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Viel ist nicht mehr übrig vom einstigen Glanz der 1922 gegründeten und 1998 in Konkurs gegangenen Orfina SA aus Grenchen. Zwar ist Orfina heute in der Hand der Familie Schifferle (Schifferle & Schifferle GmbH), so richtig viel Markenpflege betreiben die Eigentümer aber nicht. Der großen Beliebtheit eines ganz bestimmten Vintage-Modells tut das aber keinen Abbruch: Der Orfina Porsche Design Chronograph, der vor rund 40 Jahren u.a. an die Bundeswehr als offizielle Dienstuhr für Piloten und weitere Soldaten ausgeliefert wurde. Der Knackpunkt: Es gibt etliche Varianten des Chronographen – da verliert man schnell mal den Überblick auf dem Gebrauchtuhren-Markt.

Welche Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen waren auch für Zivilisten käuflich erwerbbar? Welche wurden ausschließlich an die Bundeswehr ausgeliefert und sind damit deutlich seltener? Und was gilt es beim Antrieb, dem Automatikkaliber Lemania 5100, zu beachten? Ist der Orfina Porsche Design Chronograph eine gute Vintage-Wertanlage? Diese und weitere Fragen beantwortet dieser Vintage-Leitfaden…

Über Orfina und die Kooperation mit Porsche Design

Vorlage für den BUND-Chronographen, der von der Schweizer Orfina SA gebaut und von der deutschen Firma Porsche Design ab 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert wurde, war ein für “Normalsterbliche” bzw. Zivilisten erhältlicher Chronograph aus dem Jahre 1972: der Porsche Design Chronograph I (ebenfalls produziert von Orfina). Zielgruppe des Chronographen waren – wie sollte es auch anders sein – Porsche-Fans und sonstige Uhrenfreunde, die sich für Motorsport begeistern.

Charakteristisch für den Porsche Design Chronograph I war insbesondere das mattschwarz-beschichtete und damit völlig reflexionsfreie Gehäuse. Besondere Begeisterungsstürme entfachte das Gehäuse allerdings nicht beim Fachpublikum – ein Journalist schrieb süffisant: “Der Chronograph von Porsche Design ist nur auf einer Beerdigung tragbar […] Man möge sich bei Porsche auf den Bau von Automobilen konzentrieren”.

Der Journalist wurde allerdings Lügen gestraft: Der Porsche Design Chronograph I kam bei Uhrenfreunden ziemlich gut an und wurde über 50.000 mal verkauft – entsprechend tauchen gebrauchte Uhren auch noch vergleichsweise häufig auf Online-Verkaufsplattformen wie ebay, Chrono24 oder catawiki auf. Der Chronograph I ist nicht wirklich eine Rarität, in gutem Zustand aber durchaus gesucht (dazu später mehr).

So oder so: Auf der Grundlage des beachtlichen Erfolges des Porsche Design Chronograph I wurde zunächst die Nato und später auch die Bundeswehr auf das Modell aufmerksam…

Orfina Porsche Design 3H Military Bundeswehr Chronograph mit Lemania 5100

Ein aufkeimender Konflikt zwischen der westlichen Welt und der Sowjetunion, der Kalte Krieg, kann als Katalysator dafür gesehen werden, dass im Jahre 1955/1956 in Westdeutschland wieder eine Armee gegründet wurde: die Bundeswehr.

Und so eine neue Armee muss schließlich mit allerlei Ausrüstungsgegenständen ausgestattet werden, darunter natürlich auch zuverlässige Zeitmesser: Wie ich in meinem allgemeinen Artikel über Bundeswehr-Uhren bereits ausführlich dargelegt habe, kam der erste Bundeswehr-Chronograph überhaupt im Jahre 1957 vom Schwarzwälder Traditionsunternehmen Hanhart (Modell 417). Später folgte als Lieferant das Schramberger Unternehmen Junghans (Modell J88). Ende der 60er vergab die Bundeswehr die Aufträge in die Schweiz (Heuer 1550 SG „BUND“)

Ende der 70er und Anfang der 80er war es dann endlich soweit: Die Bundeswehr blickte bei der Vergabe des Auftrages für den neuen Chronographen wieder in Richtung Deutschland und vergab den Auftrag unter anderem (!) an die schwäbische Firma Porsche Design, die seit 2003 verstärkt mit dem bekannten Autobauer Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG verwoben ist. Zielgruppe des “Military”-Chronographen: fliegendes Personal der Bundeswehr, die Fernspähtruppe des Heeres und Schiffsführungspersonal auf U-Booten.

Der Bundeswehr-Chronograph wurde von gleich vier Uhrenherstellern gebaut:

  • Ab 1979: Orfina Porsche Design 5100 BW, gebaut von der Orfina S.A. aus Grenchen im Auftrag von Porsche Design (Varianten: Edelstahl-Gehäuse und mattschwarz-beschichtete Gehäuse)
  • Ca. 1982: Arctos 5100 BWL
  • Ab 1983: Tutima mit dem Modell 798 (Edelstahl-Gehäuse) bzw. 760 (Titan-Gehäuse)
  • ca. 1990: die Tengler 5100 BWL
Porsche Design Military Chronograph: Gebaut von Orfina, vertrieben von Porsche Design

Alle vier Bundeswehr-Chronographen sind aufgrund der militärischen Spezifikationen im Lastenheft optisch und technisch im Wesentlichen identisch. Besonders selten ist der Tengler-Chronograph, am bekanntesten das Modell von Tutima. Aber auch der Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chrongraph ist aufgrund seiner zivilen Vorgeschichte sehr bekannt und heute ein gesuchtes Sammlerobjekt. Vor kurzem wanderte das toolige Modell in meine Uhrensammlung, weshalb wir uns dieses nun etwas genauer anschauen…

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Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronograph: Zifferblatt und Zeiger

Alle an die Bundeswehr ausgelieferten Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen kamen mit einem “Military”-Schriftzug auf dem Zifferblatt (anstelle des verschlungenen Porsche Design-Logos der zivilen Variante). Des Weiteren haben die Bundeswehr-Chronographen nach meinen Recherchen drei Schriftzug-Varianten aufgewiesen, die sich unterhalb des Datums befanden:

  • ”Porsche Design by Orfina” oder
  • ”Chronograph” oder
  • “Porsche Design” (ohne Orfina).

Alle Versionen des Orfina Porsche Design Chronographen, welche faktisch an die Bundeswehr ausgeliefert wurden, haben außerdem das ins Auge stechende, rot umkringelte “3H” auf dem Zifferblatt – ein Hinweis auf die Leuchtmasse auf Ziffern und Indizes auf Basis von Tritium (Hydrogen-3, kurz 3H).

Auch auf den Zifferblättern historischer Field Watches wurde oftmals der Hinweis auf Tritium-Leuchtmasse verewigt. Und auch, wenn das leicht radioaktive Tritium längst nicht so gefährlich wie das früher eingesetzte Radium ist, so sollte das “3H” als Hinweis für eine mögliche Gefahrenquelle dienen (zum Beispiel beim Öffnen der Uhr durch einen Uhrmacher im Rahmen einer Revision).

Dass der Markenname “Porsche Design” bei einer waschechten Militäruhr auf dem Zifferblatt verewigt wurde, war äußerst bemerkenswert: normalerweise sind Militäruhren auf pure Funktionalität ausgelegt – für eigentlich unnötigen Schnickschnack wie Markennamen war da eigentlich kein Platz. Tatsächlich verfolgte die Bundeswehr mit dem Chronographen gleichzeitig aber auch das Ziel, ein Statussymbol für diejenigen Offiziere zu schaffen, denen eine Orfina Porsche Design zugeteilt wurde.

Man beachte: Die Schriftzüge “Military” und “3H” sind keine eindeutigen Hinweise auf eine Bundeswehr-Auslieferung, da auch Zivilisten die Uhr mit diesem Zifferblatt ganz normal im Einzelhandel kaufen konnten (zumindest für einen kurzen Zeitraum). Entscheidend ist die Versorgungsnummer und die “BUND”-Gravur auf dem Gehäuseboden (dazu gleich mehr).

Darüber hinaus hatten die Bundeswehr-Auslieferungen stets eine 12-Stunden-Einteilung auf dem Rehaut, während Zivil-Auslieferungen teilweise eine Tachymeter-Skala mitbrachten.

Hin und wieder trifft man auch auf weitere Drucke auf dem Zifferblatt, die auf die Auslieferung an weitere (Luft-)Streitkräfte dieser Welt hinweisen:

  • NATO
  • Royal Navy
  • Swiss Air Force
  • UAE Air Force
  • US Air Force
  • Venezuelan Ministry of Defense (MoD)

Spannend: In den 90ern mussten die Zifferblätter des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen per Vorschrift von Tritium auf Luminova (der Vorgänger von Super-Luminova) umgerüstet werden. Entsprechend ist auch das charakteristische “3H” auf dem Zifferblatt bei diesen Umrüstungen (leider) nicht mehr zu finden. Verantwortlich für den Umbau war nach meinen Recherchen die Arctos Uhrenfabrik in Pforzheim.

Wurde ein Chronograph von Tritium auf Luminova umgerüstet, so bekam dieser eine neue Versorgungsnummer, die auch auf dem Gehäuseboden verewigt wurde (dazu später mehr). Eine Versorgungsnummer ist eine Identifikationsnummer, mit der Armeen ihre Ausrüstungsgegenstände kennzeichnen – das betrifft also natürlich nicht nur Uhren, sondern auch Taschenlampen, Maschinengewehre, Sprengstoffe, Wasserfahrzeuge und und und. Häufig stolpert man auch über den Begriff NATO Stock Number (NSN).

Ein charakteristisches Merkmal des Bundeswehr-Chronographen sind die knallig-rot-orangen Zeiger. Insbesondere der Sekundenzähler, der an der Spitze an ein Flugzeug erinnert, sticht ins Auge. Zivile Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen kamen in der Regel in Varianten mit weißem “Lollipop”-Zeiger.

Orfina Porsche Design Bundeswehr Chronograph: Gehäuse

Das rund-glatt wirkende und recht hoch bauende Gehäuse des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen unterscheidet sich haptisch und optisch deutlich von heute gängigen Chronographen-Gehäusen. Charakteristisch ist beispielsweise, dass es quasi keine klassischen Hörner gibt – das macht die Montage von Lederbändern beispielsweise etwas kompliziert (dazu gleich mehr). Gegenüber dem einige Jahre später ausgelieferten Chronographen von Tutima, kommen außerdem keine breiten/flachen Chrono-Drücker zum Einsatz, sondern klassisch-runde Drücker. Die Krone ist mit dem verschlungenen Porsche Design-Logo “pd” versehen.

Eine auf dem Gehäuseboden eingravierte Versorgungsnummer 6645-12-182-1763 in Verbindung mit der BUND-Gravur weist eindeutig auf die Auslieferung an die Bundeswehr hin. Denn: Zivile Auslieferungen des Orfina Porsche Design Chronographen können zwar (wie gesagt) auch den “Military”-Schriftzug und das “3H” auf dem Zifferblatt aufweisen, anstelle der Versorgungsnummer und der “BUND”-Gravur ist allerdings nur die Referenznummer “7177” ausgewiesen.

Kein Witz: Wenn ein Chronograph von Tritium- auf Luminova-Zifferblatt umgerüstet wurde (siehe oben), so wurde die alte Versorgungsnummer auf dem Gehäuseboden des Orfina Porsche Design Chronographen per Gravur durchgestrichen und die neue Versorgungsnummer (6645-12-194-8642) eingraviert.

Wie bei der zivilen Variante des Porsche Design-Chronographen, wurde auch eine schwarz beschichtete Variante an die Bundeswehr ausgeliefert. Die Qualität von Beschichtungen war damals allerdings noch längst nicht so gut wie heute, weshalb entsprechende Vintage-Modelle oftmals leider ziemlich “abgenudelt” aussehen. Okay, okay: Wenn man sich für Vintage-Uhren interessiert, darf man natürlich nicht erwarten, dass diese noch wie aus dem Ei gepellt aussehen. Abblätternde Beschichtungen finde ich persönlich dann aber doch zu viel des Guten. Deutlich empfehlenswerter sind da meiner Meinung nach die Auslieferungen mit unbeschichtetem, komplett satiniertem Gehäuse.

Bänder für den Orfina Porsche Design Chronograph

Durch die hohe Bauweise sind Nato-Durchzugsbänder nur bedingt für den Orfina Porsche Design Chrono geeignet, da diese das Gehäuse naturgemäß noch um ein paar weitere Millimeter “anheben” – das sieht dann schnell seltsam und “pummelig” am Handgelenk aus.

Hat man also kein Stahlband für den Chronographen, so empfehlen sich vor allem zweiteilige Bänder in Militäroptik oder Bänder, welche die roten Akzente des Zifferblattes aufgreifen – ich habe mir beispielsweise ein zweiteiliges Nato-Band (two piece) und ein wasserfestes Lederband mit roter Kautschukunterseite (Eulit EUTec Waterproof) für meinen Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chrono bestellt:

Auch ein Nato-Durchzugsband, welches nur einfach (!) durchgefädelt wird, bietet sich an, da es das Gehäuse nicht ganz so sehr erhöht. Der Vorteil von diesen Bändern ist auch, dass sich diese exakt auf den Handgelenkumfang einstellen lassen – dadurch fällt der nervige “Endstück” normaler Nato-Bänder, welches man wieder hinter den Stahl-Keeper fädeln muss, weg. Man beachte aber, dass es ziemlich tricky sein kann ein Durchzugsband durchzufädeln, da die Hörner einfach winzig sind. Abhilfe schaffen hier aber gebogene Federstege (siehe Bilder unten).

Lemania 5100 – Revision und Eigenschaften

Genau wie Orfina ist auch vom 1884 gegründeten Uhrwerkehersteller Lemania heute nicht mehr viel übrig – hierzu ein kurzer geschichtlicher Abriss: Lemania schloss sich im Jahre 1932 mit Omega und Tissot zur SSIH-Gruppe, dem Vorgänger der Swatch-Gruppe, zusammen. Kein Zufall: Die allererste Omega Speedmaster Ref. CK2915 kam mit einem Kaliber, welches auf dem Lemania 2310 beruhte. Auch das heute noch in einigen Varianten der Omega Speedmaster Moonwatch verbaute Kaliber 861 bzw. 1861 basiert auf einer Lemania-Konstruktion.

Infolge der Quarz-Krise trennten sich die Wege der SSIH-Gruppe und Lemania im Jahre 1981 wieder, es folgte die Namensänderung in Nouvelle Lemania SA. Im Jahre 1999 folgte dann abermals die Rückkehr in den Schoß der Swatch-Gruppe. Die Marke Lemania verschwand daraufhin allerdings vom Markt – zu Gunsten von ETA.

Trotz der vielen Aufs und Abs gilt insbesondere das Lemania 5100, welches ab 1978 produziert und als Alternative zum ETA 7750 ins Rennen geschickt wurde, bis heute als überaus beliebt unter Vintage-Sammlern.

Denn: Das Lemania 5100 ist zwar sehr schlicht (fast schon etwas altbacken) konstruiert, gleichzeitig aber auch auf pure Funktionalität, Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt. Das Lemania 5100 ist allerdings alles andere als eine Augenweide und das hässliche Entlein unter den automatischen Chronographenkalibern. Für das Lemania 5100 wurden Stahlböden ohne Sichtfenster erst erfunden 😉

Die Optik des Kalibers war der Bundeswehr aber natürlich schnurzpiepegal: Schnörkellosigkeit, Robustheit und lange Service-Intervalle (Lemania 5100: Revision-Intervalle zwischen 4 und 7 Jahren) sind mit Blick auf militärische Einsatzzwecke logischerweise deutlich wichtiger als optischer Schnickschnack wie gebläute Schrauben, Streifenschliffe oder dergleichen.

Die Revision kündigt sich beim Lemania 5100 übrigens durch eine kleine “Marotte” an: Wenn die Schmierung nicht mehr ausreichend ist, so dreht der Rotor beim Handaufzug mit. In solch einem Fall hilft nur eine Revision, beispielsweise bei einem Vintage-Experten wie Ulrich Kriescher.

Eine (alles andere als selbstverständliche) Eigenschaft des Lemania 5100 ist beispielsweise, dass der aktivierte Chronographenzähler sogar bei starken Erschütterungen nicht “hakt”. Beschleunigungen von über 7G kann das Lemania 5100 außerdem ohne nennenswerte Ganggenauigkeitseinbußen weggestecken – nicht ganz unwichtig für Piloten von Kampfflugzeugen 😉 (zum Vergleich: wenn ein Rennwagen mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h eine Kurve mit einem Radius von 40 m durchfährt, wirken etwa 2G auf den Körper des Fahrers; Personen ohne besonderes Training werden bei 6G sogar bewusstlos).

Lemanias Schwerpunkt auf schnörkellose Kaliber-Konstruktionen gefiel damals auch anderen Herstellern, die ihren Schwerpunkt ihrerseits auf funktionale Uhren hatten – so verbaute beispielsweise Helmut Sinn das Lemania 5100 in seinen Chrongraphen (z.B. Sinn 142 oder Sinn 157 Ti). Auch der Fortis Official Cosmonaut Chronograph, getragen von russischen Kosmonauten ab 1994, kam mit dem Lemania 5100.

Lemania 5100: Expertenmeinung

Ich habe Uhrmachermeister Ulrich Kriescher, der langjährige Erfahrungen mit dem Lemania 5100 hat, um zusätzliche Informationen gebeten.

CHRONONAUTIX: Wie bewertest du grundsätzlich die Konstruktion des Lemania 5100, das 1978 erstmalig auf den Markt gebracht wurde?

Uli Kriescher: Die Konstruktion des Lemania 5100 ist sehr komplex, kompliziert und verschachtelt. Obwohl ich schon viele Lemania 5100 zum Service auf dem Werktisch hatte, muss ich hin und wieder selber auf die Explosionzeichnung des Uhrwerks schauen, um das Uhrwerk korrekt zusammen zu bauen. Das passiert mir beim ETA 7750 nicht, weil die Konstruktion selbsterklärend ist.

CHRONONAUTIX: Wie steht es derzeit um die Ersatzteilversorgung?

Uli Kriescher: Die Ersatzteilversorgung verschlechtert sich fast täglich! Ersatzteile für das Lemania  5100 sind rar geworden und kosten dementsprechend viel.

CHRONONAUTIX: Wie schlägt sich das Lemania 5100 im Vergleich zum heutigen Dauerbrenner ETA 7750, dessen Basiskonstruktion (wie beim Lemania 5100) aus den 70er Jahren stammt? Siehst du zum Beispiel handfeste Vor-/Nachteile hinsichtlich Ganggenauigkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit etc.?

Uli Kriescher: Im Vergleich zum ETA 7750 kann ich beim Lemania 5100 keine handfesten Vor- oder Nachteile in Bezug auf Ganggenauigkeit, Robustheit und Zuverlässigkeit ausmachen. Das ist auch nicht verwunderlich! Sonst wäre dieses Uhrwerk auch nicht in Bundewehr-Chronographen Jahrzehntelang im Einsatz gewesen.

CHRONONAUTIX: Als erfahrener Uhrmachermeister mit Spezialisierung auf Vintage-Modelle hattest du doch bestimmt schon ein paar Lemania 5100 auf dem Tisch – gibt es typische Probleme mit dem Lemania 5100, die immer wieder auftreten?

Uli Kriescher: Typische Probleme gibt es bei der Revision eines Lemania 5100 nicht. Das größte Problem ist meistens, dass die Träger die Uhr zu lange ohne einen Uhrwerks- Service  (sollte alle 5 – 7 Jahre gemacht werden) tragen.

CHRONONAUTIX: Wie aufwendig sind Reparaturen oder eine Revision, zum Beispiel im Vergleich zum Dauerbrenner ETA Valjoux 7750?

Uli Kriescher: Die Revision eines Lemania 5100 ist aufwendiger als für ein ETA 7750.  D.h. ich benötige ca. 30 – 60 Minuten länger für das Lemania 5100 im Gegensatz zum ETA 7750.

Wertanlage? Preis-Entwicklung des Orfina Porsche Design-Bundeswehr Chronograph

Vintage-Uhren sind bekanntermaßen immer wieder ein Thema für Wertanlage-Diskussionen (mit “Uhren als Wertanlage” im Allgemeinen habe ich mich bereits ausführlich in diesem Artikel beschäftigt). Der Preis des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen schwankt allerdings recht stark und es gibt nicht allzu viele Angebote. Das macht eine Abschätzung schwierig – nach meinen Recherchen ist ein Preis zwischen ca. 1400€ und bis zu über 2500€ (je nach Zustand) aber realistisch. Teilweise findet man auch Angebote für über 4000€, was ich allerdings für maßlos übertrieben halte.

Generell gilt: Die nicht umgerüsteten Bundeswehr-Varianten mit Tritium-Zifferblatt (3H) sind beliebter und auch teurer als die Luminova-Varianten. Grundsätzlich würde ich daher am ehesten eine Wertsteigerung bei der Bundeswehr-Auslieferung mit Tritium-Zifferblatt erwarten.

Etwas einfacher lässt sich die Preisentwicklung für die zivile (!) Auslieferung mit der Referenz 7177 auf dem Gehäuseboden (anstelle der Versorgungsnummer) nachvollziehen. Der Kurvenverlauf war in den letzten vier Jahren eher flach, d.h. bei der Nicht-Bundeswehr-Version gab es in den letzten Jahren keine nennenswerten Preissteigerungen. Man beachte: Erfahrungsgemäß sind die bei Chrono24 aufgerufenen Preise in der Regel höher als beispielsweise im Uhrforum.

Insbesondere der Zustand einer Vintage-Uhr ist natürlich ein wesentlicher Preisfaktor – und wann zuletzt eine Revision durchgeführt wurde. Am Ende des Tages sollte man aber auch (insbesondere bei teuren Vintage-Uhren) den Leitsatz “you always buy the seller” beherzigen. Insbesondere, wenn man noch nicht viel Erfahrungen im Vintage-Bereich hat, sollte man nicht einfach irgendwo “blind” kaufen. So habe ich meinen Orfina Porsche Design Chrono von einem Vintage-Sammler aus dem Uhrforum gekauft, mit dem ich mich auch persönlich treffen und austauschen konnte…

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6 Kommentare
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Frank
3 Jahre zurück

Hallo – ein sehr interessanter Artikel.
Ich habe die “Orfina” Military in einem schwarzen Gehäuse. Darüber habe ich im Artikel nichts gefunden. Ist die Version denn so ungewöhnlich ?
Viele Grüße
Frank

Dirk S.
3 Jahre zurück

Guten Tag

Eine Frage: An meiner Uhr ist die Krone nicht mehr funktionstüchtig. Kann komplett rausgezogen werden.
Mein Uhrmacher sagt: Nix zu machen. Es gibt keine Erstzteile.
Stimmt das.?

Micha
3 Jahre zurück

Wie immer klasse recherchiert. Eine Uhr zum Davonfliegen mit ihr. Meines Wissens sogar die Uhr, die Tom Cruise in Top Gun trug. Und damit meine ich den Film von 1986😉