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Hawker? Harrier? Pegasus? Aviatik-Fans haben wahrscheinlich längst aufgehorcht. Die Namensgebung ist natürlich kein Zufall: Das neue Modell Pegasus Concept Edition der recht jungen britischen Uhrenmarke AVI-8 aus der Hawker Harrier II Modellreihe (Modell Nr. AV-4047) lehnt sich designtechnisch an die Pegasus-Senkrechtstarter-Triebwerke von Bristol Siddeley (später Rolls Royce) an und unterstreicht somit die ziemlich eindeutige Markenausrichtung auf moderne Fliegeruhren

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus: Hintergründe zu Marke und Modell

AVI-8 (Wortspiel für: Aviate) gehört zur britischen Dartmouth Brands Ltd., die außerdem noch die Uhrenmarken Ballast, Dufa, Earnshaw, Fjord, James McCabe und Spinnaker führt und somit auch klassische Modelle (im Bauhaus-Design), Taucheruhren, Militäruhren etc. abdeckt.

Zur Produktion schreibt das Unternehmen:

With our manufacturing and assemblies in China, and partners for assembly and manufacture in Germany, The United Kingdom and of course Switzerland, we leverage over 30 years of manufacturing some of the most famous brands in the world to our own stable of brands, providing a level of quality and workmanship at each location and for each brand.

 

Über 1,5 Mio. Betriebsstunden – also mehr als 170 Jahre Dauerbetrieb bringen alle Pegasus-Triebwerke zusammen auf den Zähler. Eine enorme Zahl, die für die Zuverlässigkeit der englischen Ingenieursleistung spricht. Das Senkrechtstarter-Triebwerk kommt im Kampfflugzeug Harrier zum Einsatz, das für seine unkonventiellen Flugmanöver wie z.B. plötzliches Abbremsen aus dem vollen Vorwärtsflug bekannt ist. Die Harrier wird z.B. von der Royal Air Force, dem United States Marine Corps oder der italienischen Marina Militare eingesetzt.

Einige Manöver der Harrier sind in diesem kurzweiligen Video zu begutachten:

Und so sieht das “nackte” Pegasus-Triebwerk aus: Das Bild stammt aus 2012 und zeigt eine AV-8B Harrier im Hangar des Flugzeugträgers USS Kearsarge im Rahmen der Übungsmission Bold Alligator.

US Navy 120207-N-VG904-060 Marines from Marine Attack Squadron (VMA) 542 hoist an engine out of an AV-8B Harrier for maintenance in the hangar bay
Bild: By U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Tom Gagnier [Public domain], via Wikimedia Commons

Ob es die AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus-Modelle auf ähnlich viele Betriebsstunden wie das Pegasus-Triebwerk bringen werden, darf bezweifelt werden 😉 – dennoch lohnt sich ein Blick auf diese sehr ausgefallen gestaltete und erfrischend andere Fliegeruhr…

 

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus Concept Edition (AV-4047-01) im Test

Gehäuse und Krone

Mein erster Eindruck, als ich die Uhr aus der Box nahm, war… gut! Insbesondere das Edelstahl-Gehäuse hat mich positiv überrascht, da auf den Presse-Bildern der Wechsel zwischen polierten und satinierten Flächen nicht besonders gut rüberkommt. Grade das erzielt aber eine schicke Optik:

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01 Side

Die Gehäuseform erinnert dabei etwas an die von mir getestete Laco Faro B-Muster Beobachtungsuhr:

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

Damals habe ich besonders die Top-Gehäuseverarbeitung der Laco Faro lobend hervorgehoben. Auch wenn die Laco Faro einen geringeren UVP als die die hier getestete AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus hat (350€ vs. umgerechnet ca. 410€), bietet sich ein Vergleich an: Das Gehäuse der AVI-8 Hawker Harrier II ist zwar durch die polierten und satinierten Flächen aufwendiger, im Detail wirkt das Gehäuse der Laco Faro aber noch einen Tick besser verarbeitet. Das betrifft z.B. die etwas feinere Satinierung sowie die Verarbeitung der Kanten. Dennoch muss sich die Verarbeitung des Gehäuses der AVI-8 Pegasus nicht verstecken: Der Gesamteindruck ist (unter Berücksichtigung der Preisklasse) gut.

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

Die AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus ist mit einem Durchmesser von 45mm und einer Bauhöhe von 13mm sehr präsent am Handgelenk. Dennoch trägt sie sich im Alltag komfortabel. Außerdem wirkt das Modell tendentiell etwas kleiner, was im Vergleich mit der Laco Faro (42mm) deutlich wird:

 

Neben der hier getesteten Hawker Harrier II Pegasus mit der Artikel-Nummer AV 4047-01, gibt es noch drei weitere Modellvarianten – zwei davon kommen mit einer schwarzen PVD-Beschichtung (Titankarbid, welches im Vakuum aufgedampft wird; sog. Ionenplattieren). Auch, wenn ich die Optik schwarz beschichter Uhren grundsätzlich mag, findet man im Netz so einige Horror-Storys zu abgeplatzten Beschichtungen bei Modellen verschiedenster Hersteller. De facto kann die Qualität einer PVD-Beschichtung (je nach Produktionsverfahren) von Hersteller zu Hersteller sehr stark schwanken. Im Endeffekt sieht man dann erst über einen längeren Zeitraum, ob die Beschichtung empfindlich gegenüber Abrieb ist.

Im Zweifelsfall, wenn man auf jeden Fall langfristig Freude an der Uhr haben will, würde ich eher zu den unbeschichteten Modellvarianten raten (4047-01 und 4047-02).

Wie man in der Preisklasse auch erwarten kann, wird der alles in allem wirklich gute Eindruck vom Gehäuse durch ein kratzfestes Saphirglas abgerundet.

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

 

Schade: Die Krone ist leider nicht verschraubt, wodurch die Wasserdichtigkeit nur 5bar beträgt (Spritzwasserschutz).

Nettes Detail: Die zwei Kreise auf der durch Flanken geschützten Krone erinnern an das sogenannte “Roundel” der Royal Air Force:

Die Royal Air Force in Aktion, Bild: Pixabay
Die Royal Air Force in Aktion, Bild: Pixabay

 

Ziffernblatt und Zeiger

Nanu, wo sind sie denn? Zeiger kann man bei diesem Modell lange suchen – stattdessen setzt das Modell auf drei rotierende Scheiben (jeweils für Sekunde, Minute und Stunde), die man in zentraler Position durch farbige Markierungen ablesen kann. Das Prinzip wird in den ersten Sekunden dieses Videos schnell deutlich:

https://www.youtube.com/watch?v=7LjaLwlgS-w

 

Dadurch, dass die Scheiben auf verschiedenen Ebenen sind, hat das Ziffernblatt eine sehr tiefe Wirkung. Man sieht alles in allem schnell, dass recht viel Aufwand in das Ziffernblatt geflossen ist (Design und Produktion), was die Hawker Harrier II Pegasus von anderen Fliegeruhren abhebt, die mit einem (eher schlichten) planen, bedruckten Ziffernblatt kommen (wie z.B. die von mir getestete Laco B-Muster Beobachtungsuhr).

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

 

Das Ablesen der Zeit ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, klappt aber nach kurzer Zeit ganz gut. Die Minuten-Scheibe hätte dennoch gerne größer ausfallen dürfen – insbesondere für Intelligenzprothesen-Träger Brillenträger wie mich. Alles in allem passen die rotierenden Scheiben natürlich perfekt zum Pegasus-Turbinen-Thema des Modells, was in diesem (etwas übertrieben heroischen) Werbevideo deutlich wird:

Auffallend an der Hawker Harrier II Pegasus ist zum einen auch die recht dezente, zentrierte Silhouette des Frontprofils der Harrier.  Zum anderen fällt aber auch der Metallic-Effekt und der Schliff, der an den sogenannten Genfer Streifen-Schliff erinnert und normalerweise auf der Rückseite von Uhren zu finden ist, ins Auge. Das unterstreicht die Turbinen-Optik:

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01

 

Das Werk

Bei der AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus kommt ein vom Hersteller überarbeitetes Automatikwerk auf Basis des japanischen Miyota 8215 zum Einsatz. Japanische Automatikwerke wie das Miyota 8215 genießen einen guten Ruf und gelten als zuverlässig – insbesondere das Miyota 9015 muss sich nicht vor Schweizer ETA-Werken verstecken.

Der Knackpunkt ist aber: Das bei der AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus verbaute (und vergleichsweise günstige) Miyota 8215 hat anders als das Miyota 9015 keinen Sekundenstopp: Zieht man die Krone heraus, läuft der Sekundenzeiger weiter. Das erschwert das präzise Einstellen der Uhrzeit natürlich.

Immerhin ist das Miyota 8215 bei meiner vorliegenden Test-Uhr aber gut einreguliert (+4 Sekunden pro Tag). Ein Miyota 9015 wäre in Anbetracht des Preises von 350£ (UVP; ca. 410€) aber dennoch schön gewesen. Die Gangreserve vom Miyota 8215 beträgt über 40 Stunden.

Das Automatikwerk lässt sich durch den Saphirglas-Boden bei der Arbeit begutachten. Die Dekoration ist nicht besonders aufwendig, aber immerhin darf die Schwungmasse den Modellnamen tragen, während AVI-8 auf der Innenseite des Glases aufgedruckt ist. Ich habe für die Bilder das Licht variiert, um das zu verdeutlichen:

Gut gefallen hat mir die recht aufwendige Gravur rund um den Saphirglasboden, welche in der Preisklasse keine Selbstverständlichkeit ist.

Armband und Schließe

Die AVI-8 Pegasus kommt mit einem Armband aus Büffelleder.  Büffelleder gilt als robust und langlebig, allerdings habe ich beim Tragen das super-weiche Lederband der von mir getesteten Alexander Shorokhoff Regulator R01 schmerzlich vermisst. Im Vergleich dazu ist das Lederband der AVI-8 Pegasus etwas steif – fairerweise muss man aber dazusagen, dass die Alexander Shorokhoff Regulator R01 natürlich in einer deutlich höheren Preisklasse spielt. Die Nähte des Pegasus-Armbandes sind aber tadellos verarbeitet und der rote Rand passt sehr gut zu den roten Akzenten auf dem Ziffernblatt. Die Schließe ist gut verarbeitet und tut, was sie soll.

Wenn man auf eine etwas höherwertigere und weichere Qualität Wert legt, empfehle ich z.B. den Blick auf die von mir getesteten, handgefertigten und individualisierbaren Lederbänder von Greenpilot Watchstraps.

 

Box und Inhalt

Dieser Punkt ist ziemlich schnell abgefrühstückt: Neben einer Kurzanleitung und der Garantiekarte liegt der mit olivgrünem Textil überzogenen Box nichts bei. Die Qualität der Box geht in Ordnung und ist der Preisklasse des Modells angemessen.

AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus AV-4047-01 Box

 

Abschließend noch ein paar Wristshots und mein erster (eher unspektakulärer) YouTube-Gehversuch 😉

 

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Preis-Leistungs-Verhältnis und Fazit

Zugegeben: Eine lange und spannende Historie wie z.B. Laco hat AVI-8 sicherlich nicht. Dennoch bieten die Briten mit der AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus ein stimmiges Gesamtpaket, ohne sich grobe Schnitzer zu leisten. Die größten Negativpunkte sind sicher das Automatikwerk, das in der Preisklasse durchaus ein höherwertigeres Miyota 9015 hätte sein dürfen, sowie die gewöhnungsbedürftige Ablesbarkeit.

Ein Schnäppchen ist die AVI-8 Pegasus eher nicht: Der Preis ist nüchtern betrachtet für eine Uhr mit einem Miyota 8215 etwas zu hoch – im Vergleich dazu sind beispielsweise Junkers-Fliegeruhren mit Miyota 9015 für einen ähnlichen Preis wie die Pegasus zu bekommen (ca. 400€), allerdings im Design deutlich schlichter bzw. klassischer:

Alles in allem ist die AVI-8 Hawker Harrier II Pegasus dennoch empfehlenswert für Aviatik-Fans und Leute, die eine sehr moderne Fliegeruhr im Preisbereich um die 400€ suchen und gerne neuen Marken eine Chance geben. Das Design wird allerdings mit ziemlicher Sicherheit die Meinungen spalten – you either hate it or love it lautet die Devise.

Kurzum: Wenn einem das Modell optisch gefällt, macht man mit einem Kauf nichts falsch – es muss einem nur bewusst sein, dass man zu einem nicht zu verachtenden Teil das Design der Uhr bezahlt. Wer allerdings etwas Geduld mitbringt, kann zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht auf einen Rabatt hoffen: Bei Amazon z.B. sind teilweise recht hohe Prozente möglich.

 

Alternative zur AVI-8 Pegasus

Im Rahmen meiner Reviews präsentiere ich auch stets Alternativen anderer Hersteller – das ist bei Taucheruhren oder Beobachtungsuhren z.B. meistens recht einfach. Die AVI-8 Pegasus hat mir da schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Dennoch erinnert das Design der Pegasus an die Modelle der ebenfalls sehr jungen Uhrenmarke Sevenfriday.

Sevenfriday bricht ebenfalls mit allerlei Design-Konventionen und lässt sich das fürstlich bezahlen: Für Preise  ab ca. 1000€ bekommt man neben japanischen Automatikwerken (ebenfalls aus der günstigen 8er Miyota Reihe) sogar nur kratzempfindliches Mineralglas (!). Insbesondere letzteres ist für eine Uhr in der Preisklasse ein absolutes No-Go. Im Vergleich dazu wirkt die AVI-8 dann doch wieder fast wie ein Schnäppchen … 😉

Weitere Uhren mit ausgefallenem Design findet ihr in diesem Artikel:

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