht mehr durchdringt. Dort herrschen extreme Bedingungen, mit hohen Druckverhältnissen und niedrigen Temperaturen, denen die Anglerfische perfekt angepasst sind (Darwin nickt an dieser Stelle wissend). Tiefsee-Anglerfische haben eine besondere Fortpflanzung auf ihrem Kopf, die als “Illicium” bezeichnet wird und am Ende einen leuchtenden Köder, das “Esca”, trägt. Diese Biolumineszenz wird durch symbiotische Bakterien erzeugt, die im Esca leben. Der leuchtende Köder dient dazu, Beute anzulocken, die in der dunklen Tiefe des Ozeans vom Licht angezogen wird. Vor dem Hintergrund der erläuterten trigalight-Technologie auf dem Zifferblatt passt dieses selbstleuchtende Meeresgeschöpf natürlich perfekt als “Maskottchen“.

Abschließende Gedanken

Die P67 Diver Automatic bietet eine enorme Präsenz am Handgelenk und man merkt in jedem Detail, dass traser keine halben Sachen machen wollte. Das Taucheruhren-Segment ist zwar hart umkämpft (in allen Preisbereichen), traser schafft mit der Automatikvariante aber ein (traser-typisch) hochprofessionelles Modell, das sich qualitativ problemlos in der Preisklasse von über 1000€ behaupten kann und mit der trigalight-Technologie auch eine sinnvolle und praktische, funktionale Besonderheit an Bord hat. Ein entsprechender Handgelenkumfang ist für die P67 Diver Automatic aber zwingende Voraussetzung.

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Frank T. aus MZ
19 Tage zurück

Hi Mario,
Du weißt ja, ich bin ein großer Freund der H3-Uhren von traser und Luminox. Bei der P67 Supersub musste ich jedoch passen. Warum? Die Uhr ist mir mit 46mm/L2L 53mm an meinem 18,5cm HGU schlichtweg zu klobig und die Markierung auf der Drehlünette besitzt irrerweise keine H3-Technik. Letzteres hatte traser doch bereits bei der P66 Automatik Pro mit 30 bar wd und einseitig drehbarer Lünette besser gelöst. Dies führt mich zu meiner Frage: Meine P66 Automatik Pro besitzt ein ETA 2824-2 Werk der Qualitätsstufe “Elabore”. Ist man bei der Supersub nun auf die Qualitätsstufe “Standard” zurückgegangen?

Beste Grüße,
Frank