Der SAR Rescue-Timer von Mühle-Glashütte feiert Geburtstag: Vor 15 Jahren startete das Glashütter Familienunternehmen die Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), aus der das Modell entstanden ist. Nicht nur die Partnerschaft mit den Seenotretternhält dabei bis heute an, auch der SAR Rescue-Timer, welches von den Vormännern (Kapitänen) des DGzRS dauerhaft im Einsatz getragen wird, ist laut Geschäftsführer Thilo Mühle ein fester Bestandteil im Portfolio von Mühle mit konstanten Verkaufszahlen.
Im Rahmen des Jubiläums ging Mühle-Glashütte im September 2017 auf Deutschland-Tournee: Starnberg, Düsseldorf, Hamburg und Berlin waren die Ziele. Ich durfte bei der Vorstellung in Starnberg dabei sein und die limitierte Sonderedition, die Mühle-Glashütte SAR Rescue-Timer Bronze “Leuchtkeks” live in Augenschein nehmen.
Zunächst aber ein paar Hintergrundinfos zur Kooperation zwischen den Seenotrettern und Mühle sowie zum Jubiläums-Event…
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Entstehung der SAR Rescue Timer: Mühle-Glashütte und die Seenotretter (DGzRS)
Das Nautik-Thema verfolgt man bei Mühle-Glashütte bereits seit fast 50 Jahren: Alles begann damit, dass Hans-Jürgen Mühle nach der Verstaatlichung seines Unternehmens durch die SED im DDR-Betrieb Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) als Vertriebsleiter u.a. für für den weltweiten Vertrieb von Schiffsuhren und Marine-Chronometern verantwortlich war. Nach dem Mauerfall nutzte Hans-Jürgen Mühle seine Kontakte aus dieser Position und konzentrierte sich zunächst auf die Herstellung traditioneller Schiffsuhren und Quarz-Marinechronometer.
Der Startschuss für Armbanduhren fiel wenige Jahre später, als eine Werft anfragte, ob Mühle nicht auch robuste, wasserfeste Armbanduhren als Schiffsausrüstung liefern könne. Und so sahen die ersten beiden Modelle aus (Bilder: Mühle-Glashütte):
Mehr zur langen Geschichte des bis heute familiengeführten und unabhängigen Unternehmens Mühle-Glashütte gibt’s in diesem Review des Teutonia Sport I Chronographen:
Es ist also alles andere als Zufall, dass Mühle-Glashütte seit 2001 mit dem DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) zusammenarbeitet: Da die Besatzung der Schiffe bei rauer See viele private Uhren verschlissen hat, kam der Kontakt mit Mühle zustande.
Die Anforderungen an den SAR Rescue-Timer (SAR = Search and Rescue) wurden dabei wesentlich mitbestimmt von den Kapitänen der Seenotretter – insbesondere Robustheit, eine gute Ablesbarkeit (auch bei Nacht) und eine ecken- und kantenfreie Verarbeitung wurden gewünscht. Auch eine Sollbruchstelle am Kautschukband wurde vorgesehen, da im Notfall natürlich die Hand des Seenotretters wichtiger ist als seine Uhr.
Im Februar 2002 wurden die ersten SAR Rescue-Timer in Warnemünde an Vormann Erwin Borchardt überreicht. Mit nordisch-kühlem Understatement sagte er damals bei der Begutachtung der Uhr: “Joah, das könnte was werden”.
Und so sieht ein SAR Rescue Timer nach knapp 10 Jahren Dauereinsatz bei den Seenotrettern aus: Im Bild unten ist das Modell des Vormanns Olaf Redmer – typisch norddeutsch hielt er sich beim damaligen Jubiläums-Event mit der Fachpresse knapp:
Moin, ich soll was zu der Uhr sagen: Ich trag’ die jetzt seit 10 Jahren und sie läuft.
Um die SAR Rescue Timer auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen, haben die Seenotretter jeweils einen Bewertungsbogen für ihr persönliches Modell ausgefüllt. Neben hervorragenden Bewertungen für Gehäuse und Saphirglas, gab es aber auch Kritikpunkte: So kam zum Beispiel die Faltschließe nicht besonders gut an, woraufhin diese überarbeitet wurde.
Ob Seemannsgarn oder nicht: Die Geschichte eines Vormanns der DGzRS veranschaulicht den Fokus des SAR Rescue-Timers auf Robustheit: Bei starkem Seegang knallte einer der Seenotretter mal mit der Uhr volle Pulle gegen einen Feuerlöscher an Bord – Uhr und Seenotretter ging es soweit gut, nur der Feuerlöscher ging an und verursachte eine dezente Sauerei an Bord 😉
Kaum vorstellbar: Die fast 40 Millionen Euro, die an finanziellem Aufwand für die Schiffe, die Besatzung, die Seenotleitung in Bremen etc. anfallen sind zu 100% aus Spenden finanziert. Kein einziger Euro stammt vom Bund! Grund genug an dieser Stelle auf das Spendenkonto der Seenotretter hinzuweisen: Spende für die Seenotretter.
Einen Einblick in den Alltag der Seenotretter gibt es in dieser tollen ZDF-Dokumentation.
Nice-to-know: aufgrund der Zusammenarbeit von Mühle-Glashütte mit dem DGzRS, kamen auch die Rettungsflieger der Deutschen Marine auf Mühle zu und fragten nach einem robusten Chronographen, der die Berechnung von Fluggeschwindigkeiten ermöglicht. So entstand der SAR Flieger-Chronograph, den ich bei der Vorstellung des neuen SAR Rescue Timers auch mal an den Arm schnallen konnte. Besonders gut hat mir die massiv-robuste Haptik und das tolle Edelstahlband gefallen. Schade nur, dass die Lünette nicht aus kratzfester Keramik, sondern aus Edelstahl ist…
Vor der Vorstellung des Mühle-Glashütte SAR Rescue-Timer Bronze – Mein todesmutiger Segeltörn auf dem Starnberger See
Passend zum nautischen Hintergrund der Marke Mühle-Glashütte lud das Familienunternehmen Journalisten, Blogger und Händler an den Starnberger See, um allen Beteiligten vor der Vorstellung des neuen SAR Rescue-Timers in Bronze die Schifffahrt etwas näher zu bringen.
Bei einer kleinen Einweisung wurden dem eher segelunerfahrenen Publikum zunächst das Prinzip einer Segel-Regatta erläutert:
Danach ging es auch schon auf das Segelbötchen. Unerschrocken-mutig schwang ich mich auf das Boot Etwas mulmig war mir ja schon, wie man vielleicht an meinem Blick erkennen kann…
… mit dabei auf unserem Segelboot war aber (zum Glück) ein erfahrenes Mitglied des Bundesliga-Teams vom Yacht-Club München, Caroline Heine. Zurücklehnen und das bombastische Wetter genießen konnte man sich allerdings abschminken: Schnell wurde klar, dass Segeln ein absoluter Mannschaftssport ist und jeder anpacken muss, um eine Regatta erfolgreich zu Ende zu bringen.
Fachbegriffe wie Pinne, Baum, Fock & Co. und allerhand Regeln (ja, es gibt auch beim Segeln eine Vorfahrtsregelung) haben in unserem 2-stündigen Segeltörn ordentlich Konzentration abverlangt. Umso erstaunter war ich, als Caroline Heine verriet, dass eine Regatta sonst 8 Stunden dauert und bei der Segel-WM 2017 (Audi J/70 World Championship) über 150 Schiffe vor Sardinien um den Sieg kämpften – bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie viel Feinabstimmung bei der Taktik und beim Zupfen an allen möglichen Seilen nötig ist, um die Segel auf Sieg zu stellen. Als regelmäßiger Regatta-Segler sind Muckis sicher garantiert…
Mühle-Glashütte SAR Rescue-Timer Bronze Limited Edition: Bekannte und neue Elemente
Anders als die Jubiliäumsuhr zum 10-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen dem DGZrS und Mühle, welche mit roten kontrasten und schwarzer PVD-Beschichtung eine moderne Interpretation war, wirkt die neue limitierte Bronze-Variante des SAR Rescue-Timers eher klassisch.
Bronze ist derzeit absolut “in”, weshalb nicht nur Micro-Brands, sondern auch viele bekannte Marken wie Tudor oder Zenith Bronze-Modelle auf den Markt bringen. Dennoch passt das 42,5 mm große Gehäuse aus Aluminium-Bronze wie die Faust auf’s Auge zum SAR Rescue-Timer: Bronze ist meerwasserbeständig und wird daher z.B. im Schiffbau verwendet. So werden zum Beispiel Schiffsschrauben aus Bronze gefertigt. Die schützende Kautschuk-Lünette, die an die sogenannten Scheuerleisten von Schiffen erinnert, ist ebenfalls wieder an Bord…
Hinweis: Der auf dem Event vorgestellte Prototyp kam mit einem PVD-beschichteten Stahlgehäuse – die finale Version wird natürlich mit echter Bronze kommen.
Das Besondere an Bronze ist, dass das Material mit der Zeit eine charakteristische Patina ansetzt. Mit anderen Worten wird die zunächst eher gold-strahlende Optik einer Bronze-Uhr später dunkler und geht teilweise ins grünliche über – ein Augenschmaus für Vintage-Fans.
Mühle setzt wie Tudor bei seiner Black Bay Bronze auf Aluminiumbronze, d.h. eine Legierung aus ca. 90% Kupfer und 10% Aluminium. Diese Legierung wird auch vorzugsweise im Schiffbau eingesetzt, da mechanischer Abrieb, Salzwasser und Korrosion verringert werden. Die Patinierung erfolgt dadurch allerdings etwas langsamer.
Der Gehäuseboden der SAR Rescue Timer Bronze ist übrigens schwarz-beschichtet, damit es keine unschönen Grünspan-Abfärbungen auf der Haut gibt:
Mit ein paar Tricks lässt sich die Patinierung übrigens beschleunigen. Mehr dazu in diesem Artikel:
Als ich die SAR Rescue-Timer Bronze am militärgrünen Canvas/Leder-Unterlagenband zuerst gesehen habe, war mein erster Gedanke, dass die Farbe nicht besonders gut passt. Mit Blick auf eine zukünftige Patina habe ich aber genug Fantasie, um mir vorzustellen, dass die Optik mit der Zeit stimmiger wird. Und bis dahin kann man sich ja mit dem Kautschukband begnügen, welches überaus gut zum Mühle-Glashütte SAR Rescue-Timer Bronze passt…
Etwas störend fand ich allerdings, dass der SAR Rescue-Timer Bronze durch die Unterlage des Canvas-Bandes merkbar erhöht wird, was etwas unstimmig wirkt. Im Zweifelsfall kann man die Unterlage aber natürlich auch einfach abnehmen…
Neu ist nicht nur das Gehäusematerial, sondern auch das Ziffernblatt, welches nun ein astreiner sogenannter “Leuchtkeks” ist. Leuchtkeks-Uhren sind anders als gängige Uhren nicht mit fluoreszierenden Indizes und Zeigern ausgestattet, sondern mit einem komplett fluoreszierenden Ziffernblatt. Die (skelettierten) Zeiger und die Indizes des SAR Rescue Timers sind Leuchtkeks-typisch schwarz gehalten, um den Kontrast zu gewährleisten. Und so sieht das ganze nach einer kurzen Bestrahlung mit einer UV-Lampe aus:
Die sonstigen Eckdaten des Mühle-Glashütte SAR Rescue-Timers blieben erhalten: Zum einen wäre da das satte 4 mm starke Saphirglas, in das eine Datumslupe innen eingeschliffen (!) wurde. Das ist ziemlich ungewöhnlich – normalerweise werden Datumslupen oben aufgesetzt (böse Zungen sagen auch “Datums-Pickel”). Um die Gefahr mit der Uhr hängen zu bleiben aber zu minimieren, entschied man sich für diese (in der Umsetzung deutlich kompliziertere) Variante. So kam aus Sicherheitsgründen auch die Krone auf 4 Uhr zustande:
Hierzu eine kleine Anekdote von Hans-Jürgen Mühle bei der Vorstellung: Für die ersten Prototypen des SAR Rescue-Timers im Jahre 2001 staunte der damalige Geschäftsführer nicht schlecht, als er feststellte, dass die Lupe das Datum kleiner statt größer machte – der Lieferant des Glases hatte ganz offenbar einen schlechten Tag erwischt 😉
Auch die Wasserdichtigkeit ist mit satten 100 bar nach wie vor mehr als ordentlich – bei Tests mit dem Standard-Modell des SAR Rescue-Timers hielt das Gehäuse sogar 250 bar stand (auch wenn es dezent verbeult war).
Auch das grundsolide Automatikwerk SW 200-1 aus dem Schweizer Hause Sellita (im Wesentlichen baugleich mit dem ETA 2824-2) ist an Bord und kommt wie gewohnt mit Mühles patentierter Spechthalsregulierung, Sekundenstopp, Datumsschnellkorrektur und 38 Stunden Gangreserve.
Im Jahre 2003 entwickelt, ist die Spechthalsregulierung eine Weiterentwicklung der bekannten Glashütter Schwanenhals-Feinregulierung. Der Name ist aus der Form der Feder abgeleitet, die an einen Specht erinnert – zumindest mit etwas Fantasie. Die Modifikation macht das Uhrwerk robuster bzw. stoßsicherer.
Zwei Bänder: Kautschukband mit DLC-beschichteter Edelstahlfaltschließe und Leder/Canvas-Band mit PVD-beschichteter Dornschließe
Limitiert auf 150 Stück
Auslieferung ab Ende Oktober 2017
UVP 2200€ (zum Vergleich: SAR Rescue-Timer Standardmodell: ab 1790€)
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