Ein original Rolex-Armband aus Leder oder Kautschuk? Da schaut man als Uhrenfreund leider in die Röhre. Als ich mir meine Rolex Submariner gekauft habe, stand ein anderes Armband gar nicht zur Debatte: Die Submariner ist ausschließlich am Stahlband erhältlich. Das trifft grundsätzlich auch auf fast alle anderen Rolex-Modelle zu, die an Stahlbändern in verschiedenen Varianten kommen – darunter das dreigliedrige, 1947 patentierte Oyster (z.B. Sea-Dweller, Submariner, Daytona), das 1945 erschienene, feingliedrige Jubilé (z.B. GMT-Master II oder Datejust), das Präsident-Band (z.B. Day-Date) oder das eher seltener anzutreffende Pearlmaster-Band (nur Damen-Modelle). Ausnahmen wie die Yacht-Master 42, die an einem Kautschukband mit Metallfederblatt-Kern (Oysterflex) kommt, bestätigen die Regel. Eine solch überschaubare Bandauswahl ist sehr untypisch bei den großen Luxusuhrenherstellern: Rolex-Konkurrenten wie beispielsweise Omega bieten Lederarmband- oder Kautschukband-Varianten in Hülle und Fülle an.
Einerseits ist Rolex‘ Ansatz verständlich: Die modernen Rolex-Stahlbänder sind qualitativ wirklich erste Sahne (was man über diverse Vintage-Bänder nicht unbedingt sagen kann, Stichwort „Stretch“ und blechern-hohle End-Links). Außerdem empfehle ich ohnehin grundsätzlich eine höherwertigere Uhr immer am Stahlband zu kaufen, allein schon um bei einem eventuellen Weiterverkauf das Maximale rauszuholen. Dennoch wird man früher oder später das Bedürfnis haben das Stahlband zu tauschen, um …
- … die Optik der Rolex zu verändern (zwecks Abwechslung) oder
- … um (rein praktisch gesehen) ein Band zu haben, welches besser an schweißtreibenden Tagen geeignet ist – insbesondere Kautschuk-Bänder (bzw. Gummi, Silikon) machen im Sommer grundsätzlich eine gute Figur.
Rolex Armbänder: Anbieter für vollintegrierte Bandlösungen
Da Rolex hier wie gesagt kaum nennenswerte Alternativen bietet, sind Drittanbieter-Lösungen gefragt. Natürlich kann man nun hergehen und ein Leder- oder Kautschukband von der „Stange“ an der Rolex montieren. Auswahl gibt es en masse, zum Beispiel Bänder von spezialisierten Shops wie Miro’s Time. Der Knackpunkt: Diese Standard-Bänder haben naturgemäß keine Gehäuseintegration, d.h. der Bandanstoß passt nicht zum Gehäuse, wodurch sich eine Lücke zwischen Band und Gehäuse auftut.
An sich sich ist das kein Beinbruch. Dennoch bevorzuge ich persönlich immer vollintegrierte Bandlösungen, d.h. nahtlos mit dem Gehäuse abschließende Bänder. Warum? Weil’s einfach besser aussieht 😉 Bei Rolex kommt noch eine Besonderheit dazu: Der Luxusuhrenhersteller graviert beispielsweise auf dem Submariner-Gehäuse „Orig. Rolex Design 114060“ – diesen hässlichen Schriftzug würde man bei nicht-integrierten Bändern leider durchblitzen sehen. Rolex scheint offenbar nicht wirklich Interesse daran zu haben, dass der Kunde das Band tauscht 😉
Vollintegrierte Band-Lösungen sind zwar in der Regel etwas teurer als Bänder „von der Stange“, man bedenke aber, dass der Aufwand für die Herstellung solcher Bänder auch höher ist, da die Original-Gehäuse exakt vermessen werden und die produzierende Maschine mit einem Werkzeug arbeitet, welches extra für die Bänder hergestellt wurde (so ein Werkzeug kostet schnell mal mehrere Tausend Euro). Außerdem werden die Bänder logischerweise in viel kleineren Auflagen produziert, da diese ja in der Regel nur für ein bestimmtes Modell passen.
Beliebte Hersteller von Rolex-Bändern mit vollintegrierten Anstößen sind beispielsweise Rubber B (USA), Vulcan Watch Straps (Großbritannien) oder Everest Bands (USA). Mit R-Straps.com kommt nun auch ein deutscher Anbieter auf den Markt. Der Kopf hinter R-Straps ist Falk Rau, seines Zeichens selbst absoluter Uhren- und Rolex-Fan, mit dem man sich stundenlang über neue und alte Modelle unterhalten kann :-). Falk Rau kommt ursprünglich aus dem Bereich der Beschichtungstechnik und hat auch schon – ganz im Stile bekannter „Uhren-Tuner“ wie Blaken oder Bamford – die eine oder andere Rolex nachträglich beschichtet und damit individualisiert. Aber seht selbst:
Schauen wir uns die Kautschuk- und Lederarmbänder von R-Straps nun mal etwas genauer an…
Rolex-Armbänder: Kautschukband für Submariner, Daytona & Co. von R-Straps
Das verwendete Material für die Kautschuk-Bänder von R-Straps ist sogenanntes Fluorkautschuk (FKM oder FPM). Das Material wurde in den 50er Jahren von DuPont entwickelt und fand die erste kommerzielle Anwendung im Jahre 1957, als die US Air Force Dichtringe benötigte, die auch bei hohen Temperaturen zuverlässig gegen aggressive Medien abdichteten. Auch heute wird in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Automobilindustrie FKM-Kautschuk in vielen Bereichen als Dichtmaterial benutzt, insbesondere, wenn es um den Einsatz unter extremen Bedingungen geht, z.B. hohe Temperaturen, Witterungsbeständigkeit etc.
Wie ihr seht, ist das Material sehr strapazierbar und somit als Armbandmaterial für eine sportliche Taucheruhr wie die Rolex Submariner, die gerne auch mal an den Strand oder den Pool ausgeführt und somit beispielsweise Chlor- oder Salzwasser und Sand ausgesetzt wird, grundsätzlich optimal geeignet.
Das FKM-Kautschuk für die Rolex-Bänder von R-Straps wird in der Schweiz produziert – qualitativ macht sich das absolut bemerkbar: Positiv hervorheben möchte ich insbesondere die Flexibilität und Anschmiegsamkeit des Bandes: Ich hatte tatsächlich noch nie ein Kautschukband mit solch einem hohen Tragekomfort am Arm. Auch den Geruchstest hat das Band überstanden – während vielen günstigeren Kautschukbänder (gewöhnungsbedürftige) Vanille-Aromen beigemischt werden, um Chemie-Gestank zu überdecken, riecht das R-Straps FKM-Band nach… nix! Daumen hoch!
Ein weiterer Pluspunkt des FKM-Kautschuks ist, dass es keinen Staub anzieht. Bei billigeren Kunststoffbändern hatte ich es leider schon öfters, dass diese wahre Staubmagnete waren. Da kann die Uhr auch schon mal zu Staubwischen herhalten – Swiffer adé! 😉
Der wichtigste Punkt ist aber sicherlich die Passform des Bandes am Gehäuseanstoß, d.h. die Umsetzung der Gehäuseintegration, die das FKM-Kautschukband ja von Standard-Bändern „von der Stange“ abheben soll. Und auch da hat R-Straps seine Hausaufgaben gemacht: Das Band passt perfekt an meine Rolex Submariner, nach der Montage wackelt das Band Null Komma Null. Alles in allem ist die Bandintegration mehr als gelungen.
Optisch wirkt die Rolex Submariner durch das Kautschukband deutlich sportlicher als am Edelstahlband. Für den schicken Anzug mag diese Bandvariante weniger geeignet sein, für die Freizeit und den Sprung ins kühle Nass aber dafür umso mehr.
Die blaue Variante des R-Straps Kautschukbandes bringt etwas Farbe ins Spiel und passt hervorragend zu einer sportlichen Taucheruhr wie der Submariner:
FKM-Kautschuk hat nur einen Nachteil: Die Oberfläche ist recht glatt, wodurch die Ösen (Keeper) des Bandes leicht verrutschen können. Eine simple, aber geniale Idee, um das zu verhindern, ist das sogenannte „Loop Fixing System“ von R-Straps. Dabei handelt es sich um einen Stopper am Bandende, welches den Keeper davon abhält zu verrutschen. Die Lösung ist auch optisch als gelungen zu bezeichnen:
Rolex Armbänder: Lederarmband für Submariner, Daytona & Co.
Sämtliche Leder für die Rolex-Bänder von R-Straps stammen aus dem unabhängigen Traditions- und Familienunternehmen Tanneries Haas. Der französische Familienbetrieb wurde bereits 1842 vom gebürtigen Baden-Württemberger Alois Haas gegründet. Mittlerweile ist schon die sechste Generation in der Unternehmensführung tätig. Ein paar Einblicke in die Gerberei Haas gibt’s in diesem kurzen (französisch-sprachigen) Video – auch nicht-frankophile Uhrenfans sollten sich die bewegten Bilder anschauen, da es einfach spannend ist wie eine vergleichsweise große Gerberei wie Haas heute noch – ganz im Sinne einer Manufaktur – viel händisch arbeitet:
Beim braunen Rolex-Lederarmband von R-Straps handelt es sich um Novonappa-Leder. Es handelt sich dabei um ein Kalbsleder, welches unter anderem von Hermés für Kleinlederwaren eingesetzt wird. Es ist auch bekannt unter dem von Hermès geschützten Namen „Barenia“. Augenscheinlich ist vor allem der satte, kontrastreiche Braun-Ton des Leders. Die Oberfläche ist glatt-glänzend und gleichzeitig samtig-fein – toll! Man beachte auch die charakteristischen „Kanten“ an der Oberseite des Bandes, einem Design-Merkmal von R-Straps, welches sich gleichsam beim Kautschuk- wie auch beim Lederarmband-Portfolio wiederfindet.
Das Novonappa-Leder ist doppelt gegerbt (chemisch und pflanzlich). Das Leder wird während der sechswöchigen (!) Produktion mit neun verschieden Ölen behandelt. An der Unterseite des Bandes ist wasserfestes italienisches Leder verarbeitet – das wiederum ist sehr vorteilhaft an schweißtreibenden Tagen (denn glaubt mir, auf mit Schweiß durchgesiffte Bänder habt ihr keine Lust ;-)).
Der aufwendige Gerbprozess wirkt sich auch positiv auf die Abriebfestigkeit des Leders aus – das Novonappa-Leder ist dick und macht einen sehr robusten Eindruck. Dadurch braucht es allerdings eine kurze Eintragezeit bis es weich ist und sich dem Arm anschmiegt.
R-Straps.com hat außerdem ein schwarzes Lederarmband im Portfolio: Das Band ist aus einem Ziegenleder mit einer glänzenden, ungewöhnlich strukturierten, diamantartigen Oberfläche. Die Submariner wirkt durch die Struktur des Bandes etwas edler und passt damit gut zu feineren Anlässen.
Auch das schwarze Band macht einen sehr robusten und abriebfesten Eindruck. Auch nach mehreren Stunden Tragezeit sind keinerlei Abnutzungserscheinungen zu erkennen.
Gut: Allen Bändern von R-Straps.com liegt neben der standardmäßig montierten, massiven Schließe auch noch eine feinere Schließe bei. Die große Schließe gefällt mir persönlich allerdings besser – insbesondere der Wechsel zwischen polierten und gebürsteten Flächen und die massive Haptik wissen zu gefallen.
Außerdem gibt es eine weitere kostenlose Beigabe zu jedem Band: ein Schlüsselanhänger aus echtem Leder im Stile eines Uhrenbandes…
Der Preis in Höhe von 199,92€ (Leder, Kautschuk) ist auf den ersten Blick kein Schnäppchen. Mit Blick auf die Wettbewerbsprodukte von Rubber B oder Everest beispielsweise, ist R-Straps.com aber in einem vergleichbaren preislichen Rahmen unterwegs. Alles in allem sind die extra für diverse Rolex-Modelle angepassten Bänder preislich und qualitativ als absolut wettbewerbsfähig zu bezeichnen.
R-Straps.com bietet derzeit Bänder mit passenden Anstößen für die folgenden Rolex-Modelle:
- Submariner
- Sea-Dweller
- Yacht-Master
- GMT-Master und GMT-Master II
- Explorer und Explorer II
- Oyster Perpetual
- Daytona
- Datejust
Ungeschickten Gemütern empfehle ich den Tausch eines Bandes bei einer teuren Uhr wie der Rolex Submariner grundsätzlich eher nicht selbst durchzuführen – außer einem sind die Kratzer wirklich schnurzegal 😉 Denn: Dadurch, dass die hier vorgestellten Bänder vollintegriert sind, sind sie nicht ganz so einfach anzubringen, wie Bänder „von der Stange“. Geht also lieber zum Uhrmacher eures Vertrauens, um das Band zu montieren! Falls ihr aber doch unbedingt selbst Hand anlegen wollt, solltet ihr dringend vorher die Hörner an der Unterseite mit Tesafilm bzw. Klebeband abdecken, damit die Federstege bei der Montage keine Kratzer hinterlassen…
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Großartiger Report, ich wollte immer schon Mal ein Lederband nachrüsten
Vielen Dank dafür
Moinsen,
leider sind aktuell für die Explorer II Ref. 226570 keine FKM Bänder verfügbar.
So jedenfalls Auskunft von Herrn Rau letzten Sonntag. Da ich sozusagen in „good standing“
beim Juwelier meines Vertrauens bin nicht so tragisch.
Die Seamaster trägt sich mit Kautschuk einfach sehr angenehm, würde ich gerne
wann auch immer an der „Krone“ auch so handhaben.
Bis dahin einfach tapfer bleiben . . .
Super Bericht über Rolex Uhrenbänder.
Leider finde ich die R-Straps im Internet nicht. gibt es einen neuen Homepage ?
Hi Dennis, ich habe vor ein paar Tagen dieselbe Frage von einem Leser per Email bekommen. Ich habe daher kurz mit dem Chef von R-Straps gesprochen – leider gibt es derzeit Probleme mit der Website, die sollten aber hoffentlich bald gefixt sein. R-Straps ist auf jeden Fall noch aktiv 🙂