Bei meinem Besuch der Uhren-Manufaktur von Bohematic bzw. Robot in Nové Město, Tschechien, konnte ich natürlich auch den Gründer und Kopf hinter Robot, Josef Zajíček, kennenlernen. Durch seine Zeit als Manager in der Automobilindustrie und der intensiven Zusammenarbeit mit deutschen Firmen spricht Josef auch hervorragend Deutsch. Natürlich habe ich daher nicht die Chance verstreichen lassen, ihn um ein Interview zu bitten…
Warm-Up
CHRONONAUTIX: Angenommen, Sie hätten eine Zeitmaschine – in welches Jahr würden Sie reisen und warum?
Ich kann das exakte Jahr nicht definieren, in dem Karel Capek begonnen hat, sich mit Robotern und menschenähnlichen Androiden auseinander zu setzen. Das dürfte gut 105 Jahre zurück liegen. Also sagen wir einfach 1919.
Ein Visionär, ein Mann mit Weitblick und technischem Verständnis. Als viel reizvoller sehe ich es an, ihn ins Heute zu holen. Ihm zu zeigen, wie weit sich seine Überlegungen entwickelt haben und wo die Robotik heute steht.
CHRONONAUTIX: Wenn der Tag 48 statt 24 Stunden hätte – wofür würden Sie die zusätzliche Zeit nutzen?
Hätte der Tag 48 Stunden, heißt das nicht, dass wir doppelt so viel leisten würden. Sicherlich hätten wir einen längeren Arbeitstag. Unser menschlicher Körper müsste sich also darauf einstellen länger zu arbeiten, länger zu ruhen und auch länger zu genießen.
Für Unternehmer ist Zeit stets ein knappes Gut. Ich denke ich käme mit längeren Tagen gut klar. Ob es uns jedoch bewusst wäre, ist eine andere Frage. Meine weiteren Interessen würden also sicher davon profitieren.
CHRONONAUTIX: Welchen Tag oder welche Uhrzeit werden Sie nie vergessen?
Der Tag an dem der Ostblock zerfiel, war ein Tag, der die Welt auf den Kopf stellte. Dieser Tag eröffnete Chancen für die Einen und nahm Anderen jegliche Perspektive.
In jungen Jahren erkannte ich meine Möglichkeiten. Die Welt wurde für mich grösser und ich erkannte viel Positives – meine Chancen. Nun war es also möglich frei Entscheidungen zu treffen. Ich entschied mich dafür Unternehmer zu werden.
Über Robot
CHRONONAUTIX: Sie waren mit Ihren eigenen Unternehmen im Bereich der Automobilzulieferindustrie aktiv und haben 2014 das Autodrom Most übernommen. Warum nun das Engagement grade im Bereich Uhren? Die Konkurrenz ist mit Konzernuhrenmarken wie Omega, TAG Heuer oder IWC (Swatch Group, LVMH, Richemont) und vielen Microbrand, die direkt online verkaufen, groß. Was möchten Sie mit Robot anders machen, um in diesem Haifischbecken zu bestehen?
Sehen Sie, in allem, was Sie tun als Unternehmer haben Sie Wettbewerb. Wer den Wettbewerb scheut hat schon verloren. Auch möchte sich ROBOT nicht mit den Großen am Markt messen. Wir arbeiten hart, wir lieben was wir tun und wir sind uns dessen bewusst, dass Gutes Zeit braucht.
Wir treten anders an die Uhrmacherei heran. ROBOT lebt nicht ausschließlich von der Geschichte. Wir möchten die Geschichte mitschreiben. Der Grundstein der Robotik wurde in der Tschechischen Republik gesetzt. Wir stehen ganz am Anfang einer technischen Innovation, von der sich Unternehmen und auch die Menschen sehr viel versprechen. Wir möchten die Menschen auf unsere Reise mitnehmen, die 1921 begann und deren Zukunft noch nicht geschrieben ist.
Darüber hinaus haben wir eine reiche Historie, die den Menschen des „Westens“ nicht wirklich bekannt ist. Was wir gemeinsam haben, was wir gemeinsam erreichen konnten und in Zukunft noch erreichen werden, sind spannende Themen, die wir in unseren Produkten festhalten möchten. Meilensteine des Lebens könnte der richtige Begriff sein.
CHRONONAUTIX: Was waren die größten Herausforderungen/Meilensteine seit dem Start von Robot/Bohematic im Jahre 2018?
Bis heute ist jeder Arbeitstag nahezu eine Herausforderung. Es gibt Verzögerungen bei Lieferanten, plötzliche Preiserhöhungen und weitere unerwartete Umstände. Aber das ist des Unternehmers Schicksal.
Mit Sicherheit aber darf ich sagen, dass die Entwicklung der Manufaktur ein stetiges Thema ist. Hier konnten wir bereits einige Meilensteine erreichen. Mir war es von vornherein klar, dass eine Uhrenmanufaktur, die den Namen Manufaktur verdient, eine arbeits- und geldintensive Angelegenheit ist. Ja, auch etwas Unbequemes. Man könnte es sich leicht machen und sich alles liefern lassen und zusammenbauen, oder auch zusammenbauen lassen. Das ist aber nicht mein Anspruch. Ich möchte Wertschöpfung im Haus, je tiefer umso besser. Hier sehe ich ROBOT ebenfalls auf Kurs.
CHRONONAUTIX: Wie sieht Ihr typischer Tag bei Robot aus? Inwiefern sind Sie operativ im Tagesgeschäft eingebunden?
Ich bin ein Frühaufsteher. Mein Tag beginnt um 04:00 Uhr, wenn Europa noch überwiegend schläft. Ich schaue nach unserem Hund Eda, bereite meinen Tag vor, bearbeite E-Mails und mache mich auf den Weg, in mein Büro nach Prag, oder in die Manufaktur nach Nove Mesto.
In Nove Mesto bespreche ich mit dem Team oder unserer Produktionsleitung. So erfahre ich, ob alles gemäß Plan läuft, was benötigt wird, wo es nicht so vorangeht wie ich mir das wünsche und eben all diese Dinge die eine Unternehmung so mit sich bringt.
Die Mitarbeiter haben dann auch Gelegenheit mit mir zu sprechen. Ihre Ideen und Überlegungen einzubringen.
Dann koordinieren wir Vieles über unser Büro in der Schweiz. Von dort erfahre ich dann ob mit unseren Partnern alles rund läuft und stehe im Austausch mit unserem Designer.
Die Skizzen des Designers schauen wir im Team an und geben unsere Meinung dazu ab, geben dem Designer auch Rückmeldung zu seiner Arbeit, so dass er seine Arbeit fortführen kann.
Kaum hat man sich versehen, dann ist auch schon wieder Mittagszeit und ich schaue noch in unserem Robot-Store in Prag vorbei. Auch hier bespreche ich mit den Mitarbeitern und wir informieren uns gegenseitig bei einem Lunch oder Kaffee.
Wenn dann vielleicht noch etwas Dringendes in Most zu tun ist, fahre ich an das Autodrom Most, um auch hier die Mitarbeiter, oder zumindest die Leitung zu sprechen. Der Ring entwickelt sich prima und wir haben den Kalender ganzjährig gut gefüllt.
In aller Regel fahre ich dann so gegen 17:00 oder 18:00 Uhr nach Hause in die Vila Capek. Dies ist einerseits mein Wohnsitz, zugleich aber auch ein kleines, feines Hotel. Zu Hause angekommen genieße ich die Ruhe mit meiner Frau. Wir unterhalten uns über den Tag und schließen den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen ab.
CHRONONAUTIX: Was macht für Sie im Allgemeinen ein exzellentes Uhrendesign aus?
Das Design einer Uhr ist selbstverständlich von großer Bedeutung. Einflussnehmende Faktoren sind die Funktionen einer Uhr, die technischen Anforderungen und der Tragekomfort. Nicht zu vergessen wäre da aber auch die Geschichte und die Eigenständigkeit.
Wer kennt die Situation nicht, dass wir eine Uhr sehen und prompt Modelle anderer Hersteller darin wiedererkennen? Gerne möchten wir dies vermeiden und authentische Kollektionen aufbauen. Gleichzeitig trifft Design auf das Geschmacksempfinden eines jeden Einzelnen. Was mir gefällt, muss nicht jedem Anderen gefallen. Also freuen wir uns, wenn wir eine grosse Schnittmenge erzielen können und gleichzeitig wenig vergleichbar sind. Eben authentisch ROBOT.
Wir haben einen erfolgreichen, sehr erfahrenen Designer an Bord, der mich mit seiner Arbeit begeistert. Zu ihm und seiner Arbeit aber bald schon mehr.
CHRONONAUTIX: Viele traditionelle Juweliere geraten angesichts der Online-Konkurrenz ins Straucheln. Hier und da kann man sogar vom „Juweliersterben“ lesen. Was sind Ihre Ziele im Einzelhandel?
Der Einzelhandel ist bedeutende Säule im Vertrieb. Hier kann der interessierte Kunde die Uhren anfassen, anlegen und bei Gefallen direkt erwerben.
Das sogenannte Juweliersterben sehe ich nicht als gottgegebene Tatsache an. Sehen Sie, nahezu jede Branche muss sich in wiederkehrenden Abständen neu erfinden, sich dem Markt anpassen und dem Markt auch etwas Neues bieten.
Über Jahrzehnte konnte sich der Einzelhandel auf die Großen verlassen. Diese jedoch, koppeln sich mehr und mehr ab und eröffnen eigene Boutiquen. Nun ist in der Tat unternehmerisches Gespür gefragt, um die Zukunft des Einzelhandels zu sichern.
Diese Juweliere sind für uns interessant. Juweliere die aktiv sind, die im Kontakt mit ihren Kunden stehen, also einfach gesagt, Juweliere die bereit sind, für den Erfolg zu arbeiten.
CHRONONAUTIX: Viele Uhrenhersteller haben derzeit mit nachlassenden Verkäufen zu kämpfen. Die Schweizer Exportstatistik ist nach wie vor im Fall. Inwiefern spüren Sie die aktuelle Konjunkturflaute?
Eine wirklich spannende Frage, in einer spannenden Zeit. Grundsätzlich aber gilt, dass es nahezu jegliche Branchen trifft. Es sind aktuell nur wenige Branchen, die Grund haben die Champagnerkorken knallen zu lassen. Dennoch sind wir mit dem Jahr 2024 sehr zufrieden. Wir sind in Prag in sehr guter Lage. Touristen aus der ganzen Welt entdecken unsere Uhren, lernen die Marke kennen und kaufen unsere Uhren. Wir konnten bis heute mehr Uhren verkaufen als in den Jahren zuvor.
Das Schöne daran ist, dass wir noch immer Freude an jedem Kunden haben, der zu uns findet, uns entdeckt und sich für uns und unsere Arbeit begeistert.
Dies zeigt mir als Unternehmer, dass ROBOT im Einzelhandel durchaus eine starke Marke ist, wenn man sich um die Marke und um die Kundschaft kümmert.
CHRONONAUTIX: Können Sie uns einen Ausblick auf kommende neue Modelle geben?
Wir müssen als kleine Nischenmarke mit Bedacht an neue Modelle herantreten. Dies begründet sich dadurch, dass wir noch keine kommerzialisierte Marke sind, wie die Großen der Branche. Für uns steht das Verbrauchervertrauen ganz oben. Wir haben stets historisch bedeutende Geschichten in unseren Uhren transportiert. Insofern möchte ich Ihnen eine Geschichte näherbringen, die wir noch dieses Jahr lancieren werden.
Es geht um ein tschechisches Militärflugzeug, welches seit Jahrzehnten weltweit, vor allem aber bis heute, große Erfolge feiert und weiterhin in der Luft ist.
Gemeinsam mit dem tschechischen Flugzeughersteller „Aero“ sind wir dieses Thema angegangen. Wir lernten sehr viel, was auch wirklich gut war und der Uhr zugutekommt.
Einen ebenfalls bekannten Uhrendesigner aus der Schweiz konnten wir für dieses Projekt begeistern und gewinnen. Der Entstehungsprozess für dieses Modell dauerte etwas mehr als 2,5 Jahre.
Aber im Herbst wird es so weit sein. Das Modell „Albatros“ werden wir der Öffentlichkeit präsentieren.
CHRONONAUTIX: Was sind Ihre wichtigsten Ziele für Robot in den nächsten 5 Jahren?
Da stellen Sie mir eine Frage, die ich gerne beantworte und auch sehr präzise beantworten kann.
ROBOT ist auf gutem Kurs. Diesen Kurs werden wir beharrlich weiterführen und uns weiterhin sehr viel Mühe geben noch mehr Kunden zu erreichen.
An dieser Stelle möchte ich auch meinen Mitarbeitern danken, die mit mir die Marke ROBOT die vergangenen 6 Jahre entwickelt haben. Loyalität, den Team-Spirit und beeindruckende Leistungsbereitschaft formten ein Team, das man sich auch für die Zukunft nur wünschen kann.
Wenn das so bleibt, bin ich sicher, werden wir weiterhin großartige Produkte schöpfen.
Wir haben noch viele Projekte die wir in den kommenden 5 Jahren anpacken werden. Aber sehen Sie Mario, ich möchte Sie sehr gerne wieder in Prag und Nove Mesto willkommen heißen. Also, bleiben Sie neugierig und schauen Sie einfach wieder Mal bei uns herein, die Türen stehen offen. Wir haben nichts zu verstecken, vielmehr haben wir sehr viel zu zeigen.
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