Während andere Marken kommen und gehen wie Social-Media-Trends, macht der Uhren-Hersteller Circula aus Pforzheim einfach sein Ding – seit 1955 und damit seit genau 70 Jahren, wenn ich mich nicht verrechnet habe 😉
Und zum runden Geburtstag? Da gibt’s nicht einfach nur Kuchen, sondern zwei limitierte Editionen aus der AquaSport II-Reihe, die Mother of Pearl LE und die Original LE – jeweils limitiert auf 70 Stück. Bevor wir uns diese anschauen, tauchen wir zunächst noch in die Geschichte von Circula ein.
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Pforzheim: Wo Gold zu Hause ist
Ein kurzer Geschichtsexkurs, garniert mit einer spannenden Anekdote über den Circula-Kopf Cornelius Huber, bevor wir zu den Uhren kommen: Pforzheim ist seit dem 18. Jahrhundert die deutsche Antwort auf die Schweizer Uhrmacher-Dominanz. Schon anno 1767 ermöglichte hier Markgraf Karl Friedrich eine Manufaktur, konkret eine Taschenuhrenfabrik im Pforzheimer Waisenhaus am Enzufer. Noch im selben Jahr folgte die Erlaubnis zur Erweiterung in eine Schmuck- und Stahlwarenfabrik. Der Grundstein für die Entwicklung Pforzheims zur „Goldstadt“ war gelegt.
Zu Hochzeiten waren hier zehntausende Menschen in der Uhren- und Schmuckbranche beschäftigt und Pforzheim überlebte sogar die Bomben des Zweiten Weltkriegs und baute vieles wieder auf. Laco, Stowa, Aristo – alle kommen von hier. Und mittendrin: Circula.
Von Huber zu Huber zu Huber
Die Geschichte von Circula beginnt 1926, als Karl Huber in der Goldstadt das Schmuck- und Uhrengroßhandelsunternehmen Huber & Co. gründet, mit dem Uhren von Marken wie Junghans an Juweliergeschäfte, vor allem in Süddeutschland, vertrieben wurden.



Der Verkauf von Uhren verschiedener Marken hatte den Vorteil, dass die Familie Huber praktische Erfahrungen mit den verschiedenen Qualitäten der Uhrmacherei sammeln konnte – und: wonach der Kunde eigentlich sucht, was ihm gefällt und was nicht. Vor diesem Hintergrund beschloss Heinz Huber, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und gründete anno 1955 mit Circula seine eigene Uhrenmarke, benannt nach der kontinuierlichen Zirkulation der Zahnräder in mechanischen Uhrwerken. Das sollte für eine größere Unabhängigkeit von den Marken sorgen, die man weiterhin über den Großhandel vertrieb.

1971 übernimmt Heinz Sohn Klaus-Dieter Huber die Führung: Er modernisiert das Logo und verantwortet Kollektionen wie eine Militäruhr mit dem robusten Kaliber AS 1130, unter Sammlern auch bekannt als Wehrmachtswerk. In den 70ern kommen auch die ersten Skin Diver-Taucheruhren hinzu (und genau die sind jetzt die Inspiration für die AquaSport-Reihe und damit auch die Jubiläums-Modelle, dazu aber gleich mehr).
Zur historischen Einordnung: Ergänzend zu den eher wuchtigen Taucheruhren, die sich ab den 1950er Jahren vor allem im professionellen Bereich durchgesetzt haben, kamen später sogenannte Skin Diver-Uhren auf den Markt. Der Begriff leitet sich vom Wort skin-dive ab, englisch für Freitauchen. Gemeint sind damit Tauchsportaktivitäten ohne Ausrüstung, bei denen der Taucher vor dem Abtauchen einatmet und (im Gegensatz zum Gerätetauchen) für den Tauchgang nur diesen einen Atemzug nutzt. Skin Diver-Uhren wurden damals von Herstellern wie Circula als günstigere “Leichtgewicht”-Alternativen zu klassisch-wuchtigen Profi-Taucheruhren positioniert. Das ursprüngliche Werk der Circula Skin Diver kam damals von France Ébauches – französische Technik in Pforzheimer Gehäusen: 18.000 Halbschwingungen, 17 Rubine, Automatikaufzug und Datum. Robust wie ein Panzer, aber günstiger als die Schweizer Konkurrenz. Hier einige Bilder dieses Modells aus den 70ern – viel Vintage-Charme inklusive!



Dann kam die Quarzkrise und die hat die mechanische Uhrenindustrie ganz schön ins Straucheln gebracht. Dennoch: Circula ist, trotz Aufs und Abs, nie gänzlich verschwunden. Während sich andere komplett verabschiedet haben, blieb die Marke Circula durchgehend präsent – mal mechanisch, mal Quarz, aber immer da und stets geführt von der Familie Huber.
Der Enkel macht’s richtig
2019 übernimmt Cornelius Huber in der dritten Generation das Ruder – und legte über die vergangenen sechs Jahre den klaren Schwerpunkt auf mechanische Uhren. Da Cornelius mit dem Thema Uhren aufgewachsen ist und er beispielsweise als junger Mann im Geschäft seiner Eltern mitarbeitete, um sich sein Taschengeld aufzupolieren, kann man sich gut vorstellen, dass Cornelius irgendwann mal das Familiengeschäft übernehmen würde.

Dazu eine Anekdote: Mit zarten 14 Jahren blitzte bei Cornelius zum ersten Mal der unternehmerische Ehrgeiz auf: Er entdeckte die Casio G-Shock – und Cornelius war sofort gefesselt. So sehr, dass er in den Schulpausen selbst zum Händler wurde: Statt selbstgebackenem Kuchen verkaufte er die brachialen Digitaluhren aus Japan.
Rund zwei Jahre später, mit 16 Jahren, versuchte Cornelius die Zukunft ins Netz zu stellen: Er eröffnete zusammen mit einem Kumpel einen Online-Shop für G-Shock-Uhren. Und das im Jahre 1998 – das Jahr, in dem auch Google gegründet wurde. Hört, hört! Na, wer erinnert sich noch an das 56k-Modem-Einwahlgeräusch von damals? Krass auch: Für den Shop hat Cornelius ganz „hands-on“ Bilder aus dem Casio-Katalog ausgeschnitten und eingescannt. Nur leider war das Internet damals noch mehr Standuhr als Smartwatch – die Welt war einfach nicht reif genug, um Cornelius Takt zu halten und das Projekt versandete. Trotzdem: Wenn das alles kein klarer Hinweis darauf ist, wohin die Reise mal gehen soll, dann weiß ich auch nicht.
Aber zurück zu Circula – Cornelius erster Coup: Die Heritage-Kollektion mit New Old Stock P.U.W.-Werken aus den 70ern – Uhrwerke, die 50 Jahre im Lager geschlummert haben und letztendlich ihren ersten Einsatz bekommen haben.

Es folgten Modelle wie ProTrail, ProFlight, DiveSport, SuperSport und AquaSport II, die die Brücke zwischen Tradition und Moderne schlagen und den ursprünglichen Anspruch an mechanische Funktionsuhren seit den 1970er-Jahren neu interpretiert.




Übrigens: Cornelius Vater ist mittlerweile offiziell Rentner, aber er ist immer noch involviert und hilft bei verschiedenen Aufgaben. Sobald der Circula-Uhrmacher die Uhren montiert hat, übernimmt er die Qualitätskontrolle und testet jede einzelne 72 Stunden lang. Ein echtes Familiengeschäft eben. Sympathisch und in in der Form der heutigen, konzerngeprägten Uhrenwelt eine echte Besonderheit.

Die neuen AquaSport II Mother of Pearl LE
Jetzt zu den Stars der Jubiläums-Show: Zunächst haben wir die AquaSport II Mother of Pearl LE, die mit einem Zifferblatt aus echtem Perlmutt kommt – jede Uhr ein Unikat, weil Perlmutt nun mal macht was es will.
Denn: Perlmutt ist ein hochglänzendes, „schillerndes“ Material, das aus der inneren Schicht der Schalen von Muscheln besteht. Diese Schicht wird von den Tieren aus Kalziumkarbonat gebildet, das in dünnen, schichtenartigen Platten angeordnet ist. Diese Struktur erzeugt den typischen irisierenden Effekt: Perlmutt schafft einen Kontrast zu den sonstigen AquaSport-Modellen, indem die Lichtreflexionen auf dem Perlmuttzifferblatt in verschiedenen Farbnuancen erscheinen können, je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel. Dies verleiht der Uhr eine tiefere, dreidimensionale Optik und hebt sie visuell von klassischen Zifferblättern ab. Fun Fact am Rande: Perlmutt ist nicht nur schön anzusehen, es treibt auch Materialforscher seit Jahrzehnten zu Forschungstätigkeiten – wegen seiner außergewöhnlichen Härte: Perlmutt gilt als eines der zähesten Materialien der Welt.

Dass die Anthrazit-AquaSport das Grundgerüst für die Perlmutt-Variante ist, ist eine goldrichtige Entscheidung: Die minzgrünen Farbakzente der Lünettenziffern, des Sekundenzeigers und des Kronen-Rings finden wir in ähnlicher Weise auch in verschiedenen Facetten auf dem Perlmutt wieder, insbesondere bei direktem Lichteinfall. Grundsätzlich ist das bei der AquaSport eingesetzte Perlmutt allerdings deutlich zurückhaltender als das, was mir bisher so an Perlmutt-Blättern vor die Linse gekommen ist – grade in Innenräumen, bei gedämpftem Licht, wirkt das Blatt sogar oft schlicht-schwarz. Blautöne finden wir kaum vor. Wer schon mal mit einer Uhr mit Perlmutt-Blatt kokettiert hat, den beschriebenen irisierenden Effekt aber vielleicht als „a bissla too much“ empfand, liegt bei der deutlich dezenteren Circula-Variante der AquaSport goldrichtig.








Circula AquaSport Original LE
Ein deutlich anderes Erscheinungsbild zeigt die Circula Original LE. Wie der Name ja schon unmissverständlich andeutet ist das Modell angelehnt an die Circula-Skin Diver aus den 70ern, die auch als Inspiration für die gesamte heutige AquaSport-Reihe dient.
Charakteristisch auf dem Zifferblatt, und zwar damals wie heute: Eine interessanten Mischung aus Lila im Zentrum und auf dem Rehaut in Verbindung mit bläulichen Ringen. Gegenüber reinem Violett (eine 50/50-Mischung aus Rot und Blau) verschiebt sich kühles Lila klar in Richtung Blau, fast wie ein tiefes Lavendel oder ein dunkler Flieder im Schatten. Dank feinem Sonnenschliff und metallischem Glanz ist die Farbwirkung je nach Lichteinfall aber auch stark unterschiedlich. Analog zur eben gezeigten Perlmutt-Variante lässt sich aber definitiv festhalten: Das Lila ist in der Summe sehr dezent – wer also schon mal mit einer lilafarbenen Uhr geliebäugelt hat, die Farbe aber vielleicht als zu „knallig“ empfang, für den ist die Original LE vielleicht die goldrichtige Wahl.


Ein schönes Detail ist dabei auch, dass Circula den standardmäßigen AquaSport-Sekundenzeiger mit der Zeigerspitze gegen den spitz zulaufenden Sekundenzeiger der 70er Jahre-Vorlage getauscht hat. Der hell umrahmte Zeigersatz und die applizierten Stundenindexe stehen in hohem Kontrast zum Blatt, die Ablesbarkeit ist dadurch perfekt.


Auch weitere charakteristische optische Eigenschaften von damals wie die trapezförmigen Doppelindexe auf „12 Uhr“, das Circula-Logo aus den 70er Jahren (noch recht neu: Bei der Neuauflage abgewandelt mit kleinem „i“, also CiRCULA) und auch das eigenständige Gehäuse im Geiste früherer Skin-Diver sind an Bord.
Gleichzeitig sind (wie gehabt innerhalb der AquaSport-Reihe) auch zeitgemäße Komponenten wie Saphirglas (statt kratzanfälliger Kunststoff) und eine Lünette mit Saphirglasüberzug (statt Bakelit), unidirektionaler 120er Rastung (statt bidirektional-stufenlos) sowie Leuchtindexe mit Super-LumiNova in der höheren Qualitätsstufe X1 an Bord. Auch gegenüber der Vintage-Vorlage zeitgemäßere, aber gleichzeitig nach wie vor kompakte und damit auch für schmalere Handgelenke gut tragbare Abmessungen von 40 mm Durchmesser, 12,8 mm Höhe (gemessen ohne das gewölbte Glas) und 46 mm Horn-zu-Horn finden wir bei der Neuauflage vor.







Schönes Detail: Auf dem massiven, verschraubten Gehäuseboden befindet sich – damals wie heute – die Gravur eines stilisierten Froschmanns („Scuba Dude“). Bei der aktuellen AquaSport ist die Umsetzung dabei richtig schön plastisch bzw. reliefartig.

Ich finde den Spagat zwischen der Circula Skin Diver aus den 70ern und der Neuauflage in Form der Original LE in der Summe mehr als gelungen. Achtung, Meckern auf hohem Niveau: Als kleine Abrundung wäre natürlich noch eine Reaktivierung des damaligen Stahlband-Designs (in zeitgemäßer Qualität, denn das alte Band ist definitiv aus der Kategorie „ganz schön klapprig“) und ein zum Rand (!) hin hochgewölbtes Glas eine schicke Sache gewesen.
Mit den beiden AquaSport II Jubiläums-Editionen feiert Circula 70 Jahre Durchhaltevermögen – durch Krieg, Krisen und Quarz-Apokalypse. Beide Modelle sind jeweils limitiert auf 70 Stück – und wenn die weg sind, sind sie weg. Los geht’s ab 940€.
Circula AquaSport – die Specs, die zählen:
- 40mm Edelstahl im klassischen Skin-Diver-Look
- Horn-zu-Horn 46 mm
- Höhe 12,8 mm ohne Glas; 13,4 mm mit Glas
- Gewicht: 100 g mit Tropical Rubber; 155 g mit Stahlband ungekürzt
- 200m wasserdicht (zum Tauchen geeignet)
- Saphirglas mit Entspiegelung
- Sellita SW200-1 Elaboré (Schweizer Automatik, die läuft und läuft)
- 120-Klick-Lünette mit Saphireinlage
- Swiss Super-LumiNova C3 (Zeiger und Indexe) und BGW9 (Lünette) X1 (mit höherer Nachleuchtkraft)
- Tropical-Kautschukband (oder optional Beads-of-Rice-Stahl)
- ab 940 Euro, direkt über circulawatches.com oder verschiedene Fachhändler
Was meint ihr? Welche würdet ihr nehmen? Perlmutt-Glamour oder Original-Nostalgie? Schreibt’s mir gerne in die Kommentare!


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Das Original aus den 70er gefällt mir definitiv besser. Das Stahlband hat was, nur der Bandanstoss ist neuzeitlich besser geworden. Das neue Armband passt aus meiner Sicht nicht zu einer Uhr, die sich Aqua Sport nennt. Ist mir zu feminin.
Was ich mich frage, was für ein Werk tickte denn nun im Original, etwas mit Handaufzug(steht irgendwo im Text), oder Automatic – wie auf dem Zifferblatt zu lesen?
Danke für den Hinweis, Lars. Es handelt sich nicht um Handaufzug, sondern um Automatic 🙂
Gerne doch😉