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Mit der Helicoprion ZirkuTi bringt die schwäbische Microbrand HEINRICH eine neue Variante auf den Markt. Die technische Basis bleibt identisch – Gehäuse, Werk und Abmessungen sind Freunden der Stahl-Sportuhr bestens vertraut. Die große Neuerung: das Zifferblatt. Und das hat es in sich, denn erstmalig überhaupt kommt eine Kombination aus Zirkonium und anodisiertem Titan mit besonderer Maserung zum Einsatz. Aber auch die Radiance wurde mit zwei neuen Blattvarianten bedacht, die das Thema der Dresswatch auf merkbar unterschiedliche Art und Weise fortführen.

Bekanntes Gehäuse, neue Seele

Wer schon einmal eine Helicoprion am Arm hatte, weiß, woran er ist: 40 mm Durchmesser, knapp 13 mm Höhe, verschraubte Krone, 200 Meter Wasserdichtigkeit, Schweizer Sellita SW200-1 in der besseren Elaboré-Ausführung (Reglage in vier Lagen). Gebürsteter Edelstahl mit polierten Kanten, eine charakteristische Lünette mit den charakteristischen zwölf, perfekt ausgerichteten Schrauben – alles wie gehabt und tadellos verarbeitet. Dazu gibt es ein angenehm tragbares „Beads of Rice“-Band mit moderner, werkzeugfreier Feineinstellung über einen Drücker auf der Innenseite der Schließe.

ZirkuTi – was ist das überhaupt?

Der eigentliche Star ist aber das Zifferblatt – mit einem Muster, das nicht etwa aufgedruckt ist, sondern einer natürlichen Maserung entspricht. Konkret handelt es sich um ZirkuTi, einer geschmiedeten Verbindung aus Titan und Zirkonium, die meines Wissens nach erstmalig überhaupt als Material bei Uhren zum Einsatz kommt.

Während Titan in der Produktion von Uhren gerne und häufig eingesetzt wird, ist Zirkonium noch kein „Stammgast“. Zirkonium (chemisches Symbol: Zr) gehört zur Gruppe der Übergangsmetalle und hat ähnliche chemische Eigenschaften wie Titan. Es ist silbrig-glänzend und relativ hart. Zirkonium wird in vielen Bereichen eingesetzt, darunter in der Medizintechnik – wegen Eigenschaften wie Korrosionsbeständigkeit, Biokompatibilität und hoher Temperaturbeständigkeit. Uhrenfreunde kennen Zirkonium vielleicht im Zusammenhang mit technischer Keramik, konkret in Form von Zirkoniumdioxid (ZrO₂; siehe z.B. Formex-Lünetten).

Aber zurück zum Material, auf das HEINRICH setzt: ZirkuTi ist ein künstlich hergestellter Verbundwerkstoff aus Zirkonium und Titan. Es wird gezielt unter hoher Hitze verschweißt, um ästhetische Maserungen durch den Wechsel von Zirkonium und Titan-Schichten zu erzielen.

HEINRICH setzt dabei auf massives Material, das aus einem ZirkuTi-Stab gefräst, per Drahterosion geschnitten und anschließend oberflächenbehandelt (poliert) wird.

Das Blau wird übrigens durch Anodisieren erzeugt, d.h. die Zirkonium-Schichten bringen die dunklen Töne (grau) und die Titan-Schichten das Blau ein. Beim Anodisieren wird Metall in ein elektrolytisches Bad (meist Schwefelsäure) getaucht und als Anode (Pluspol) in einen Stromkreis geschaltet. Dadurch entsteht auf der Oberfläche eine oxidische Schutzschicht – also eine sehr harte, gleichmäßige Oxidschicht.

Bei direktem Lichteinfall changiert das ZirkuTi-Blatt zwischen Tiefblau, Schwarz und metallischen Akzenten. Die Streifen wirken dabei ein bisschen wie ein Lavafluss oder eine topographische Karte. Und ja – jedes Blatt ist ein Unikat. Ob das gefällt, ist Geschmackssache, aber langweilig ist es definitiv nicht.

Der Weg zu dieser Struktur war übrigens gekennzeichnet durch viele Tests und Experimente, die Wolfgang Heinrich mit dem Material durchgeführt hat – zum Beispiel durch Variieren der Länge des Erhitzens. Hier ein kleines „Making Of“, das den Entstehungsprozess aufzeigt (und ich muss sagen: Wolfgang hat meiner Meinung nach am Ende genau die richtige, optisch ausgewogene „Rezeptur“ gefunden).

Die finale, mehr als gelungene Optik von ZirkuTi unter dem Saphirglas erinnert auch ein bisschen an Damaststahl, den Outdoor-Freunde beispielsweise von Messern kennen. Es erinnert auch an die Struktur sogenannter Timascus-Zifferblätter (die Titanversion von Damaststahl, bei der verschiedene Titanlegierungen miteinander verschweißt werden) wie man sie beispielsweise zuletzt bei der Bulova Lunar Pilot Timascus schon gesehen hat.

Zifferblätter in einer solchen Optik sind erstmal kein völliges Neuland – Damaststahl– und Timascus-Zifferblätter findet man zwar nicht allzu häufig vor, aber durchaus immer wieder. Was HEINRICH hier macht, liegt irgendwo dazwischen: visuell auffällig, aber nicht übertrieben, hochwertig und gleichzeitig HEINRICH-typisch erschwinglich.

Anders als bei manchen Timascus-Zifferblättern, bei denen das Blau fast schon ins Neonfarbene kippt und auch noch Brauntöne hinzukommen, bleibt das ZirkuTi – zumindest im direkten Vergleich – deutlich zurückhaltender, was der Ablesbarkeit zugutekommt.

Hinzu kommt, dass das HEINRICH-Logo, ein Löwe in einem stilisierten Wappen mit Krone, das eine Interpretation des Baden-Württembergischen Landeswappens ist, nun bei der Helicoprion erstmalig appliziert ist – eine schöne Idee, die dem Wappen-Format besser gerecht wird und das Blatt noch mal merkbar aufwertet. Gleichzeitig verzichtet HEINRICH auch erstmals auf die Verbindung von Bildlogo mit Schriftlogo (HEIN [Bildlogo] RICH) – auch eine schöne Idee, um mit Blick auf das natürlich-unregelmäßige Streifenmuster das Zifferblatt etwas zu „beruhigen“.

Fazit: Charakterkopf mit Tiefenstruktur

Mit der HEINRICH × flomp89 Helicoprion Amethyst und der HEINRICH Helicoprion Stone/Edelstein mit Tigerauge- und Grüner Aventurin-Zifferblatt hat HEINRICH ja bereits gezeigt, dass die Helicoprion eine hervorragende Grundlage für besondere Zifferblätter darstellt.

Die HEINRICH Helicoprion ZirkuTi ist keine Uhr für jedermann – aber genau das macht ihren Reiz aus. Wer genug von „grauem Einheitsbrei“ am Handgelenk hat, findet hier eine spannende Alternative – Made in Germany, mit Technik aus der Schweiz, und einer Prise Metallurgie-Poesie. Eine mutige Uhr mit Materialkompetenz, die sich nicht versteckt und bei der man definitiv zweimal hinschaut. Wer auf rein funktionale Toolwatches steht, wird aber auch mit der ZirkuTi-Version naturgemäß wohl wenig anfangen können.

Preislich sortiert sich die ZirkuTi-Edition auf dem Niveau der Edelstein-Varianten der Helicoprion ein und bleibt erfreulicherweise bei unter 1000€ (wenn auch knapp), trotz der recht aufwendigen Fertigung des Zifferblattes.

Eine limitierte Erstauflage der ZirkuTi-Helicoprion von gesamt 50 Uhren soll bereits im Oktober ausgeliefert werden. Vorbestellungen sind ab dem 16.9.2025 möglich.

Eckdaten Heinrich Helicoprion:

  • Made in Pforzheim
  • Zifferblatt aus ZirkuTi
  • Gebürstetes Edelstahlgehäuse mit polierten Kanten
  • 40mm Gehäusedurchmesser
  • Kastenförmiges Saphirglas mit beidseitiger Anti-Reflexionsbeschichtung
  • Leuchtmasse: Swiss Super-LumiNova BGW9
  • Horn-zu-Horn 47,8 mm
  • Höhe 12,9mm (gemessen ohne Saphirglas)
  • Gewicht (am Stahlband): 154 Gramm
  • Lünette: vertikal gebürsteter Edelstahlring mit 12 Schrauben
  • Swiss Made Sellita SW200-1 Elaboré (+/- 7 Sek/Tag), Reglage in vier Lagen
  • Verschraubte Krone
  • Beads of Rice-Armband mit gebürsteten und polierten Stahlgliedern, Schließe mit Feinjustierung
  • Wasserdichtigkeit 200m (20 ATM)
  • Seriennummer auf Gehäuseboden graviert
  • Erstauflage limitiert auf 50 Stück
  • Preis ab 949€, direkt über heinrich.watch, Auslieferung ab Oktober

Mokka macht munter – lila launisch? Zwei neue Radiance-Farbvarianten

Die HEINRICH Radiance war für mich eine der Überraschungen des Uhrenjahres 2025: Die Kombination aus ultraflachem Gehäuse dank des (leider viel zu selten von Uhrenherstellern verbauten) Schweizer Handaufzugskalibers ETA Peseux 7001 und das hochwertige, extrem attraktive Blatt mit einem lebendigen Spiel aus Licht und Schatten, das dem Zifferblatt optische Tiefe verleiht, funktioniert ganz hervorragend.

Mein Fazit zur HEINRICH Radiance damals (und ich verliere mich nun wirklich nicht oft in Superlativen): Das Modell ist nicht nur die beste HEINRICH, sondern eine meiner persönlichen bisherigen Highlights 2025. Das Zifferblatt ist wirklich der Wahnsinn. Die erste Charge der Radiance war ratzfatz vergriffen, was mich nicht allzu überrascht hat.

Konsequenterweise bekommt das Modell neue Farbvarianten – und zwar Mokka und Lila.

„Schokoladenseite“: Das neue Mokka-Blatt für die Radiance

Mokka, ein erdig-warmer Braunton, der an die Farbe von starkem Kaffee oder eben Mokka erinnert – das klingt ehrlicherweise nicht grade allzu sexy, wenn es um die Farbe eines Zifferblattes geht. Aber: Auf dem fein strukturierten Zifferblatt mit Sonnenschliff wirkt der Farbton alles andere als altbacken. Die Farbe bringt Wärme ins Design und verleiht der Uhr einen seriös-eleganten Anstrich.

Kurz gesagt: Wer eine Dresswatch sucht, die sich farblich von Standardfarben wie Silber oder Schwarz abgrenzt und gleichzeitig „Seriosität“ ausstrahlen soll, ist hier goldrichtig. Mokka ist die sichere Bank – konservativ, ja, und weniger mit Wow-Effekt, aber keinesfalls bieder.

Lila Laune-Radiance

Lila hat naturgemäß im direkten Vergleich zu Mokka einen deutlich ausgeprägteren Bäm!-Effekt. Auf der Radiance funktioniert der Farbton richtig richtig gut – das überrascht nicht und liegt an der Struktur des Blatts: Der Sonnenschliff bringt Tiefe, die jeweiligen Stunden-Zwölftel leben von Lichtreflexen, und genau hier spielt Lila seine Trümpfe aus. Je nach Lichteinfall changiert es zwischen Violett, fliederfarbenem Schimmer und metallischem Glanz. Gleichzeitig ist das Lila deutlich zurückhaltender als die orangefarbene Variante der Radiance.

Unterm Strich: Die neuen Farben ergänzen das Konzept der Heinrich Radiance stimmig – aber auf sehr unterschiedliche Art.

Wie gefallen euch die neuen Zifferblattvarianten der Radiance und der Helicoprion? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar!

Eckdaten HEINRICH Radiance:

  • Made in Germany
  • Durchmesser: 38,5 mm
  • Horn-zu-Horn 45,5 mm
  • Höhe: 8 mm
  • Material: Edelstahl, poliert und gebürstet
  • Gehäuseboden: Verschraubt, mit Sichtfenster
  • Wasserdichtigkeit: 10 atm / 100 m
  • Kaliber ETA Peseux 7001 (Handaufzug), Gangreserve: ca. 42 Stunden, Genfer Streifen, Anzeige: Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 6 Uhr
  • Zifferblatt mit Sonnenschliff, Minuterie appliziert mit „Buzzsaw“-Muster, applizierte Stabindizes und Leuchtblöcke (BGW9)
  • Edelstahlarmband mit Schnellwechselsystem und Schmetterlingsschließe, optional: Leder- und Kautschukband (gegen Aufpreis)
  • Preis inkl. Edelstahlarmband: 1199€, direkt über heinrich.watch

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Lars
2 Stunden zurück

Gefällt mir von der Gestaltung des Zifferblatts schon besser. (Helicoprion)

Das liegt nicht an dem Technologie Erzählungen, sondern schlichtweg daran, dass der Firmenname nicht mehr ausgeschrieben auf dem Zifferblatt erscheint.

Möglicherweise hat man in Pforzheim meinen damaligen Hinweis auch zur Kenntnis genommen?

Schade, dass man das bei der Rediance nicht auch konsequent umgesetzt hat.
Überhaupt fehlt mir da die große Sekunde und ein Werk, welches automatikgetrieben mindestens 60 Stunden Gangreserve hat – gilt für beide Modelle (Gangreserve).

Grundsätzlich gefällig, aber für mich leider beide Modell nichts – fische da immer noch in gehobenen Gewässern.😉