• Beitrags-Kategorie:Tests
  • Beitrags-Kommentare:8 Kommentare
  • Beitrags-Autor:
  • Lesedauer:18 min Lesezeit

Aufmerksame Leser meines Blogs und Uhreninteressierte, die sich in einschlägigen Foren informieren, wissen, dass die britische Dartmouth-Gruppe immer wieder für echte Preis-Leistungs-Kracher gut ist. Insbesondere die hauseigene Taucheruhrenmarke Spinnaker bekommt immer wieder eine Menge Aufmerksamkeit. Die ebenfalls zur Gruppe gehörende Marke Earnshaw 1805, die nach dem gleichnamigen, in Manchester geborenen Uhrmacher benannte wurde, ist vor allem im Bereich Dresswatches unterwegs. Earnshaw kombiniert dabei in der Regel klassisches Breguet-Design mit teilweise durchaus gewagten Elementen wie zum Beispiel einer Zifferblatt-Skelettierung. Das ist grundsätzlich erst mal sehr löblich: Earnshaw setzt nicht auf Einheitsbrei, sondern bringt eine Menge eigenständiger Ideen ein. Heutzutage ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit – man schaue nur mal auf die drölfmillionen Rolex Submariner- oder Daniel Wellington-Abklatsche, die so in der Uhrenwelt rumgeistern. Dass die – sagen wir mal sehr speziellen – Earnshaw’schen Design-Schöpfungen natürlich nicht jedem gefallen, sollte klar sein. Ganz getreu dem Motto “beauty is in the eye of the beholder”. Schauen wir uns nun mal an wie sich die Earnshaw Beagle Automatic Open Heart schlägt – die Eckdaten (Swiss Made, Selllita SW200 Automatikwerk, Saphirglas etc.) lesen sich jedenfalls schon mal sehr gut…

Eckdaten der Earnshaw Beagle Automatic Opean Heart (Ref. ES-0035) in der Übersicht:

  • Swiss Made
  • Schweizer Sellita SW200-1 Automatikwerk
  • Saphirglas
  • Durchmesser 42 mm, Höhe 12 mm
  • Gewicht: 80 Gramm
  • Echtlederband in Kroko-Optik (Bandanstoß 22 mm, Schließe 20 mm)
  • Wasserdichtigkeit 5 bar / 50 Meter (spritzwassergeschützt)
  • 2 Jahre internationale Garantie
  • Vorbesteller-Preis bis 8. April 2019: 629 Pfund (umgerechnet rund 730€ inklusive Rabatt-Code CHRONO10)
  • Regulärer Preis 980 Pfund (umgerechnet rund 1140€ inklusive Gutschein-Code CHRONO30)

Earnshaw Beagle Automatic Open Heat im Test

Die hier getestete Earnshaw Beagle Automatic Open Heart bringt viele eigenständige Design-Elemente mit, ist im Vergleich zu der ebenfalls von mir getesteten Thomas Earnshaw Precisto Longitude aber fast schon der Kategorie “zurückhaltend” zuzuordnen. Dennoch gibt es eine Menge Details auf dem Zifferblatt zu entdecken. Zum einen wären da die auf einem oben ausgeschnittenen Edelstahl-Ring gedruckten römischen Ziffern zu nennen – ein typisches Breguet-Designelement:

Zum anderen ist da die charakteristische Zifferblatt-Musterung: diese Musterung hat mich mit Blick auf die offiziellen Pressebilder zunächst etwas abgeschreckt. Die Uhr wirkt auf den Bildern durch den aufdringlich wirkenden Perlschliff (oder auch Perlage genannt) doch arg unruhig. Typischerweise wird ein Perlschliff auch eher auf einem Werk und selten auf einem Zifferblatt aufgebracht. Die aufwendige Entstehung eines Perlschliffs könnt ihr in diesem Video betrachten:

Thank God! Die Perlage auf dem Zifferblatt der Earnshaw Beagle wirkt unter alltäglichen Lichtbedingungen sehr dezent und ist teilweise kaum wahrnehmbar – ich habe eine ganze Weile gebraucht, um das Licht in meinem kleinen Fotostudie genau so hinzudrapieren, dass ich den Perschliff überhaupt einfangen konnte 😉

Perlschliff Perlage Zifferblatt Swiss Made Uhr

Last but not least wird die Optik der Earnshaw Beagle Automatik Open Heart wesentlich von der mittig oben angeordneten und exhibitionistisch zur Schau gestellten offenen Unruh geprägt. Die Unruh – das Herz einer jeden Automatikuhr – kommt durch das beidseitig (!) entspiegelte Saphirglas (Ober- und Unterseite) hervorragend zur Geltung.

In diesem Video wird die hypnotisch wirkende Bewegung der Unruh und das Zusammenspiel diverser Zahnräder deutlich:

Ich habe ein Faible für beidseitig entspiegelte Uhrgläser, da die Optik einer Uhr dadurch meiner Meinung nach deutlich aufgewertet wird – es wirkt teilweise so als sei gar kein Glas verbaut. Und auch der bläuliche Schimmer der Entspiegelungsschicht auf dem Glas der Earnshaw Beagle sieht ziemlich genial aus:

Thomas Earnshaw 1805 Test

Man beachte allerdings, dass solche äußeren Entspiegelungsschichten grundsätzlich etwas empfänglicher für Kratzer sind als das kaum kaputtbare Saphirglas. Zum Vergleich: Saphirglas hat einen Härtegrad nach Vickers (HV) von 2000, während moderne Entspiegelungsschichten auf ca. 1800 HV kommen.

Ihr habt es auf den Makro-Bildern oben sicherlic schon gesehen: Die Detailverarbeitung der Earnshaw Beagle Automatic Open Heart ist hervorragend und der Preisklasse absolut angemessen – man beachte zum Beispiel die sehr sauberen Drucke der römischen Ziffern und das feine Doppel-Logo-“E”.

Angetrieben wird die Earnshaw Beagle von einem Schweizer Automatikwerk aus dem Hause Sellita, dem SW 200-1 mit 38 Stunden Gangreserve. Das Sellita SW200 entspricht technisch im Wesentlichen dem bewährten Erfolgsschlager ETA 2824 und ist eine sehr gute Wahl in dieser Preisklasse. Sellita verkauft das SW 200 in den Qualitätsstufen Standard, Special (Elaboré), Premium (Top) und Chronometer, die sich insbesondere hinsichtlich der Ganggenauigkeit unterscheiden. Die Qualitätsstufe der Earnshaw Beagle Open Heart habe ich direkt bei Earnshaw angefragt – ich liefere diese Info nach, sobald sie mir vorliegt.

Die tatsächliche Ganggenauigkeit habe ich aber natürlich wieder für euch mit meinem Analytics Clip gemessen – und siehe da: Die Gangabweichung beträgt phänomenale +0,5 Sekunden pro Tag. Besser geht’s nicht. Thumbs up!

Es gibt allerdings noch Abzüge in der B-Note: Bei der Werksverzierung hat Earnshaw 1805 leider den Rotstift angesetzt, was mir in Anbetracht des aufgerufenen Preises (hierzu mehr im Fazit) nicht wirklich einleuchtet. Ein langweiliger Standardrotor, keine gebläuten Schrauben und keine Zierschliffe – I am not amused! Earnshaw versucht das etwas zu kaschieren, indem sie auf der Innenseite des Glasbodens einfach das Earnshaw-Logo aufgedruckt haben. Eine echte Alternative ist das aber nicht (jedenfalls nicht in dieser Preisklasse) – ein geschlossener Boden wäre mit da definitiv lieber gewesen…

Mit einem Durchmesser von 42 mm und einer Höhe von 12 mm ist das rundum polierte Gehäuse der Earnshaw Beagle Automatik für das durchschnittliche Männerhandgelenk optimal dimensioniert und gleichzeitig sehr gut proportioniert. Auch qualitativ gibt’s beim Gehäuse nix zu meckern: die Verarbeitung ist erste Sahne. Nur auf die seitliche “Earnshaw”-Bandenwerbung hätte ich gut und gerne verzichten können: das Design der Earnshaw Beagle ist schon einprägsam genug und hat einen hohen Wiedererkennungswert – wozu dann noch diese unnötige Gravur?

Durch die Größe ist auch der Tragekomfort gut, wenngleich das (optisch perfekt passende und mit einem Schnellwechselmechanismus ausgestattete) Lederband gerne etwas flexibler hätte sein dürfte. Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt ca. 19 cm…

Man beachte: Bei dem Band handelt es sich “nur” um Leder mit einer Krokodils-Prägung. Das ist aber auch gut so! Warum ihr dringend die Finger von Lederbändern aus echtem Reptilienleder lassen solltet habe ich in diesem Artikel umfangreich erörtert.

Fazit zur Earnshaw 1805 Beagle Automatic Open Heart

Grundsolide Eckdaten, exquisite Detailverarbeitung, eigenständiges Design: Die Earnshaw 1805 Beagle Automatic Open Heart macht auf dem Papier alles richtig. Und für extravagante Designs, die sich von der breiten Masse abheben bin ich sowieso immer zu haben – wer auf der Suche nach dieser Kombination ist, macht mit dem Modell absolut nichts falsch. Für mich persönlich ist die Earnshaw Beagle Automatic Open Heart jedenfalls das bisher attraktivste Modell der britischen Uhrenmarke.

Hochwertig wirkende Uhrenbox aus Holzfurnier

Dennoch wird es die Earnshaw nach der Vorbestellerphase in Anbetracht des ziemlich knackigen Preises von umgerechnet ca. 1140€ (inklusive 30% Rabatt-Code CHRONO30) extrem schwer außerhalb des britischen Heimatmarktes haben – das Aufrufen solcher Preise gibt die in Deutschland bisher nicht allzu stark ausgeprägte Markenbekanntheit eigentlich kaum her.

Der stark reduzierte Vorbestellerpreis geht aber mehr als in Ordnung: Für die aufgerufenen 699 Britische Pfund (abzgl. Gutscheincode CHRONO10 sind’s ca. 630 Pfund = rund 730€) bekommt man ein durchdachtes und stimmiges Gesamtpaket mit nur kleinen Schwächen (z.B. fehlende Werksverzierung), bei dem man bedenkenlos zuschlagen kann. Die vier Farbvarianten der Earnshaw Beagle Automatic Open Heart können direkt auf thomas-earnshaw.com bestellt werden. Die Vorbestellerphase mit 50% Rabatt läuft noch bis zum 8. April 2019.

Man beachte: Sollte es zu einem ungeordneten Brexit kommen (und darauf deutet Stand März 2019 leider einiges hin), so werden sämtliche Produkte aus dem Vereinigten Königreich mit 19% besteuert (sogenannte Einfuhrumsatzsteuer / hinzu kommen läppische 80 Cent Zollgebühren). Der deutsche Zoll stockt zu diesem Zweck derzeit schon fleißig das Personal auf. Jetzt ist also noch mal eine gute Möglichkeit Ware im Vereinigten Königreich zu bestellen (siehe hierzu auch mein Artikel über die Bestellung von Uhren in den USA).

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like bei FacebookInstagram, YouTube oder

Auch über WhatsApp kannst du immer auf dem neuesten Stand bleiben – jetzt abonnieren:

DSxOAUB0raA (1)

Darüber hinaus freue ich mich über Kommentare immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei...
8 Kommentare
Neueste Kommentare
Älteste Kommentare Kommentare mit den meisten Votings
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Frank R.
4 Jahre zurück

Ich bin der Meinung das man über eine solche nichts sagende Uhr viel zu viel redet .
Irgendwo im ni h ne o zusammen genagelt dann mit einem Preis das du Tränen in die Augen kriegst …. das ist für mich Werbung für Standard Uhren mit dem Preis Anspruch für hochwertige Marken.
So einen Blog braucht niemand außer der Verkäufer ?

Thomas H.
4 Jahre zurück
Antworten...  Frank R.

Hallo Frank R. – Mann, so harten Tobak ? Wenn Dir die Uhr nicht gefällt – na gut. Mir gefällt auch nicht jede vorgestellte Uhr und das sage / schreibe ich auch. Aber das Spektrum der Vorstellungen ist doch nun wirklich so groß, dass für jeden auch mal was dabei ist.
Also ich bin dankbar für all die Informationen, vermittelten Erfahrungen und das Gedankengut in diesem Blog und wäre traurig, wenn durch Äußerungen wie Deine sich hier etwas daran ändern würde.

Thomas H.
5 Jahre zurück

Wie immer: Gut geschrieben.
Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass mir diese Uhr doch gefallen würde. Aber etliche Punkte sind tatsächlich super herausgearbeitet aber wirken – auf mich – erst auf den 2ten Blick.
Man muss sich tatsächlich die Bildfolge genauer zu Gemüte ziehen, dann erst wirkt sie so richtig.
Insgesamt also eine schöne Uhr für Abend und Anzug.
Da ich mich aber 2012 von meinen Anzügen getrennt habe, . . . . .
Zum Preis: Finde ich happig. Ohne Rabatte jenseits der Grenze, die Ottonormaluhrenträger ausgeben würde – m.M.

Thomas H.
4 Jahre zurück
Antworten...  Mario

2012 habe ich meine Firma verkauft und bin zum Hobbylandwirt geworden. Statt Dienstwagen gibt es einen JohnDeere und zum Zeitvertreib wird Heu und Silage gemacht – damit 9 Kühe, 1 Bulle, 6 Kälber und 2 Pferde auch was zu fressen haben im Winter. Wofür dann noch Anzüge ? Jeanslatzhose ist viel praktischer.
Und: Die Tiere machen weniger Ärger und Arbeit als die seinerzeit gleiche Anzahl Mitarbeiter . 🙂

Rene
4 Jahre zurück
Antworten...  Thomas H.

Sehr schön! Ich seit 2012 auch. Einen hab ich noch im Schrankl. Solange ich keine Veranstaltung auf dem Friedhof besuchen muss, sieht der auch kein Licht mehr : -)