Uhrenaffine Meilensammler haben vielleicht schon mal mit einer GMT-Uhr geliebäugelt oder besitzen längst eine: Eine GMT-Uhr hat neben dem „normalen“ Stunden- und Minutenzeiger noch einen zusätzlichen GMT-Zeiger, um eine zweite Zeitzone einstellen zu können.
So weit, so „normal“. Lange waren allerdings Uhren mit „Traveller“ bzw. „True“ GMT-Komplikation (dazu gleich mehr im Detail) hochpreisigen Modellen mit Manufakturkalibern vorbehalten. Das im Einkauf aber relativ erschwingliche Standardkaliber Miyota 9075 „demokratisiert“ diese Funktion seit ein paar Jahren und (wenig überraschend) machen sich das insbesondere kleinere und unabhängige Marken zu Nutze – darunter auch Sternglas aus Hamburg. Die Mitte 2025 lancierte Sternglas Naos Pro GMT Automatik sticht dabei mit ihrem klassischen Bauhaus-Design erfrischend aus der Masse an GMT-Uhren auf Diver-Basis heraus. Schauen wir mal genauer hin!



Eckdaten Sternglas Naos Pro GMT Automatik:
- Miyota 9075 „True GMT“, schwarzer PVD Rotor mit Gravur
- Durchmesser 38 mm
- Horn-zu-Horn 42 mm
- 316L Edelstahl, poliert und gebürstet
- Gehäuseboden verschraubt
- Saphirglas, doppelt gewölbt, doppelt entspiegelt
- Höhe 11 mm exkl. Glas
- Bandanstoß 20 mm
- Wasserdichtigkeit 5 bar
- Zifferblatt satiniert und gewölbt
- LumiNova-Leuchtmasse
- Launch-Preis bzw. regulärer Preis am Lederarmband 769 bzw. 799 € (Stahlband +50€), direkt über sternglas.de
Tipp: Bewegte Bilder zur Naos Pro GMT gibt es auch in unserem YouTube-Kanal:
Sternglas Naos Pro GMT Automatik im Hands-On
Dadurch, dass die Sternglas Naos Pro GMT Automatik nicht auf der Grundlage eines Divers kreiert wurde, sondern auf Grundlage des bekannten und beliebten Naos-Designs, das Uhrenfreunde gemeinhin im sogenannten minimalistischen Bauhaus-Stil verorten, kommt das Modell auch nicht mit einer klassisch-externen, drehbaren Lünette mit 24-Stunden-Einteilung – ein Merkmal der wohl meisten GMT-Uhren. Stattdessen finden wir die 24-Stunden-Skala im Innenbereich des Zifferblattes.

Hinsichtlich Funktionalität ist eine solche drehbare Lünette heute aber auch sowieso gar nicht mehr unbedingt notwendig, um eine zweite Zeitzone einstellen zu können, da sich der „normale“ Stundenzeiger und der GMT-Zeiger bei modernen mechanischen Kalibern ohnehin unabhängig voneinander einstellen lassen – bei GMT-Kalibern vor einigen Jahrzehnten, die heute in Vintage-Modellen ticken, war das technisch noch nicht möglich, weshalb im Umkehrschluss eine drehbare Lünette mit 24-Stunden-Skala unabdingbar war.

Naheliegenderweise ist bei der Naos Pro GMT die 24-Stunden-Skala auf dem Zifferblatt der Bezugspunkt für den farblich akzentuierten GMT-Zeiger, der halb so schnell wie der „normale“ Stundenzeiger läuft, sprich: Er dreht nur eine Runde alle 24 Stunden.



Die erste Variante der Sternglas Naos Pro GMT Automatik kommt mit einem Zifferblatt in einem tiefen Dunkelblau mit orangefarbenen, fast schon neonartig erscheinenden Akzenten in Form des GMT-Zeigers und bei den gefärbten Leuchtpunkten auf 12-3-6-9 Uhr. Die schlichten, nadelförmigen Zeiger kommen mit dezent bläulicher Luminova. Warum „nur“ LumiNova? Nun, ganz einfach: Super-LumiNova ist der offizielle Name der bekannten Leuchtmasse in Europa, hergestellt und vertrieben von RC-Tritrec. LumiNova ist aber chemisch identisch, da beide Leuchtfarben auf denselben Erfinder zurückgehen: Nemoto aus Japan.





Die zweite Variante kommt mit einem silberfarbenen Blatt mit kontraststarkem roten GMT-Zeiger. Zum Einsatz kommt dabei – und das spricht für Liebe zum Detail – farblich passende, pastell-türkisfarben eingefärbte LumiNova auf Zeiger und auf den 12-3-6-9-Positionen auf dem Zifferblatt.
Beide Zifferblätter sind satiniert und dezent hochgewölbt. Im Detail erkennt man auch eine schicke feine Körnung auf dem Blatt. Schön, wie man es auch von anderen Sternglas-Modellen kennt: Das Datumsfenster ist umrahmt und die Datumsscheibe ist farblich auf die jeweiligen Zifferblätter abgestimmt – das macht auf jeden Fall deutlich mehr daher, als ein einfach nur ausgeschnittenes Fenster.




Die Gehäusehöhe bleibt mit 11 mm noch ausreichend flach, wobei Sternglas das Gehäuse zusätzlich auch stark konisch gestaltet hat, wodurch den Flanken die Wucht genommen wird – gut so, damit das Modell mit seinen 38 mm Durchmesser nicht pummelig wirkt. Schön: Wie man es von Sternglas gewohnt ist, kommt sowohl das Leder- als auch das feingliedrige, filigrane und damit hervorragend zur Naos passende Superslim-Stahlband mit Schnellwechselfederstegen, um schnell und werkzeugfrei die Bänder wechseln zu können – eine schöne Sache, vor allem im Sommer (an allzu heißen Tagen würde ich aus hygienischen Gründen auf das Leder verzichten). Bei der Schließe des Superslim-Stahlbandes hätte es aber gerne eine pfiffigere Konstruktion sein dürfen: Die Längenverstellung ist etwas umständlich und nur durch viel Druck, z.B. mit Hilfe eines Schraubendrehers, sinnvoll möglich. Dafür ist die Konstruktion aber relativ flach, was beim Arbeiten mit Maus und Tastatur sehr angenehm ist.
Hier seht ihr die Uhr an meinem Handgelenk mit einem Umfang von ca. 18,5 cm – da wirkt die Uhr etwas zu klein, allerdings habe ich auch relativ breite Handgelenke.





Miyota 9075 Traveller/True GMT an Bord: Zügig und unkompliziert die neue Ortszeit einstellen
Eine Traveller GMT-Komplikation war lange Zeit hochpreisigen GMT-Manufakturkalibern von Tudor & Co. vorbehalten – bis Mitte 2022 die ersten Uhren auf den Markt kamen, in denen das japanische Miyota 9075 mit einer Gangreserve von etwa 42 Stunden und – hört, hört – einer echten „Traveller“-GMT-Funktion tickte. Zum Vergleich: Das Seiko NH34 und auch das Sellita SW330 kommen hingegen mit einer „Office“-GMT-Funktionalität (zum Vergleich siehe unten). Das Miyota 9075 „demokratisiert“ mit seinem vergleichsweise günstigen Einkaufspreis quasi die mechanische Traveller GMT-Funktionalität. Hervorgegangen ist das Kaliber übrigens wenig überraschend aus der etablierten, da nachweislich zuverlässigen und robusten, 9000er-Serie.
Die allgemeinen bzw. grundlegenden Spezifikationen der Miyota 9000-Basis sind relativ bekannt – daher in aller Kürze: Es handelt sich um ein japanisches Kaliber von der Citizen-Gruppe mit einer Gangreserve von 42 Stunden, das mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde tickt. Das Kaliber hat 24 Steine, Sekundenstopp bei gezogener Krone und Handaufzugsmöglichkeit. Ab Werk sind -10/+30 Sek/Tag die Standard-Ganggenauigkeit des Kalibers – ein Wert, der Ganggenauigkeitsfans nicht hinter dem Ofen hervorlocken dürfte. Faktisch laufen die Werke der Miyota 9000-Reihe meiner Erfahrung nach aber deutlich besser als es die Werte ab Werk angeben – und das belegen auch die Gangwerte der mir vorliegenden Uhren.
Auffällig (im positiven Sinne) ist darüber hinaus das gute Zusammenspiel der Komponenten, die Miyota so angepasst hat, dass die Einstellung des Stundenzeigers sowohl bei der Vorwärts- als auch bei der Rückwärtsbewegung für ein knackiges Klicken sorgt.



Bei einer Uhr mit “Traveller”-GMT-Kaliber wie dem verbauten Miyota 9075 kann der “normale” Stundenzeiger, der für die lokale Uhrzeit genutzt wird, in 1-Stunden-Schritten (vorwärts oder rückwärts) springend bewegt werden.
Daraus ergibt sich der große Vorteil solcher “Traveller”-GMT-Kaliber, der darin besteht, dass (wie der Name schon sagt) Vielreisende, die gerne und oft Flugmeilen sammeln, nach der Ankunft am Zielort (z.B. bei Landung in Peking) in einer anderen Zeitzone zügig und unkompliziert die neue Ortszeit einstellen können. Der farblich akzentuierte GMT-Zeiger wiederum verweilt dann typischerweise konstant bei der Heimatzeit (oder bei einer anderen Zeitzone, die man im Blick behalten möchte) – so hat man beispielsweise stets im Blick, ob man grade Gefahr läuft die Ehefrau aus dem Bett zu klingeln, was man natürlich tunlichst vermeiden sollte 😉 .
Hier wird schematisch auch noch mal der direkte Vergleich deutlich:


Abschließende Gedanken
Es gibt definitiv keinen Mangel an GMT-Uhren auf Taucheruhren-Basis. Im Bereich „dressigerer“ Uhren sieht die Welt aber schon ganz anders aus. In der Hinsicht begrüße ich die neue Sternglas Naos Pro GMT Automatik mit ihrem gewohnt klaren, durchdachten Design mit wohldosierten Farbakzenten sehr.
Positiv hervorzuheben sind die richtig gute Verarbeitung, die klar strukturierte Gestaltung ohne Schnickschnack sowie die durchdachten Details wie die farblich abgestimmte Datumsscheibe oder die farblich abgestimmte LumiNova-Leuchtfarbe.
Insgesamt bietet die Sternglas Naos Pro GMT Automatik ein stimmiges Gesamtpaket für alle, die eine elegante, wunderbar ablesbare und funktionsstarke GMT-Uhr abseits klassischer GMT-Uhren auf Basis von Taucherdesigns suchen.
Hier noch alle Modell-/Band-Kombinationen in der Übersicht:





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