Uhrenbatterien, die meistens in Form kleiner Knopfzellen kommen, sind der Energielieferant für klassische Quarzuhren, damit diese ihren Dienst vollrichten können. Die Lebensdauer der Uhrenbatterien kann dabei stark variieren: Bei einer Casio G-Shock kann diese sogar nur 3 Jahre betragen; Werke wie das Ronda 715Li ticken hingegen bis zu 10 Jahre. Doch wie kommt der immense Unterschied zustande? Sind “Longlife”-Batterien des Rätsels Lösung? Diese Frage stellt sich auch CHRONONAUTIX-Leser Martin:
Hallo Mario, danke für all Deine tollen Artikel. Kompetent-informativ wie immer, mit tollen Fotos. Frage: diverse, v.a. Schweizer Hersteller von Quarz-Modellen preisen im Web ihre besonders langen Batteriewechselintervalle an, mit besonders guten Batterien. Wenn ich aber wechseln muss, erzeuge ich regelmäßig Schulterzucken bei Fragen nach Longlife-Batterien und kriege eingebaut was halt da ist, und das auch bei Juwelieren. Wir haben zum Beispiel hier in Regensburg keinen Juwelier, der die teureren Marken der Swatch Group hat. Was tun, wenn man trotzdem lange nicht wechseln will? Vielleicht eine Idee für einen Service-Artikel? Viele liebe Grüße, Martin
Starten wir mit einem Beispiel: Die Tissot PRX wird vom Quarzwerk F06.115 von der Schweizer ETA SA (Swatch Group) angetrieben. Das besondere an dem Werk ist ein sogenannter EOL-Indikator (End of Life), der praktischerweise einen anstehenden Batteriewechsel ankündigt, indem der Sekundenzeiger nicht mehr im Sekundentakt seinen Bahnen zieht, sondern alle 4 Sekunden springt. Schön und gut, aber natürlich möchte man trotzdem so wenig wie möglich zum Uhrmachehr sprinten, um einen Batteriewechsel vornehmen zu lassen.
Die Batterielaufzeit des ETA F06.115 beträgt laut Spezifikation 68 Monate bzw. 94 Monate – na, was denn nun? Nun könnte man schnell auf die Idee kommen, dass die grundlegende Unterscheidung zwischen Low-Drain-Batterien und High-Drain-Batterien ausschlaggebend sind. Beide verwenden heutzutage eine identische, elektrochemische Basis, typischerweise Silberoxid-Zink.
Bei Uhren mit Beleuchtung und weiteren Features wie einer Weckfunktion (siehe zum Beispiel Casio G-Shock), sollten tatsächlich eher High-Drain-Batterien eingesetzt werden: Trotz ihrer etwas geringeren Lebensdauer stellt diese Variante sicher, dass kurzzeitig hohe Stromstärken geliefert werden können. So kommen beispielsweise bei der Aktivierung der Beleuchtung Low-Drain-Batterien schnell an ihre Grenzen.
Low-Drain-Uhrenbatterien hingegen sollten bei analogen Uhren oder auch digitalen Uhren ohne Zusatzfunktionen eingesetzt werden – ihr Vorteil ist die geringere Selbstentladung und damit eine höhere Lebensdauer.
Den Hinweis auf Batterien des Typs “Low Drain” findet man auch in der technischen Mitteilung zum ETA F06.115:
Ausschlaggebend ist aber etwas anderes, und zwar die in der Spezifikation genannten Milliamperestunden, kurz mAh: Wie man am Beispiel des ETA F06.115 sehen kann, können sowohl 40 mAh-Batterien wie die Knopfzelle 371 des Herstellers Renata als auch 55 mAh-Batterien wie die Knopfzelle 395 eingebaut werden.
Die mAh-Werte geben einen Hinweis auf die Kapazität der Batterie. Genauer: Eine Amperestunde (Ah) ist ein Maß für die Ladung und damit dem Stromfluss über die Zeit. Eine Amperestunde entspricht einem kontinuierlichen Stromfluss von einem Ampere für eine Stunde. Eine Milliamperestunde ist ein Tausendstel einer Amperestunde (1000 mAh =1 Ah).
Zieht man nun noch den Stromverbrauch einer Quarzuhr heran, so kann man die Zeit bis zum nächsten Batteriewechsel bestimmen – zumindest schätzungsweise, denn das tatsächliche Ergebnis variiert je nach Batteriezustand, Alter, Temperatur etc.
Hierzu ein kurzes Beispiel: Nehmen wir eine Batterie mit 40 mAh Kapazität. Das Quarzwerk, das mit der 40 mAh-Batterie betrieben wird, läuft laut Spezifikation 68 Monate, also fast 50.000 Stunden, mit dieser Batterie. Das Quarzwerk verbraucht also rund 0,0008 mA (40 mAh geteilt durch 50.000 Stunden). Zum Vergleich: Eine 100 Watt-Glühbirne im 230V-Betrieb liegt bei 430 mA, also dem über 500.000-fachen!
Und die Moral von der Geschicht’? Warum verbauen Uhrmacher und sonstige Servicestellen nicht einfach immer Batterien mit höheren mAh-Werten? Nun, der Knackpunkt ist, dass die Batterien unterschiedlich hoch sind – und diese unterschiedlichen Höhen muss das Quarzwerk in der Uhr einfach unterstützen können. Das ist beispielsweise beim ETA F06.115 der Fall, das sowohl die Batterie 371 mit 40 mAh (2,05mm Höhe) als auch die 395 mit 55 mAh (2,70mm Höhe) unterstützt.
Um zu prüfen, welche Batterien konkret verwendet werden können, hilft nur ein Blick in die Anleitung oder die normalerweise problemlos über Tante Google zu findenden Spezifikationen der Hersteller. Mit dieser Info hat man dann gute Argumente zur Hand, um – sofern technisch möglich – eine Batterie mit mehr mAh vom Uhrmacher eingebaut zu bekommen.
Hier noch ein paar weitere Beispiele:
Die G-Shock CasiOak White Skeleton kommt mit dem Quarz-Modul 5611, die verbaute High Drain-Batterie SR726W hat nur eine Nennkapazität von rund 30 mAh, die Batterielaufzeit beträgt ca. 3 Jahre.
Die G-Shock GA-900 Black Skeleton wiederum kommt mit dem Quarz-Modul 5637 und einer Batterielaufzeit von ca. 7 Jahre – dank der High-Drain-Batterie CR2016 mit 75 mAh.
Ein sehr häufig anzutreffender Hersteller für Quarzwerke ist die Schweizer Firma Ronda: Die traser P69 Black Stealth beispielsweise wird vom Schweizer Ronda 517 angetrieben. Die Batterielaufzeit wird von Ronda mit 45 Monate angegeben, das heißt (wenn ich mich nicht verrechnet habe 😉 ) knapp 4 Jahre. Dafür sorgt die Knopfzelle 371 mit 40 mAh.
Ronda hat aber auch Werke im Sortiment, die eine deutlich längere Laufzeit mitbringen, zum Beispiel das Ronda 715Li mit satten 10 Jahren Batterielaufzeit. Die Grundlage für diese beachtliche Lebensdauer schafft die 75 mAh-Batterie CR2016.
Ein weiteres Beispiel, diesmal aus Japan: Das Citizen-Miyota 6S20, das beispielsweise im MACHIA Quarz-Chrono tickt, hat eine Batterielaufzeit von 4 Jahren – trotz Kompatibilität mit der Batterie SR927W mit durchaus üppigen 60 mAh Kapazität. Das überrascht durchaus, denn das Citizen-Miyota 6S20 scheint mit Blick auf die harten Fakten merkbar mehr “Saft” zu verbrauchen als das Quarz-Modul 5637 in der oben genannten G-Shock (7 Jahre mit 75 mAh = Faktor 11 vs. 4 Jahre mit 60 mAh = Faktor 15).
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Moin Mario, ich denke, bezüglich der Standzeit kommt es auch darauf an, ob Lithiumtechnik zum Einsatz kommt. Das Ronda 715 ist mW ein Non-Lithium Werk mit 1,5 V, wohingegen das 715 Li mit Lithiumtechnik und 3 V deutlich längere Standzeit liefert. Das Ronda 715, welches nach seiner Spezifikation keine End-Of-Battery-Anzeige besitzt, überraschte mich unlängst in meiner Traser P6506 mit einem im 5 Sekundentakt springenden Sekundenzeiger. Sie ist gerade zum Batterie- und Dichtungswechsel beim Traser-Service in Holte-Stukenbrock. Die Sekundenzeiger der Ronda-Werke treffen leider häufig nicht exakt die Minutenstriche. Zudem ist deren Ganggenauigkeit von bis zu 20 Sekunden+ im Monat kein Hit für eine Quarzuhr. Quarzwerke sind für mich alles andere als transparent. Unlängst bin ich bei Jean Marcel auf eine ETA Quarzwerk-Bezeichnung gestoßen, die sich im ETA-Katalog nicht fand?! Extrem präzise, vermutlich temperaturkompensiert. Wenn man Quarzuhren länger weglegt, sollte man zum Batteriesparen die Krone ziehen. Das bringt auch bei höherwertigen Quarzwerken etwas. Ausnahme: Die ölgefüllte Sinn UX. Bei der kann bei längerer Zeit gezogener Krone Öl austreten. Schönen Gruß, Frank
Auch bei der SDW sollte man die Krone nicht herausziehen, da sie sonst ausläuft. Und ob das überhaupt was bringt, ist fraglich.