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Ich habe mir vor ein paar Jahren die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum gegönnt – und sie kommt damals wie heute auf viel Tragezeit an meinem Handgelenk. Sie ist ein echter „Keeper“ mit enormer optischer Präsenz und tollem technischen Unterbau. Da ich mir in aller Regel keine Uhren mit einem Durchmesser unter 40 mm ans Handgelenk binde, kam der „kleine Bruder“, die 39,5 mm große Glashütte Original SeaQ (ohne Panoramadatum), für mich persönlich damals nicht wirklich als Option in Frage – ein direkter Vergleich der beiden Varianten ist aber äußerst spannend, insbesondere auch mit Blick auf die massive Rotgold- sowie die Bicolor-Variante der SeaQ.

Eckdaten Glashütte Original SeaQ:

  • Made in Germany
  • Manufakturkaliber 39-11
  • Gehäuse aus Edelstahl oder massivem 750er Rotgold oder Bicolor
  • Gewicht am Textilband mit Faltschließe: 90 Gramm; Rotgold: 106 Gramm
  • Taucherdrehring mit Keramiklünette
  • Durchmesser 39,5 mm
  • Horn-zu-Horn 47 mm
  • Höhe 12,15 mm (inklusive Glas)
  • Bandanstoß 20 mm
  • Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter
  • Listenpreis: Ab 9900€

Glashütte Original SeaQ: Test und Vergleich

Aber nochmal kurz zurück: Die Glashütte Original SeaQ wurde erstmalig 2019 als Teil der neuen „Spezialist“-Kollektion vorgestellt. Die Taucheruhr erinnert optisch an die historische GUB Spezimatic RP TS 200 aus dem Jahre 1969, die bei den Kampfschwimmern der NVA zum Einsatz kam und einige besondere optische Merkmale an Bord hat (dazu gleich mehr). Der Diver hatte ein hochwertiges Edelstahlgehäuse mit überdurchschnittlichen 200 Metern Wasserdichtigkeit an Bord – gefertigt in Westdeutschland von der Pforzheimer Firma Richard Pfisterer (RP), gut erkennbar am Gehäuseboden mit „RP“-Gravur innerhalb einer Raute. Die RP TS 200 wurde viele Jahre, bis in die 1970er, gefertigt (an dieser Stelle sei auch noch mal auf meinen Artikel zu Uhren bei der NVA verwiesen).

Die SeaQ wurde seit der Lancierung sukzessive um neue Farben und Varianten erweitert und umfasst – neben der hier im Artikel schwerpunktmäßig behandelten kleinen SeaQ-Variante – heute auch die SeaQ Panoramadatum und den SeaQ Chronographen. Über die Jahre sind auch viele unterschiedliche Zifferblattfarben und Materialien (u.a. Bicolor) hinzugekommen – und nunmehr auch frische Armbandvarianten sowie (endlich!) ein Glasboden für die kleine Dreizeiger-SeaQ. Schauen wir mal genauer hin!

SeaQ: Klassischer Diver mit feiner Ausstattung

Erster Eindruck: Die Verarbeitung des Zifferblatts ist identisch mit der großen Variante – man muss hier definitiv keine Abstriche hinsichtlich optischer Wirkung und Verarbeitung machen (alles andere hätte mich aber auch gewundert).

Der superfeine Sonnenschliff (hier beim schwarz galvanisierten Blatt der Roségold-Variante und dem blauen Blatt der Bicolor-Variante) und die charakteristischen, großen, applizierten und perfekt verarbeiteten Stundenziffern funktionieren natürlich auch bei der kleinen SeaQ ganz wunderbar – auch, wenn die großen Ziffern auf dem kleineren Blatt logischerweise relativ gesehen mehr Platz einfordern (die Ziffern der großen und der kleinen SeaQ sind gleich groß).

Das Zifferblatt der grünen Variante ist sowohl bei der kleinen als auch bei der großen SeaQ als einzige Ausnahme mattiert. Aber egal für welche Variante man sich entscheidet – das Blatt ist in jedem Fall zum Niederknien. Prädikat: Eins mit Sternchen. Bei allen Varianten ist auch das perfekt entspiegelte, wunderschön zum Rand hochgewölbte Saphirglas an Bord, das für tolle perspektivische Verzerrungen sorgt und die exzellente Zifferblatt-Optik unterstreicht.

Augenscheinlich ist natürlich, dass die kleine SeaQ ein klassisches Datumsfenster bei „3 Uhr“ verwendet – deutlich dezenter als das Großdatum (bzw. das Panoramadatum, wie Glashütte Original es getauft hat) der großen SeaQ.

Der Gehäuseboden der SeaQ ist geschlossen, aber fein verarbeitet – mit einem reliefartigen Dreizack, flankiert vom Doppel-G-Logo, vor einem Hintergrund mit 20 Wellen, die als kleines „Easter Egg“ für die Wasserdichtigkeit von 20 bar stehen. Aufgepasst: Mittlerweile gibt’s auch die Option auf einen Glasboden – dazu gleich mehr (bis auf die anno 2022 vorgestellte Ausführung in Rotgold blieb bei den anderen Modellen der Blick ins Innere bisher verborgen).

Das Gehäuse der Glashütte Original SeaQ Panoramadatum hat dieselbe Form wie das Gehäuse der SeaQ – augenscheinlich ist aber, dass die kleine SeaQ auf einen Kronenschutz verzichtet, was optisch meiner Meinung nach stimmig wirkt und zusätzlich etwas Wucht aus dem Gehäuse nimmt. Auch die Krone ist wesentlich kleiner geraten.

Neben den 39,5 mm im Durchmesser (im Vergleich zu 43,2 mm bei der Panoramadatum-Variante) sind auch das Horn-zu-Horn-Maß (47 mm vs. 50,8 mm) und die Höhe (12,15 mm vs. 15,65 mm, jeweils gemessen mit Glas) „mitgeschrumpft“. Gut so, denn so sind auch die Proportionen der kleineren SeaQ schön ausgewogen (ich habe schon zu viele Uhrenmodelle gesehen, bei denen der „kleine Bruder“ einen Hang zur Pummeligkeit hatte, da insbesondere die Höhe nicht im gleichen Maße mitgeschrumpft ist).

Fun Fact am Rande: Die beschriebene Vorlage aus dem Jahr 1969 kam mit einem Durchmesser von grade mal 36 mm – heute nicht mehr besonders zeitgemäß für das durchschnittliche Herrenhandgelenk.

Die Gehäuseverarbeitung ist weitgehend schnörkellos und qualitativ auf demselben Top-Niveau des Zifferblattes. Ins Auge sticht dabei insbesondere der markante Schliff an den Flanken. An der Hornoberseite kommt ein Rundschliff zum Einsatz. Eine feine, polierte Fase durchbricht die Satinierung. Auch hier: Qualitativ ist definitiv kein Unterschied zwischen kleiner und großer SeaQ zu erkennen.

Die Wasserdichtigkeit der kleinen SeaQ ist mit 20 bar bzw. 200 Meter standesgemäß auch für Tauchausflüge geeignet, liegt aber unter der Wasserdichtigkeit der SeaQ Panoramadatum (30 bar) – absolut verschmerzbar für die allermeisten Uhrenfreunde, die wohl vorrangig der Aktivität des Desk Divings nachkommen.

Die Vollgold-Variante der SeaQ unterscheidet sich in ihrer Erscheinung signifikant von der Edelstahlvariante: Durch das massive 750er bzw. 18K Rotgold-Gehäuse wird die SeaQ zum Dress-Diver. 18K Rotgold ist eine hochwertige Goldlegierung, die aus 75% reinem Gold und fast ein Viertel Kupfer besteht. Das Kupfer verleiht dem Gold seine charakteristisch-rötliche Farbe, die sehr warm und elegant wirkt. Die 18K-Legierung bietet eine gute Balance zwischen Reinheit und Haltbarkeit, da höherkarätiges Gold zwar reiner, aber auch weicher und weniger widerstandsfähig ist.

Lünette und Zifferblatt sind bei der hier gezeigten SeaQ-Variante tiefschwarz ausgeführt – ein schöner, knackscharfer Kontrast zum warmen Rotgold des Gehäuses bzw. dem rotgoldfarbenen Zeigersatz und den rotgoldenen, applizierten Stundenziffern.

Eine Art „Mittelding“ ist die Bicolor-SeaQ: Hier finden wir wohldosierte Goldelemente vor, konkret: Die Lünetten-Umrandung, die Krone, der Zeigersatz und die applizierten Stundenziffern sind hier in Gelbgold ausgeführt. Für Uhren-Modelle mit einem solchen Materialmix aus Stahl und Gold gibt es mittlerweile eine beachtliche Fangemeinde, wenngleich das Design natürlich ein Stück weit polarisiert. Ähnlich wie bei der Rotgold-SeaQ mit schwarzem Blatt bringt auch die Bicolor-Variante einen tollen warm-kühl-Kontrast mit: Das blaue Sonnenschliffblatt funktioniert in Verbindung mit den warmen, gelbgoldenen Elementen meiner Meinung nach ganz hervorragend.

Klare Sicht auf das Manufakturkaliber 39-11

Bislang war die kleine SeaQ ausschließlich mit geschlossenem Stahlboden erhältlich, genau wie die historische Vorlage aus den 60ern, die GUB Spezimatic-Taucheruhr der NVA-Kampfschwimmer, die damals mit dem Spezimatic-Kaliber 75 kam. Aber zurück in die Gegenwart: Seit Dezember 2024 bietet Glashütte Original die kleine SeaQ auch mit einem Saphirglasboden an, der das Manufakturkaliber in seiner vollen Pracht sichtbar macht.

Im Inneren tickt nämlich ebenfalls ein in-house gefertigtes Kaliber, das 39-11 – und der Glasboden lohnt sich absolut: Anglierte Kanten, Schwanenhals-Feinregulierung und ein Glashütte Original-typischer, skelettierter Rotor mit goldenem Doppel-G und einer Schwungmasse aus 21-karätigem Gold, der im Falle des Kalibers 39-11 noch rhodiniert, d.h. mit dem silbrig-weißen Edelmetall Rhodium überzogen ist, sind hier die Highlights.

Ferner ist auch die typische Glashütter Dreiviertelplatine an Bord, die – wie der Name schon verrät – circa drei Viertel des gesamten Kalibers überspannt. Die Glashütter Dreiviertel-Platine ist ein typisches Merkmal traditioneller Glashütter Uhrmacherei und verleiht dem Uhrwerk zusätzliche Stabilität. Die Dreiviertelplatine kommt ferner mit einem feinen Zierschliff, dem sogenannten Glashütter Streifenschliff, der auf die Anfangstage der Glashütter Uhrmacherei zurückgeht und das Pendant zum Genfer Streifenschliff darstellt.

All das sind nennenswerte, charakteristische Schmankerl mit – in der Summe – echtem Wow-Faktor. Schön auch: Die Datumsscheibe des Kalibers springt wenige Minuten nach Mitternacht „instant“ um, d.h. es hängt nicht eine gefühlte Ewigkeit „auf Halbmast“ wie das beispielsweise beim Sellita SW200-1 der Fall ist. Technisch bietet das Werk allerdings längst nicht so viel Gangreserve wie der „große Bruder“ (100 Stunden) – 40 Stunden Gangreserve sind’s hier, das ist also in etwa auf dem Niveau von Standardkalibern wie dem Sellita SW200-1. Auch die amagnetische Silizium-Unruhspiralfeder der SeaQ Panaromadatum finden wir hier leider nicht vor.

Kundenfreundlich: Besitzer älterer SeaQ-Modelle können den Saphirglasboden, der übrigens auch schick zum Rande hochgewölbt ist, seit Januar 2025 zu einem meiner Meinung nach fairen Preis nachrüsten lassen: Für 300€ wird das Gehäuse fachgerecht umgebaut, druckgeprüft und die originale Referenz- und Seriennummer übernommen – so bleiben die Originalpapiere zur Uhr weiterhin gültig. Den alten Boden behält man zusätzlich.

Neue Armbänder – mehr Farbe, mehr Nachhaltigkeit

Ursprünglich gab es die 39,5mm-SeaQ nur am Kautschuk- und Edelstahlarmband – letzteres hat, genau wie die SeaQ Panoramadatum, die Schließe mit der geschickt gelösten, achtstufigen Feinjustierung über das Doppel-„G“-Logo an Bord, das eine werkzeugfreie Schnellverstellung ermöglicht, ohne dass man die Uhr vom Handgelenk nehmen muss.

Mittlerweile gibt es noch mehr Auswahl – thematisch passend: Fünf Nylon-Textilbänder aus recycelten Fischernetzen stehen zur Wahl, in Schwarz, Blau, Grau, Orange und Grün.

Schön ist insbesondere, dass das Textil flexibel ist, gleichzeitig aber eine gewisse „Steifigkeit“ mitbringt – ideal, um den Halt der Uhr am Handgelenk zu gewährleisten und/oder wenn man beispielsweise im Sommer gerne das Band etwas lockerer trägt, um Luft ans Handgelenk zu lassen. Zur Auswahl stehen zwei Schließen: eine einfache Dornschließe (Standard) oder eine aufwendigere Faltschließe (+300 € in der Stahl-Ausführung).

Ich habe mir das Nylon-Band nachträglich für meine SeaQ Panoramadatum gekauft und trage es immer wieder gerne im Wechsel mit dem Stahlband, denn das Band ist robust, schnell trocknend und es reduziert logischerweise das Gesamtgewicht der Uhr am Handgelenk deutlich – ideal also für den Sommer. Apropos Gewicht: Die SeaQ kommt in der Bicolor- und der Stahlvariante (Saphirglas- oder Stahlboden) auf circa 90 Gramm, während die Rotgoldvariante 106 Gramm wiegt – wenn man beide Varianten gleichzeitig in die Hand nimmt, merkt man den Unterschied durchaus. Der Gewichtsunterschied rührt da her, dass Rotgold schwerer ist als Edelstahl, sofern man gleiche Volumina vergleicht.

Schade nur, dass weder bei den Textilbändern, noch beim Stahlband ein Schnellwechselsystem an Bord ist, weder bei der Panoramadatum-SeaQ, noch bei der kleinen SeaQ – das würde den regelmäßigen Wechsel doch deutlich vereinfachen und sollte meiner Meinung nach heute eigentlich Standard sein.

Noch kurz was zum Thema Upcycling: Nun rettet man sicherlich nicht den Planeten, wenn man sich ein Band aus recycelten Fischernetzen um das Handgelenk schnallt. Ein Nebeneffekt ist aber sicherlich, dass uns durch Produkte wie diese gewisse ökologische Sachverhalte bewusster werden – und damit wird zumindest mal ein Stück weit die Voraussetzung dafür geschaffen, dass wir unser Verhalten ändern bzw. nachhaltiger agieren (Flugreisen, Mülltrennung etc.).

Abschließende Gedanken

Die hier beschriebenen SeaQ-Updates sind sicherlich aus der Kategorie Evolution, statt Revolution, doch sie geben der kleinen Varianten zusätzliche Attraktivität. Insbesondere der Glasboden ist natürlich eine tolle Sache, um den Blick auf die Glashütte Original-typisch grandiose Finissage des Kalibers werfen zu können. Gleichzeitig hätte ich mir natürlich auch ein Gangreserve-Upgrade auf beispielsweise 60 Stunden gut vorstellen können, das die Lücke zwischen 40 und 100 Stunden (bei der Panoramadatum mit Manufakturkaliber 36-13) zumindest ein Stück weit schließt.

Mit Preisen ab 9.900€ bleibt die SeaQ eine spannende, überaus hochwertige Alternative aus Deutschland im Meer der klassischen Diver-Uhren, wenngleich der Wettbewerb in diesem „hohen Regal“ und auch eine Preisetage darunter natürlich stark und zahlreich vertreten ist (Japan: Grand Seiko; Schweiz: Rolex, Tudor, Omega etc.).

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Lars
13 Stunden zurück

Ja, das Kaliber. Hier wäre tatsächlich eine Evolution dringend notwendig gewesen.
Was soll’s – sage ich seit Jahren – meine Stimme hört aber in Glashütte wohl niemand. Ich finde tatsächlich, dass die „kleine Evolution“ optisch ansprechend(er) ist als die große Schwester.
Nur zu dem Preis – Nein, danke.
Selbst bei 25% Nachlass ist die Uhr aus meiner Sicht nicht wirklich wertstabil, der Grund hierfür könnte auch immer noch die geringe Garantiedauer von zwei Jahren sein.