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Die allermeisten Uhrenhersteller werden sicherlich heilfroh sein, dass sich das Corona-Seuchenjahr 2020 dem Ende zuneigt. Allerdings haben sich meiner Meinung nach auch Chancen aufgetan: Hersteller, die sich in der Vergangenheit allzu sehr auf Offline-Kanäle wie Messen fokussiert haben, hatten nun die Möglichkeit ihre Digitalisierung weiter voranzutreiben (was allein schon mit Blick auf den Todesstoß für die Baselworld nötig ist – unabhängig von Corona). Die Kehrseite der Medaille ist dabei zwangsläufig: Uhrenhersteller, die es 2020 nicht geschafft haben, digitale Kanäle für sich zu nutzen, wurden und werden unter Umständen abgehängt.

Aber genug über Corona – in diesem Artikel möchte ich euch einen Jahresrückblick durch meine Blogger-Brille geben und dabei einen kleinen Einblick in meinen Alltag gewähren…

Aufreger des Jahres

Okay, okay, eigentlich ist es ein Daueraufreger für ungeduldige Gemüter wie mich: Folien! Folien in jeder erdenklichen Form, die sich wie ein viel zu enges Kondom um Stahlbänder, Schließen und Gehäuse wurschteln. Eigentlich möchte ich mir lieber die Hände abhacken als drölfmillionen Stunden damit zu verbringen, um jede! einzelne! verdammte! Folie bei einer neuen Uhr aufzuspüren und abzupulen (aber ich brauch die Flossen ja noch zum Tippen von wertvollen Beiträgen wie diesen).

Aber wisst ihr, welche Folien besonders nerven? Diese fiesen, kleinen blauen Dinger, die man nur mit dem Fingernagel irgendwie weggekratzt kriegt, um dann festzustellen, dass sich die feinen blauen Krümel über die ganze Uhr verteilt haben. Argh!

Bei Rolex-Uhren, welche per hochoffizieller Rolex-Anordnung nur komplett entklebt an den Käufer übergeben werden dürfen, existiert dieses Problem freilich nicht 😉 (und tun wir ruhig so, als ob das Entkleben einer Rolex auch nur ansatzweise etwas gegen Spekulatius Spekulanten bewirkt, die eine Rolex nur aus dem Juwelier raustragen, um mit ihr den schnellen Euro beim Weiterverkauf zu machen…).

Nervigste Kommentare des Jahres

Mittlerweile gibt’s insgesamt knapp 2000 Kommentare unter meinen über 400 Artikeln. Dafür erst mal ein riesiges Dankeschön an meine Leserschaft – über Kommentare freue ich mich immer ganz besonders 🙂

Leider trudeln mehrmals pro Woche Kommentare bei mir ein (neben den obligatorischen Spam-Kommentaren zu Viagra, Pornoseiten & Co.), die der Spam-Filter nicht automatisch rausfischt. Meistens handelt es sich dabei um unscheinbare Kommentare, die ganz am Ende mit einem völlig sinnbefreiten Link zu irgendeiner Website “garniert” werden. Hier ein Beispiel:

Vielen Dank für den Beitrag zur Uhren-Allergie. Mein Bruder muss zum Hautarzt, da er durch seine neue Uhr einen Hautausschlag bekommen hat, der nicht mehr verschwindet. Gut zu wissen, dass ein schuppiger und juckender Ausschlag auf eine Nickelallergie hinweisen kann. www.VersucheinerLinkplatzierungzuirgendeinerbescheuertenWebsite.

Falls ihr euch also wundert, warum ich Kommentare einzeln freigebe – das ist der Grund 😉

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Der meistgelesene neue Artikel 2020

Der “Award” für den meistgelesenen, im Jahre 2020 auf CHRONONAUTIX veröffentlichten Artikel geht an *Trommelwirbel* das Review der Steinhart Ocean One Double-Green Keramik. Das zeigt: Das Interesse an Rolex-Hommagen scheint ungebrochen. Kein Wunder, denn der Rolex’sche Wartelisten-Horror hat sich nicht gebessert und die Situation wird sich voraussichtlich auch in nächster Zeit nicht entspannen…

Uhren-Rechtsstreit des Jahres

Dass ein gewisser, erfolgsverwöhnter Formel 1-Pilot denselben Namen trägt wie der Traditionshersteller Hamilton Watch Co. ist kein Geheimnis. Dass die Hamilton Watch Co. schon 93 Jahre vor der Geburt dieses Formel 1-Fahrers gegründet wurde, ist schnell recherchiert und ausgerechnet.

Ganz getreu dem Motto “man kann’s ja mal probieren” hat Lewis Hamilton trotzdem versucht beim EU Intellectual Property Office (EUIPO) zu bewirken, dass die Uhrenmarke Hamilton zu Gunsten der Marke Lewis Hamilton gelöscht wird – ohne Witz. Selbst als Laie auf diesem Gebiet erkennt man: Das erscheint irgendwie aussichtslos. Den ganzen Sachverhalt auf Grundlage eines Artikels aus der Daily Mail, habe ich in diesem Artikel mit einer Prise Sarkasmus dargestellt.

Kurz nach Veröffentlichung meines Artikels trudelte dieser Kommentar ein:

Werden Sie von der Fa Hamilton Watch Co für diesen hämischen Artikel bezahlt? Es scheint als freieren Sie sich für die Niederlage von Lewis Hamilton?! Sie sind aber kein Freund von ihm- oder täusche ich mich?

Offensichtlich ist da jemand einmal falsch im Internet abgebogen – anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum man einen UHREN-Blogger fragt, ob er die Entscheidung des EUIPO gut findet… 😉

Perfektion des Jahres

Ich hatte dieses Jahr das Vergnügen, endlich mal die Grand Seiko Snowflake vor die Linse zu bekommen. Der gute Ruf eilt dem Modell voraus – und tatsächlich: Ich habe noch nie eine Uhr in Händen gehalten, die selbst bei Makroaufnahmen eine so hohe Detailperfektion mitbringt. Das schaffen auch gestandene Schweizer Luxusuhrenhersteller in dieser Preisklasse wie Rolex, Omega & Co. nicht.

Preis-Leistungs-Sieger des Jahres

Diesen Titel dürfen sich zwei Uhrenhersteller teilen: Der Stuttgarter Hersteller DEKLA und der Schweizer Hersteller Formex.

DEKLA punktet zwar nicht grade mit Design-Innovationen, bringt aber für eine Microbrand unfassbar viel Fertigungstiefe und (damit einhergehend) etliche Individualisierungsoptionen mit. Auch die Qualität ist mit Blick auf den Preis richtig richtig gut. Und das alles geschieht auf deutschem Boden, in der nicht grade für schnäppchenverdächtige Lebenserhaltungskosten bekannten Landeshauptstadt Stuttgart. Dass DEKLA eigentlich zu günstig ist, hat sich in wochen-, teilweise auch monatelangen Lieferzeiten ausgedrückt. Bei DEKLA kam man offenbar einfach nicht mehr mit den Bestellungen hinterher. Das sorgte (verständlicherweise) für Unmut bei dem einen oder anderen Kunden. Mittlerweile hat DEKLA reagiert und zum 1. Dezember 2020 die Preise um bis zu 15% erhöht. Ein ganz schönes Pfund – aber absolut gerechtfertigt…

Auch vom neuen Modell des Schweizer Herstellers Formex war ich begeistert: Die moderne Taucheruhr Formex REEF ist zwar kein günstiger Spaß (ab 1670€), bringt aber ein absolut geniales Gesamtpaket mit (tolle Qualität und technisch durchdachte Features wie Schnellwechselsystem, Feinregulierungssystem, Karbonfaser-Faltschließe etc.). Formex ist dabei alles andere als eine klassische Microbrand: Die Bieler können auf die Expertise und die Produktionskapazitäten der sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Dexel SA zurückgreifen, welche der Vater des Formex-CEOs vor über 35 Jahren aufgebaut hat. Bei Dexel werden beispielsweise Zifferblätter, Gehäuse und Faltschließen komplett in-house mit Hilfe eines hochmodernen Werkzeugmaschinenparks gefertigt. Dexel darf dabei nicht nur Formex, sondern auch das Who-is-Who der Schweizer Luxusuhrenindustrie zu seinen Kunden zählen…

Stirnrunzeln des Jahres

Es hat was von einem bockigen Kind: YouTuber, die sich über 20 Minuten darüber aufregen, dass bestimmte Uhrenhersteller offenbar grade keine Lust auf eine Kooperation haben – inklusive namentliches An-den-Pranger-Stellen eben jener Hersteller. Kann man machen, muss man aber nicht…

E-Mail-Spam des Jahres

Mehrmals die Woche erreichen mich Emails von irgendwelchen Agenturen (oder solche, die es gerne werden wollen), um mir irgendwelche dubiosen Artikel anzudrehen, die bei mir (gegen Entgelt) gepostet werden sollen. Es handelt sich dabei qualitativ zu 99,9999999% um den allerletzten Mist, garniert mit Links zu irgendwelchen fragwürdigen Websites. Besonders ulkig finde ich dabei “Angebote” aus der Glücksspiel-Ecke – da das ja auch so unverschämt gut zu einem Uhren-Blog passt. Nicht. Hier ein Beispiel:

Ich glaube, dass wir in die Vergangenheit gearbeitet haben [Anmerkung CHRONONAUTIX: Nein, haben wir nicht], darf ich mich kurz bei Ihnen nochmal vorstellen? [Anmerkung 2: Lieber nicht, aber du tust es ja trotzdem]. Ich heiße Madison und arbeite in einer Online Marketing Agentur in England. Ich habe Sie kontaktiert, weil wir im Moment mit einem der größten Kunden aus dem Bereich Glücksspiele, Sportwetten und Finanz zusammenarbeiten. Wir werden gerne einen Artikel auf Ihrer Seite veröffentlichen [Anmerkung: Nein, werdet ihr sicher nicht].
Klingt das interessant für Sie? Dann würde ich mich sehr freuen, von Ihnen zu hören. Falls Sie Fragen haben, beantworte ich Sie natürlich ebenfalls gerne jederzeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Madison S.

Besonders penetrant war auch diese Kandidatin:

[…] Unsere Firma möchte gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Wir würden gern, nämlich, einen Gastartikel mit einem permanenten Do-Follow-Link auf ihrer Internetseite verfassen. Der Artikel soll über die Google-Suche aufrufbar sein. Zurzeit beschäftigen wir uns mit einem Projekt, das an den Rabatten und Gutscheinen für Schops orientiert ist. […] Sollten Sie Interesse daran haben, teilen Sie bitte Ihre Entscheidung mit. Im positiven Fall würde ich auch gern von den genauen Preisen erfahren. Ich werde mich über Ihre Rückmeldung freuen. Vielen Dank im Voraus!

Zwei Tage später:

Ich möchte mich nur vergewissen, dass Sie das gesehen haben.

Anmerkung: Ja, habe ich.

Weitere zwei Tage später:

Ich versuchte schon mit ihnen ein paar mal in Verbindung treten, habe, aber, leider keine Antwort bekommen. Ich würde mich über jedes Feedback freuen.

Und ich würde mich über Weihnachts-Plätzchen freuen. Hmmm… Plätzchen.

Ein paar weitere Tage später:

Ich vermute, dass Sie. vielleicht beschäftigt sind, deshalb können nicht so viel Zeit für E-Mails investieren. Trotzdem wäre es schön, wenn Sie auf meine E-mail antworten könnten. Anderenfalls kann ich Ihre Name aus meinem Verzeichnis auslöschen.

Sorry, war was? War Plätzchen backen…

Freude des Jahres

Abschließend noch in eigener Sache – eine gute Nachricht für alle Leser dieses Blogs: Das CHRONONAUTIX-Erbe ist gesichert! Ich darf mich seit nunmehr über zwei Monaten als frischgebackenen Papa bezeichnen. Sollte ich mir also irgendwann doch mal die Hände während einer Folien-Wutattacke abhacken (siehe oben), so kann irgendwann meine Tochter Hannah, die am 22.10.2020 das Licht der Welt erblickt hat, diesen Blog übernehmen – sofern sie denn hoffentlich dieselbe Leidenschaft für Uhren hat wie ich natürlich 😉

Früh übt sich!

PS: Ich wurde auch schon gefragt, ob ich mir vorab Gedanken gemacht hatte, welche Uhr ich denn zur Geburt tragen will (die ich Gott sei Dank – trotz Corona – miterleben durfte). Was für eine bescheuerte Frage ist das denn? Verdammt, natürlich habe ich das (und ja, ihr dürft mich gerne für völlig bescheuert halten 😉 ).

PS²: Kaffee spielt naturgemäß in Anbetracht des derzeitigen Schlafentzuges eine besonders große Rolle in meinem Leben. Die gaaaanz am Ende dieser Seite verankerte Kaffee-Spende ist also wichtiger denn je 😉

PS³: Der Spenden-Button darf gedanklich auch als “Windel-Spende” gesehen werden 😉

CHRONONAUTIX wünscht schöne Feiertage und einen guten und vor allem gesunden Start ins neue Jahr!

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10 Kommentare
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Sunny
3 Jahre zurück

Lieber Mario, herzlichen Grlückwunsch zum Nachwuchs, Dir noch viel Freude! Und vielen Dank für Deinen exzellenten Blog, den ich sehr schätze.
Liebe Grüße

Alex
3 Jahre zurück

Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs! Ich finde Deinen Blog immer spannend zum lesen. Mir gefällt vor allem dein „Stirnrunzeln des Jahres“, denn das Gleiche habe ich auch gedacht. Es hat etwas von einer gewissen Hybris, wenn ein Youtuber mit ein paar zehntausend Follower meint schweizer Unternehmen, die seit Jahrzehnten existieren, belehren zu müssen.

Frank
3 Jahre zurück

Hi Mario, Glückwunsch zum Nachwuchs! Schöner Jahresrückblick, habe stellenweise gut gelacht! Du hast einen der wenigen Blogs, in den ich regelmäßig reinschaue. Besten Dank, weiter so unprätentiös und bleib gesund!
Lieben Gruß,
Frank

Franky
3 Jahre zurück

Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung! Du hast jetzt offiziell den Rang „Papa“ erreicht! Gratulation! Mach weiter so!

Quickfingers
3 Jahre zurück

Schön geschrieben. Willkommen im Club der Eltern! Das mit dem Schlaf wird noch eine lange Zeit so weiter gehen! 🙈😂