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Sauger statt Turbo, 16 Zylinder, drei Elektromotoren, 1800 PS: Der Bugatti Chiron und sein monstrรถser W16-Antrieb haben ausgedient. Nun, 20 Jahre spรคter, steht der Nachfolger Bugatti Tourbillon in den Startlรถchern.

Der sรผndhaft teure Sportwagen wird von einem vรถllig neuen, zusammen mit dem britischen Motorenhersteller Cosworth entwickelten, grade mal rund 250 kg schweren V16-Saugmotor mit 8,3 Litern Hubraum angetrieben. Zur Seite stehen dem bis 9000U/min orgelnden Verbrennungsmotor drei Elektromaschinen. So addieren sich 1000 kraftstoffliche PS und 800 elektrische PS zu 1800 PS Gesamtleistung. Die sollen ermรถglichen den Sprint von 0 auf 100 in zwei Sekunden.

Die Motorisierung ist ohne Zweifel beeindruckend. Wer das braucht? Wohl eigentlich kein Mensch. So oder so: Die eigentliche Besonderheit aus der Sicht von Uhrenfreunden befindet sich im Cockpit, denn der Name des Bugatti Tourbillon kommt nicht von ungefรคhr: Der Flitzer wurde “als Auto fรผr die Ewigkeit konzipiert” und ganz in dem Sinne kommt statt digitaler Technik “Old School”-Feinmechanik im zentralen Cockpit zum Einsatz, integriert in das Lenkrad, das um die Mechanik herum zu schweben scheint. Kein Zufall: Parallel zur Lancierung des Bugatti Tourbillon hat auch der Ultraluxusuhrenhersteller Jacob & Co. ein neues Kooperationsmodell raus…

Bugatti Tourbillon: Die Namensherkunft

Das Tourbillon in der Uhrmacherei ist eine sogenannte Drehhemmung: Der Hauptzweck dieser Komplikation besteht darin die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Funktion einer mechanischen Uhr zu verringern – das Ziel: Die Verbesserung der Ganggenauigkeit. Historisch gesehen wurde das Tourbillon fรผr Taschenuhren erfunden, die sich beispielsweise in der Brusttasche immer nur in einer Lage befanden. Das Tourbillon sorgte fรผr entsprechenden “Ausgleich” der Mechanik. Da Armbanduhren heute natรผrlich nicht mehr so einseitig wie Taschenuhren getragen werden, ist das Tourbillon aus heutiger Sicht eigentlich nicht mehr nรถtig – dennoch gibt es heute noch Armbanduhren mit dieser Komplikation von diversen Herstellern. Warum? Weil sie’s kรถnnen: Das Tourbillon gilt als hohe Kunst der Uhrmacherei. Kein Zufall daher, dass Bugatti in der Vergangenheit Uhren mit dem Schweizer Ultraluxusuhrenhersteller Jacob & Co. lanciert hat, die mit Tourbillon kamen: Die Jacob & Co. Bugatti Chiron V2 Tourbillon sowie die Bugatti Chiron Blue Sapphire Crystal (mit Saphirglasgehรคuse). Erstere liegt bei รผber 350.000 Schweizer Franken, letztere jenseits der 1 Millionen Franken. Natรผrlich geht es auch gรผnstiger: Der TAG Heuer Carrera Tourbillon CAR5A8C.BF0707 liegt beispielsweise bei “nur” 23.800โ‚ฌ.

Details darรผber, was ein Tourbillon in einer mechanischen Uhr eigentlich macht, erlรคutert Uhrmacher Leon ausfรผhrlich in diesem Artikel:

Tourbillon: Komplexe Uhrmacherkunst ohne technischen Nutzen | CHRONONAUTIX Uhren-Blog

Analog: Die Instrumente des Bugatti Tourbillon

Aber zurรผck zum neuen Bugatti Tourbillon: Anstelle “einfach” ein digitales Display hinter dem Lenkrad zu verbauen, wie das quasi alle Automobilhersteller in allen Preisklassen heutzutage tun, verkรถrpert das Herzstรผck des Fahrzeugs die Philosophie der Uhrmacherei: Das von Saphirglas geschรผtzte, skelettierte, komplett analoge Kombiinstrument, das unter anderem die Geschwindigkeit bis 550 km/h, die Drehzahl, Tank, ร–ltemperatur etc. anzeigt, besteht aus รผber 600 Teilen und ist im Wesentlichen aus Titan gefertigt. Das Kombiinstrument wiegt entsprechend nur 700 Gramm. Im Inneren der Feinmechanik befinden sich – wie bei mechanischen Uhren – auรŸerdem Lagersteine.

Der Clou: Das Feinmechanik-Kombiinstrument ist feststehend, d.h. der Lenkradkranz kann sich frei auรŸen um die Instrumente herum drehen โ€“ eine Anordnung, die als Lenkrad mit feststehender Nabe bekannt ist. Dank dieses Konzepts hat der Fahrer im Bugatti Tourbillon stets eine klare Sicht auf die Instrumente, unabhรคngig vom Lenkeinschlag, da die Speichen um die Rรผckseite der Instrumententafel herumgefรผhrt werden.

Ganz ohne Einsen und Nullen geht es aber dann doch nicht: Ein versteckbarer, hochauflรถsender digitaler Bildschirm, den der Fahrer nach Belieben aktivieren kann, zeigt die Fahrzeugdaten an und bietet auรŸerdem Smartphone-Konnektivitรคt. Ein pfiffiger Mechanismus lรคsst den Touchscreen aus der Mittelkonsole ausfahren โ€“ im Hochformat fรผr die Rรผckfahrkamera in nur zwei Sekunden und im vollen Querformat in fรผnf Sekunden.

Der Tourbillon startet derzeit in die Testphase, wobei Prototypen bereits auf der StraรŸe unterwegs sind. 2026 soll die Auslieferung der insgesamt 250, im Bugatti-Atelier im franzรถsischen Molsheim handgefertigten, Exemplare starten. Kostenpunkt:ย 3,8 Millionen Euro. Plus Extras versteht sich. Sparen ist also angesagt ๐Ÿ˜‰

Bugatti x Jacob & Co. Tourbillon

Fรผr die Entwicklung des Kombiinstruments hat Bugatti auf das Know-How von Schweizer Uhrmachern zurรผckgegriffen, konkret dieย Concepto Watch Factory, die seit 2006 im Schweizer La Chaux-de-Fonds tรคtig ist und mittlerweile immerhin 115 Mitarbeiter zรคhlt. Concepto steckt auch hinter der Entwicklung der Uhrwerke, dieย in den Kooperationsmodellen Jacob & Co. x Bugattiย zu finden sind, einschlieรŸlich des neuen Jacob & Co. Bugatti Tourbillon.

Das neue Modell ist Haute Horlogerie pur: Das schlanke Titangehรคuse mit schwarzer PVD-Beschichtung spiegelt die Karosserie des Bugatti Tourbillon wider, insbesondere den Kรผhlergrill und die seitlichen Kรผhlereinlรคsse.

Im Zentrum steht ein spektakulรคrer Motor, der von Bugattis neuestem Boliden inspiriert ist und quasi eine Miniatur-Ausgabe des neuen V16 darstellt. Er ist aus einem einzigen Saphirblock gefertigt, in den 16 Zylinder gebohrt sind, um ebenso viele Titankolben aufzunehmen. Diese werden von einer einachsigen Kurbelwelle angetrieben. Durch Drรผcken des in die Krone integrierten Drรผckers erwacht der Motor zum Leben: Die Kurbelwelle dreht sich und die Kolben pumpen fรผr 20 Sekunden auf und ab. Den Effekt muss man in Bewegung gesehen haben:

Die drei oberen Hilfszifferblรคtter sind mit einem einzigen Saphirglas bedeckt. Links befindet sich der namensgebende flying 30-Sekunden-Tourbillon.

In der Mitte bildet die retrograde Anzeige fรผr die springenden Stunden und fรผr die Minuten den Drehzahlmesser und den Tachometer des neuesten Bugatti-Boliden nach.

Ganz rechts zeigt das dritte Hilfszifferblatt die Gangreserve fรผr die Federhรคuser an: Die Gangreserve fรผr die Zeitanzeige wird durch den grรถรŸeren roten Zeiger angezeigt. Zwei zusรคtzliche Federhรคuser speichern die Energie fรผr die Bewegung des oben beschriebenen Mini-Motors (maximal 10 Zyklen bei Vollaufzug, angezeigt durch den blauen Zeiger).

Das Modell Jacob & Co. Bugatti Tourbillon ist auf 250 Stรผck limitiert. Der Preis? Nun, wer danach fragt, kann sich die Uhr vermutlich sowieso nicht leisten (Spoiler: Es sind รผber 300.000 Flocken).

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3 Kommentare
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Sven
4 Monate zurรผck

Klar. Ein Bugatti ist ein Traum. Aber die Uhr sieht echt billig aus. Solch eine Uhr kann man nur, zum Geld anlegen und im Schrank verstecken kaufen. โ˜บ๏ธ

Carsten
4 Monate zurรผck

Den Wagen, insbesondere mit den analogen Instrumenten, nehme ich gerne. Die Uhr hingegen empfinde ich weniger รคsthetisch.

Karsten
4 Monate zurรผck

…der link im Newsletter funktioniert nicht… ๐Ÿ˜‰