Ich liebe ja Technik-Spielereien. Spielereien wie z.B. die Online-Anprobe von Brillen bei Mister Spex, die ich als Intelligenzprothesen-Träger Brillenträger natürlich für gut befinde. Augmented Reality lautet hierbei das Stichwort, d.h. die computergestützte Erweiterung der Realität. Oder vereinfacht gesagt: Mit Webcam oder Smartphone-App lässt sich die Umwelt live mit virtuellen Gegenständen “anreichern”.
Das berühmteste aktuelle Beispiel ist sicherlich Pokemon Go, wo die grell-bunten Viecher hyperaktiv im Wohnzimmer des Sammlers durch die Gegend springen. Im Bereich Mode bzw. Anproben scheint Augmented Reality allerdings die ewige Zukunftstechnologie zu bleiben – der große Durchbruch ist bisher ausgeblieben. Dafür spricht z.B. der Virtuelle Spiegel vom Modehaus Otto, die das Programm aber ebenfalls recht schnell wieder eingestellt haben. Im Bereich Uhren hat Tissot zwar bereits schon im Jahre 2010 ein PC-Software entwickelt, welches eine Online-Anprobe ermöglichte, das Programm ist allerdings wieder recht schnell von der Bildfläche verschwunden.
Die 1999 gegründete Schweizer Uhrenmarke FORMEX, die seit Ende 2016 nur noch online verkauft, pfeift aber auf die gescheiterten Versuche von Tissot & Co. und unterstützt seine Online-Strategie nun mit einer eigenen Augmented Reality App für Apple iOS und Android mit dem Namen FORMEX TryOn…
FORMEX TryOn für Apple iOS und Android
Die Anwendung der FORMEX TryOn App ist denkbar einfach:
- Man drucke einfach die Anleitung samt Papier-Strap in Originalgröße aus (das FORMEX TryOn PDF gibt’s hier),
- schneide den Papierstreifen entsprechend des Handgelenkumfangs zurecht,
- lege es um das Handgelenk und
- halte bei gestarteter TryOn-App die Handykamera auf den Papierstreifen.
Ich habe die App für Apple iOS natürlich auch ausprobiert: Die Online-Anprobe der verschiedenen Formex-Modelle (AS1100, DS2100, TS3100) inkl. Live-Bandwechsel funktionierte schnell und unkompliziert. Bei schlechten Lichtverhältnissen lässt sich auch direkt aus der App heraus die Kamera-LED als Taschenlampe dazuschalten. Cool ist auch, dass die Reflexionen der Materialien (insbesondere Gehäuse und Ziffernblatt) simuliert werden. Natürlich sind auch direkt aus der App heraus virtuelle Wristshots möglich:
Man sieht es den virtuellen Uhren am Handgelenk zwar durchaus an, dass sie computergeneriert sind, die Optik ist aber dennoch gut und sehr plastisch. Etwas unhübsch ist nur, dass der Papierstreifen ab und zu mal durchblickt…
Etwas nervig ist allerdings noch eine zweite Kinderkrankheit der TryOn-App: das Rumgezucke der virtuellen Uhr, gut zu sehen in meinem kleinen Video, für das ich mal wieder keine Kosten und Mühen gehabt gescheut habe:
Summa summarum ist FORMEX’ TryOn App eine gute Ergänzung zur neuen, rein auf den Online-Vertrieb ausgerichteten Strategie: Auch, wenn man natürlich kaufentscheidende Kriterien wie z.B. Haptik oder Gewicht nicht mit der App bewerten kann, lässt sich zumindest die Uhrengröße bzw. die Gesamtoptik der FORMEX-Modelle gut abschätzen. Programmiertechnisch besteht mit Blick auf die rumzuckenden virtuellen Uhren allerdings noch etwas Luft nach oben. An diesen Kinderkrankheiten arbeitet FORMEX aber natürlich noch.
Wie man grundsätzlich die Uhrengröße einer Uhr abschätzen kann, könnt ihr in meinem allerersten Blog-Beitrag nachlesen: